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Altbauten in Berlin-Kreuzberg. Im Viertel könnten die Mieten durch den Mietendeckel besonders stark sinken.

© Getty Images/iStockphoto

Mietendeckel in Berlin: In zentralen Citylagen sinken die Mieten am stärksten

Wohlhabende werden vom Mietendeckel am meisten profitieren, zeigt eine Analyse. Das umstrittene Gesetz könnte die Mieten in teuren Lagen halbieren.

Elf Euro weniger Miete pro Quadratmeter und Monat im Durchschnitt in Mitte: 400 bis 500 Euro sparen Mieter pro Monat so bei einer bisher teuren Altbauwohnung.

Dies ergibt ein Vergleich zwischen den heute verlangten Mieten für Wohnungen auf der Online-Plattform „Immobilienscout24“ und der dafür maximal zulässigen Miete nach Einführung des Mietendeckels. Errechnet haben das die Betreiber der Plattform.

Etwa 100.000 Online-Inserate wurden ausgewertet

Wer eine Wohnung sucht, kennt die Adresse vermutlich: Bei „Immobilienscout24“ werden Immobilien zur Miete und zum Kauf angeboten. Und die Immobilienscouts sind nach eigenen Angaben der „mit Abstand größte“ digitale Vermittler überhaupt.

Rechtzeitig vor der Verabschiedung des Gesetzes am Donnerstag im Abgeordnetenhaus haben sie etwa 100.000 Online-Inserate ausgewertet und den Vergleich gezogen: Was werden diese Immobilien kosten, wenn der Deckel kommt.

Die wichtigste Erkenntnis: Am meisten profitieren Mieter von Wohnungen in zentralen City- oder anderen begehrten Lagen, bis hinunter zum bisher teuren Südwesten der Stadt. So betrug zum Stichtag am vergangenen Donnerstag der „Abstand“ der geforderten Nettokaltmiete zur staatlich gedeckelten Miete in Mitte 11,61 Euro je Quadratmeter und Monat.

Ähnlich groß ist der Abstand der Analyse zufolge in Kreuzberg und auch Charlottenburg. Geringer sei die Differenz in Köpenick und Spandau. Dasselbe gelte für Karow. Wobei sogar dort 66 Prozent mehr Miete für Wohnungen verlangt werden, als das angekündigte Gesetz künftig zulässt.

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Auch die Folgen des angekündigten Gesetzes glauben die Datenexperten der Immobilienplattform ausgemacht zu haben. Das Angebot an Eigentumswohnungen sei „rasant angestiegen“. 40 Prozent mehr nicht vermietete Immobilien als im Juni 2019 würden inseriert und 25 Prozent mehr vermietete Objekte. Die Immobilienscouts vermuten, dass Eigentümer fürchten, keine oder nicht ausreichende Renditen erzielen zu können. 

Angeboten würden die Wohnimmobilien trotzdem nicht zu Schleuderpreisen. Im Gegenteil, die Kaufpreise seien erneut gestiegen.

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Die politischen Ziele werden durch den Mietendeckel den Plattform-Betreibern zufolge nicht erreicht. Im Gegenteil, es entstehe eine „soziale Unwucht“, so Geschäftsführer Thomas Schroeter.

Dicht an dicht stehen Wohnhäuser. In Berlin wird der Wohnraum knapp und immer teurer. Das soll der Mietendeckel ändern.
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© Paul Zinken/dpa

Ein Musterpaar im durchgentrifizierten Mitte – er Unternehmensberater, sie Radiomoderatorin – spare monatlich „um die 400 Euro“ Miete für ihre Altbauwohnung. Der Malermeister aus Marzahn mit der Krankenschwester dagegen nur „100 bis 200 Euro“. Dass die Einsparung der Marzahner prozentual größer ist, gemessen am Einkommen, gaben die Analysten auf Nachfrage allerdings zu.

Verheerende Folgen für die Alterssicherung

Verheerende Folgen hat der Mietendeckel für das Musterpaar Mitte 50 („Hagen und Simona“), die eine Wohnung als Alterssicherung für 6000 Euro pro Quadratmeter erwarben. Während die Anleger vor dem Mietendeckel 15 Euro Miete je Quadratmeter erzielen und davon ihre Kreditraten bezahlen können, fehlen ihnen bei gedeckelten Mieten gut 8500 Euro im Jahr.

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So wie bei Hagen und Simona gerate die „Finanzierungsgrundlage“ bei etwa 120.000 Immobilienkäufern in Berlin in Gefahr. Die alle dürfen allerdings auf die Härtefallklausel hoffen, die das Mietendeckel-Gesetz für Not leidende Anleger vorsieht. Auch das gaben die Immobilienscouts im Gespräch zu. Ob die Klausel greift und unter welchen Bedingungen, sei allerdings noch unklar.

Fazit der Analyse: Der Deckel löse keine Probleme und der Fehlbedarf an Wohnungen existiere weiter.

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