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Berlin: Meister der Melodien

Heute feiern „Die Drei von der Tankstelle“ Premiere im Schlosspark-Theater. Die Evergreens schrieb Werner R. Heymann. Den Nachlass hütet seine Tochter

„Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“, klingt es heute Abend in der Schloßstraße 48 – zur Berliner Erstaufführung des Musicals „Die Drei von der Tankstelle“ im Schlosspark-Theater. Vor 75 Jahren feierte das Trio schon mal in Berlin Premiere – am 15. September 1930 in dem gleichnamigen Ufa-Film, der Heinz Rühmann neben Lilian Harvey, Willy Fritsch und Oskar Karlweiss den künstlerischen Durchbruch bescherte. Die unvergessenen Noten ließ sich damals ein Mann einfallen, der zwischen 1930 und 1933 in Deutschland seine Hoch-Zeit als Komponist hatte: Werner Richard Heymann (1896-1961). Der aus einer jüdischen Familie stammende, gebürtige Königsberger vertonte in Berlin filmische Mega-Hits wie „Der Kongress tanzt“ oder „Bomben auf Monte Carlo“.

1933 emigrierte Heymann aus Nazi- Deutschland. In Paris schrieb er Operetten, in London machte er mit Maurice Chevalier einen Film, und in Hollywood trug seine Musik zum Erfolg von Lubitsch-Filmen wie „Blaubarts achte Frau“ und „Ninotschka“ mit Greta Garbo bei. Dass der Komponist von Evergreens wie „Ein Freund, ein guter Freund“, „Das ist die Liebe der Matrosen“, „Irgendwo auf der Welt“ oder „Das muss ein Stück vom Himmel sein“ bis heute nicht in Vergessenheit geriet – darum kümmert sich in Berlin sein „himmlisches Mädchenkind“.

So nannte der 1951 nach 44 Hollywood-Filmen und vier Oscar-Nominierungen nach Deutschland heimgekehrte Werner Richard Heymann sein einziges Kind. Im März 1952 hatte er in Salzburg in vierter Ehe die 26 Jahre jüngere Schauspielerin Elisabeth Millberg geheiratet – im November darauf wurde Tochter Elisabeth Charlotte geboren. „Ein Herz und eine Seele waren wir“, sagte sie heute in ihrem Dachgeschoss nahe dem Kurfürstendamm. Hier wohnt die 52-Jährige, die am Salzburger Mozarteum in Musik, Theatertanz und Tanzerziehung diplomierte, seit sie vor sieben Jahren in Berlin die Liebe ihres Lebens kennen lernte und heiratete. Mit dem Wohnsitz in Charlottenburg schloss sich für Heymanns Tochter zugleich der Kreis – im selben Bezirk packte ihr Vater 1933 am Karolinger Platz 5a seine Koffer, als er Berlin den Rücken kehren musste. Seit sie in Berlin lebt, widmet sich Elisabeth Trautwein-Heymann, die auch Psychologie und Pädagogik studierte und sich zur Heilpraktikerin ausbilden ließ, zunehmend der Musik, Interpretation und Aufführung des väterlichen Werkes. War doch Werner Richard Heymann, solange er lebte, für die Tochter der Mittelpunkt des Lebens. Dass er herrlich mit beiden Ohren wackeln konnte und zweistimmig pfeifen, dass er immer im Jetzt lebte und auf eine gute Zukunft hoffte – all diese Erinnerungen hat sich die Tochter bewahrt.Viel Musik prägte ihre glückliche Kindheit in Anif bei Salzburg.

Achteinhalb Jahre war Elisabeth, als Werner Richard Heymann am 30. Mai 1961 starb – auf dem letzten Foto mit dem geliebtem Vater trägt sie noch ihr Winterdirndl. Für dessen unvergessenes Schaffen setzt sich sein „himmlisches Mädchenkind“ ein, denn: „Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder“.

Heidemarie Mazuhn

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