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In einem Waldgebiet in der Nähe des Autobahndreiecks Potsdam brannte es.

© Julian Stähle/dpa

Mehrere Brände: Brandenburger Feuerwehren sind im Dauereinsatz

Die Lage in der Mark ist nach wie vor sehr ernst – auch wenn der Großbrand bei Fichtenwalde unter Kontrolle ist. Nun ist eine Debatte über die Ausrüstung der Feuerwehren entbrannt.

Die Gefahr ist noch nicht vorüber. Aber die Feuerwehr hat den am Donnerstag ausgebrochenen Waldbrand auf einer Fläche von 50 Hektar bei Fichtenwalde am Autobahndreieck Potsdam unter Kontrolle. Der Aufwand an Technik und Personal war enorm. Mehrere hundert Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Technischem Hilfswerk waren im Einsatz. Die bereits vorbereitete Evakuierung von Fichtenwalde war nicht nötig.

Wegen Granaten-Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg und nach mehreren Explosionen am Donnerstag rückten in der Nacht zu Freitag ein Räum- und ein Löschpanzer an. Sie schlugen Schneisen in den Wald und löschten Brandnester. Von der Autobahn aus löschten Wasserwerfer der Polizei die Flammen, aus der Luft ein Hubschrauber der Bundeswehr.

Ausgelöst worden war das Feuer durch einen Böschungsbrand an der A9 – möglicherweise ausgelöst durch eine weggeworfene Zigarette. Der Einsatz könne noch einige Tage oder Wochen dauern, da sich eine dicke Glutschicht gebildet habe, sagte ein Sprecher des Landkreises Potsdam-Mittelmark. Um Löschwasser heranzupumpen, legten Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks eine rund zweieinhalb Kilometer lange Leitung durch den Wald bis in den Schwielowsee.

Die Feuerwehren sind wegen der Brände im Dauereinsatz

Es ist nicht der einzige Brand, die Feuerwehren sind im Dauereinsatz. Auch auf einem Truppenübungsplatz bei Jüterbog (Teltow-Fläming) ist auf 200 Hektar alles niedergebrannt. Wegen der Altmunition kann die Feuerwehr nur von außen löschen und das Feuer daran hindern, sich weiter auszubreiten. Auch bei Wiesenburg/Mark an der Grenze zu Sachsen-Anhalt brannte eine Obstplantage.

Die Lage werde zunehmend schwierig, sagte der Kreissprecher. Im Moment reichten die Kräfte in Brandenburg noch aus, sagte Brandenburgs Waldbrandschutzbeauftragter Raimund Engel. Aber: „Wenn wir viele Brände haben, wird es eng.“ Dann werde noch mehr Hilfe von außen nötig, etwa aus Berlin.

Unterdessen ist eine Debatte über die Ausrüstung der Feuerwehren entbrannt. Die Bundesvorsitzende der Grünen, die Brandenburgerin Annalena Baerbock, forderte angesichts des Klimawandels mehr Zusammenarbeit der Länder bei der Waldbrandbekämpfung. „Es braucht bundesländerübergreifende Katastrophenpläne, ausreichende Spezialisten und eine gute Ausrüstung zum Beispiel mit Löschflugzeugen“, sagte Baerbock.

Bislang hilft stets die Bundeswehr aus, Löschflugzeuge gibt es in Deutschland keine mehr. Eine Neuanschaffung forderten auch AfD und CDU in Brandenburg. „Gerade weil Brandenburg über zahlreiche munitionsbelastete Flächen verfügt, die unter Umständen mit herkömmlichen Löschfahrzeugen nicht erreicht werden können, kann die Anschaffung von Löschflugzeugen oder Löschhubschraubern sinnvoll sein“, sagte Jan Redmann, parlamentarischer Geschäftsführer der CDU in Potsdam.

Debatte um Löschflugzeuge

Der Sprecher des brandenburgischen Innenministeriums, Ingo Decker, wies die Forderungen zurück. „Das ist eine reine Scheindebatte“, sagte er. Löschflugzeuge würden elf Monate ungenutzt herumstehen. Entscheidend sei, dass man Löschhubschrauber bei Bedarf zeitnah bei Bundeswehr oder Bundespolizei anfordern könne. Das habe immer tadellos funktioniert, sagte Decker.

In der Vergangenheit hatte das Land bei Bränden auch Löschflugzeuge eingesetzt, zuletzt über einen privaten Dienstleister in Kyritz nordwestlich von Berlin. 2014 ging der jedoch aus Mangel an Aufträgen insolvent und verkaufte seine letzten vier Lösch- und Agrarflugzeuge nach Osteuropa und Südamerika.

Auf dem Flugplatz in Kyritz erinnert man sich noch genau an die rotlackierten Flugzeuge. „Das waren Dromedar-Flugzeuge vom Typ M18“, sagt Flugleiter Lutz Fitzner. Auch Remo Sängebusch, der als Flugzeug-Mechaniker in Kyritz arbeitet, erinnert sich: „Eigentlich waren das Agrarflugzeuge, die wir im Erzgebirge zur Waldkalkung benutzt haben.“ Im Brandfall habe man die Maschinen, die 2000 Liter Wasser fassen können, schnell umfunktionieren können. „Es war eine schöne Zeit, doch es muss auch wirtschaftlich sein.“

Der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, Hartmut Ziebs, hält Löschflugzeuge für wenig sinnvoll. „Es fehlen große Gewässer zum Tanken“, sagte er. Wenn Löschflugzeuge, wie die alten Brandenburger Modelle, nach jedem Wasserschwall landen und wieder aufgetankt werden müssten, sei das nicht effektiv. Wichtiger sei die Prävention in den Wäldern durch Schneisen und Wasseranschlüsse.

Das forderte auch Grünen-Chefin Baerbock. „Wir brauchen den Umbau von Monokultur-Kieferwäldern hin zu artenreichen Mischwäldern.“ Auch der Waldbrandschutzbeauftragte Engel sprach sich gegen Löschflugzeuge und für mehr Prävention in den Wäldern aus. „Das ist aber eine Generationenaufgabe.“

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