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Ein Intensivbett mit Beatmungsmöglichkeit.

© imago images/Max Stein

Mehr schwerkranke Covid-19-Patienten in Berlin: Kliniken verlegen planbare Operationen, weil Intensivbetten knapp werden

Die Zahl der schweren Covid-19-Fälle hat sich in zehn Tagen verdoppelt. In Berlin sind nur zwölf Prozent der Intensivplätze frei – nah an einem kritischen Wert.

Die Zahl der freien Intensivbetten in Berlin sinkt rasant. Am Donnerstag waren noch 153 Betten verfügbar, das entspricht zwölf Prozent aller Intensivbetten. Am Montag lag diese Zahl nach Angaben des Intensivregisters noch bei 201 freie Betten. Damit nähert sich die Quote rasant der kritischen Grenze von zehn Prozent, ab der Intensivmediziner dringend ein Gegensteuern empfehlen, um schwer kranke Covid-19-Patienten schnell behandeln zu können. Einige Berliner Krankenhäuser haben deshalb damit begonnen, wie bereits im Frühjahr erneut planbare Operationen zu verschieben, um Intensivbetten freizuhalten.

Zahl der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen seit 18. Oktober verdoppelt

Nach Angaben des Senats lagen am Mittwoch insgesamt 156 Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen von insgesamt rund 20 Berliner Krankenhäusern – doppelt so viele wie am 18. Oktober. Von diesen Erkrankten müssen 138 beatmet werden.

Die größte Zahl der Patienten versorgt die Charité, die als Level-1-Klinik im Rahmen des Notfallkonzeptes für die Berliner Krankenhäuser die Verteilung der Covid-19-Patienten koordiniert.

Der Auslastungsgrad der Krankenhäuser, die als Level-1- und -2-Häuser vorrangig schwer kranke Covid-19-Patienten versorgen sollen, ist sehr unterschiedlich. Das zeigt eine Umfrage des Tagesspiegel unter den 16 Berliner Level-2-Kliniken, an der sich nur das Unfallkrankenhaus Berlin nicht beteiligt hat. Vom Helios-Klinikum Berlin Buch, auf dessen Intensivstationen derzeit zehn schwer kranke Covid-19-Patienten versorgt werden, heißt es, „aktuell besteht kein Engpass, wir sind für die kommende Zeit gut vorbereitet“.

Auch das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe sieht sich noch nicht im kritischen Bereich. Von seinen insgesamt 45 Intensivbetten mit maschineller Beatmungsmöglichkeit seien sieben für Covid-19-Patienten reserviert, teilte der Geschäftsführer und Ärztliche Leiter der Klinik, Harald Matthes, mit. Zwei weitere Intensivbetten halte man für kurzfristig zugewiesene Covid 19-Patienten frei. Derzeit behandele man vier Covid-19-Patienten auf der Intensivstation.

Grenze von zehn Prozent freien Intensivbetten teils schon unterschritten

Die Johannesstift-Diakonie, in deren Level-2-Kliniken Martin Luther Krankenhaus und Evangelische Waldkrankenhaus Spandau insgesamt acht Covid-19-Patienten intensiv behandelt werden, teilt mit, dass „die freien Kapazitäten unserer Intensivstationen weiterhin über 10 Prozent der Betten“ liegen. Manche Kliniken aber bewegen sich sehr nahe der 10-Prozent-Grenze, andere sind bereits darunter.

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Vor dem Hintergrund der schrumpfenden Kapazitäten haben Krankenhäuser damit begonnen, planbare Operationen zu verschieben, um Intensivbetten freizuhalten. Das sind die Charité, die DRK-Kliniken, der Vivantes-Konzern und das Sankt Joseph-Krankenhaus.

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Die Häuser betonen, dass dies aber keine Patienten betreffe, bei der die Behandlung unaufschiebbar ist. „Lebensbedrohliche Erkrankungen, dringende Eingriffe wie Tumor-Operationen und Notfälle werden grundsätzlich weiterhin ohne Einschränkung behandelt“, teilt beispielsweise Vivantes mit.

Vivantes will 20 Prozent der Intensivbetten für Covid-19-Patienten reservieren

Zudem baue man die Anzahl der Intensivbetten aus, sagte ein Vivantes-Sprecherin, so dass die für Covid-19-Patienten reservierten Kapazitäten „nach Vorgabe des Senats auf 20 Prozent“ steigen sollen.

Die höchste Zahl an freien Intensivbetten wurde in Berlin Mitte Mai registriert. Laut dem Intensivregister standen damals 485 Intensivbetten leer. Seitdem ist die Zahl um 68 Prozent gesunken. Aber auch in anderen Bundesländern sind die Ressourcen rückläufig.

Zum einen wurde aufgrund des begrenzten Fachpersonals die Zahl der Intensivbetten nach dem Abflauen der ersten Corona-Welle wieder reduziert, zum zweiten kommen saisonal bedingt im Herbst viele Patienten mit anderen Erkrankungen auf die Intensivstationen und schließlich steigt die Zahl der Patienten, bei denen Covid-19 einen so schweren Verlauf nimmt, dass sie auf der Intensivstation behandelt werden müssen.

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