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Dschungelcamp-Gewinner und ehemaliger DSDS-Kandidat Menderes, fotografiert bei der Aufnahme seines neuen Videos.

© Thilo Rückeis

Menderes Bagci dreht Video in Berlin: Sein Dschungel in Kreuzberg

Seinen Erfolg im RTL-Ekel-Camp will Menderes Bagci möglichst schnell nutzen. Ein Besuch beim Videodreh im Hinterhof-Studio.

Seine großen braunen Augen wandern hektisch umher. Etwas scheu blickt er nach oben, um zu erspähen, was da vom Baum hängt. Die dünnen Beine stolpern beinahe über eine Schlange, von hinten nähert sich ein Tiger. Am schlimmsten aber sind die Mücken: So oft die Handflächen auch um sich schlagen, das Ungeziefer können sie nicht vertreiben. Cut.

Nein, das hier ist kein Urwald, die Szene spielt in einem kleinen Hinterhof-Studio in Kreuzberg und die Augen, Beine und Hände gehören auch keinem Dschungelforscher sondern Menderes Bagci, dem ewigen DSDS-Kandidaten und gerade gekürten „Dschungelcamp“-König.

Menderes produziert hier gerade sein neues Musikvideo. „Mittendrin“ heißt die Single, die er kurz vor seinem Triumph bei der RTL-Show „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ aufgenommen hat. Und weil er nach seinem Sieg im Australischen Dschungel gerade in aller Munde ist, soll das Video natürlich im Dschungel spielen. Also steht Menderes vor einer grünen Wand, stellt sich all die Tiere vor, die der Regisseur ihm immer wieder zuruft, und singt dabei tapfer in die Kamera. In der Ecke sitzt auf einem Stuhl ein Profi für Videoeffekte, am Computer wird er später aus der grünen Wand eine Melange aus Tieren und Gestrüpp zaubern.

Es strengt ihn an

So richtig passt die Vorstellung nicht ins verregnete Kreuzberg. Aber ebenso wenig hat Menderes in den Dschungel gepasst. Bei allem, was er sagt und tut, wirkt er wie ein scheues Reh. Man möchte es nicht verschrecken. Der Videodreh strengt ihn an, das ist offensichtlich. „Mir fällt es viel schwerer, vor einer Kamera und den wenigen Leuten hier zu performen, als vor 5000 Menschen oder mehr in einer Diskothek“, sagt er.

Dabei hatte er in der Vergangenheit mit wesentlich größeren Widrigkeiten zu kämpfen. Ein dutzend Mal hat er sich bei „Deutschland sucht den Superstar“ von Dieter Bohlen vorführen lassen, er hat sich wieder und wieder angehört, er habe kein Talent. Im Internet hat ihm das einige Berühmtheit eingebracht, jedoch vor allem Spott und Hohn. Die meisten anderen hätten wohl nie wieder auch nur einen Ton geträllert.

Menschliche Wärme hat ihn populär gemacht

Und Menderes? Der denkt gar nicht ans Aufhören. Er versucht es wieder und wieder. Mit Gesangsunterricht will er besser werden. „Ich weiß, dass ich kein perfekter Sänger bin“, sagt er. Aber das seien doch viele andere in den Charts auch nicht. „Hätte ich von vornherein einen guten Produzenten gehabt und wäre nicht zu Castings gegangen, würden mir die Leute heute vielleicht auf die Schulter klopfen.“

Der Dschungelkönig Menderes Bagci.
Der Dschungelkönig Menderes Bagci.

© Stefan Menne/RTL/dpa

Menderes’ Brustkorb hebt sich, er ist wütend. Niemand wird für das, was er liebt, gern verspottet. Wenn jemand Neues den Raum betritt, verunsichert das den Musiker zwar augenscheinlich, aber er geht immer gleich hin und begrüßt den Neuankömmling. Er entschuldigt sich für so ziemlich alles, beim Verabschieden mahnt er gutmütig und ernst gemeint: „Pass auf dich auf!“

Diese menschliche Wärme ist es, die ihn im Dschungelcamp so populär gemacht hat. Während sich Sechstligatrainer und Laiendarstellerinnen verbal die Augen auskratzten, war Menderes stets freundlich, offen und ertrug auch die menschenverachtenden Prüfungen, die sich die TV-Redakteure ausgedacht hatten. Diese Fernseh-Vorhölle ist schon für zahlreiche Ex-Sternchen die Endstation auf dem Weg nach unten gewesen. Für Menderes könnte sie tatsächlich eine Zwischenstopp auf seinem beschwerlichen Marsch nach oben darstellen.

„Ich habe eigentlich keine Freunde“

Noch nie wurde ein Kandidat mit so großem Vorsprung zum Sieger gewählt, im Internet wird er gefeiert. Menderes bekommt davon im Dschungel zunächst natürlich nichts mit, aber als er wieder zu Hause ankommt, wird er überwältigt von der Flut an Zuschriften. „Ich habe noch keine einzige negative Nachricht gesehen“, erzählt er und grinst schüchtern. Selbst im politisch so aufgeheizten Klima bekommt er, der einen türkischen Namen trägt, nur positiven Zuspruch. „Früher haben mir schon Leute gesagt, sie wollen nichts mit mir zu tun haben, weil ich Türke bin“, sagt er. „Heute bekomme ich Nachrichten, dass ich ein Vorbild sei.“

An so viel Unterstützung muss sich Menderes erst einmal gewöhnen. „Ich habe eigentlich keine Freunde“, sagt er. „Aber jetzt kommen auf einmal Leute zu mir und gratulieren mir, die bisher nicht einmal an meinen Geburtstag gedacht haben. Trotzdem genießt er seinen Erfolg jetzt erst einmal, er will alles auskosten. Das Video ist nur der nächste Schritt. Sein Manager kann sich vor Anrufen kaum retten, Klatschreportern lauern dem Dschungelkönig auf.

Umso wichtiger ist es seinem Team, das alles ganz schnell geht. Das Video soll noch in dieser Woche veröffentlich werden. Das Konzept dazu wurde ziemlich überstürzt entworfen, das Studio sehr kurzfristig angemietet. Damit noch Zeit für die aufwendige Nachbearbeitung bleibt, muss alles an einem Tag gedreht werden. Für Menderes bedeutet das: Er wird sich an diesem Tag noch sehr häufig imaginäre Mücken aus dem Gesicht schlagen.

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