zum Hauptinhalt
Bau-Unterhaltung. Vor der Arena wird es laut. Vier Bauten sollen hier bis 2018 entstehen. Alle Gebäude grenzen an den künftigen „Mercedes Platz“.

© Alexander Heinl/dpa

Mercedes-Benz-Arena in Friedrichshain: Ab jetzt unterhält der Baulärm

Am Platz vor der Mercedes-Benz-Arena wird jetzt gebaut. Nach 27 Monaten soll alles fertig sein, inkl. „Besucherzentrum".

Der große Platz vor der Arena am Ostbahnhof ist für die nächsten 27 Monate eine Baustelle. Ein blickdichter Zaun ist bereits gezogen, der Boden aufgewühlt, seit Montag ist das 200-Millionen-Euro schwere Bauprojekt „Mercedes Platz“ auch offiziell an den Start gegangen. Zum Spatenstich trat Anschutz-Entertainment-Manager Tom Miserendino an die Seite des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD). Auch Hans Panhoff (Grüne), Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, buddelte fürs Foto im Sand, obwohl er das geplante „Entertainment“-Quartier eher kritisch sieht.

Da mag geholfen haben, dass der Bezirk künftig vom Investor Anschutz 50 000 Euro pro Jahr für die Sicherung des Baudenkmals East Side Gallery bekommen soll. „Dazu haben wir uns verpflichtet“, sagt Anschutz-Sprecher Moritz Hillebrand. Allerdings müsse der Bezirk noch ein paar Voraussetzungen erfüllen. Dabei geht es offenbar um den rechtlichen Rahmen der Förderung. Es soll der Anschein vermieden werden, Anschutz bezahle für das Wohlwollen der Behörden bei der Entwicklung des Quartiers.

Der Mercedes-Platz soll das Herzstück des Viertels werden, ein Treffpunkt für die künftig 20 000 Angestellten in den umliegenden Büros und 4000 Bewohner der Wohnblöcke, die noch entstehen sollen. Der Platz verbindet die Mühlenstraße mit der Arena, an seinen Rändern entstehen zwei weitere Hotels, Büro- und Restaurantflächen, ein opulentes Bowling-Center, ein kleinerer Veranstaltungssaal, Showräume für Mercedes Benz und ein großes Kino der UCI-Gruppe. Vier Gebäude mit insgesamt 70 000 Quadratmetern Fläche sollen bis zum Herbst 2018 gebaut und bezogen werden. „Ein wichtiges Projekt, das Berlin verändern wird“, sagte Michael Müller. Er habe sich in Los Angeles angeschaut, wie so ein Entertainment-Center aussieht, wenn es fertig ist. „Es wird viele begeistern“, auch jene, die heute sagten, so etwas bräuchten sie nicht in Berlin.

Vor 15 Jahren, als US-Milliardär Anschutz hier die Flächen kaufte, gab es noch Gleisanlagen, die Reste des alten Wriezener Bahnhofs. Die folgenden Fotos zeigen Aufnahmen aus den Jahren 2002, 2004, 2007, 2009, 2011 und 2015.
Vor 15 Jahren, als US-Milliardär Anschutz hier die Flächen kaufte, gab es noch Gleisanlagen, die Reste des alten Wriezener Bahnhofs. Die folgenden Fotos zeigen Aufnahmen aus den Jahren 2002, 2004, 2007, 2009, 2011 und 2015.

© Geoportal Berlin

Immerhin wurde zum Spatenstich weit und breit kein Demonstrant gesichtet, die linke Szene hat das Anschutz-Areal offenbar schon als verlorenes Terrain abgehakt. Anschutz sei immerhin bereit gewesen, Abstriche von seinem Konzept zu machen, sagte Senatsbaudirektorin Regula Lüscher. Die geplanten Werbestelen auf dem Mercedes-Platz sollten ursprünglich „doppelt so groß“ ausfallen, auch bei den Fassaden und der Pflasterung habe man darauf geachtet, US-Standards der gewachsenen Berliner Bautradition anzupassen.

Ursprünglich sollte in das Bürohaus an der Ecke zur Mühlenstraße ein Besucherzentrum für die East Side Gallery einziehen, aber in dieser Frage wurden sich Anschutz und der Senat nicht handelseinig. Jetzt will Anschutz in eigener Regie ein Besucherzentrum einrichten, darin werde über „das gesamte Quartier informiert“, sagte Hillebrand, unter anderem über die East Side Gallery. Stärkstes Argument, sich hier umzusehen, ist der Zugang zu einer Besucherterrasse auf dem Dach, mit gutem Überblick über Spree und Mauerdenkmal. Damit entsteht neben dem vor Kurzem eröffneten „Wall-Museum“ im alten Spreespeicher bereits das zweite private Info-Angebot zur Gallery. Senat und Stiftung Berliner Mauer werkeln parallel an der Idee eines unabhängigen Dokumentationszentrums, bislang ist aber noch keine konkrete Planung bekannt geworden.

Anschutz hat die Namensrechte für Halle und Platz an den Autobauer verkauft. 20 Jahre lang darf Mercedes-Benz mit Namen und Stern das Quartier prägen. Dabei ist der eigentliche emotionale Anker die East Side Gallery. Sie zieht die meisten Touristen an und ist eine glaubwürdige Traditionsmarke an diesem Standort. Mit dem Sponsoring für die Mauer-Galerie erkennt Anschutz die Bedeutung des Denkmals für die Gegend auch an.

Die East Side steckt schon im Namen des ersten Hotels in der Gegend, außerdem soll das neue Einkaufscenter an der Warschauer Brücke „East Side Mall“ heißen – Fertigstellung ebenfalls 2018. Zalando wird seine hier geplante Firmenzentrale sicher nicht nach der ESG benennen, aber in der Werbung der im Quartier angesiedelten Firmen spielt die Gallery als positives Relikt der Geschichte meistens eine große Rolle. Für die Amerikaner ist klar, dass „Mr. Anschutz“ als erster das Marketing-Potenzial des East-Side-Quartiers erkannte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false