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Wartebereich. Am Lageso hat sich die Lage gebessert, in den Turnhallen nicht.

© picture alliance / dpa

Mehr Personal fürs Berliner Lageso: Weniger Flüchtlinge - nicht weniger Arbeit

Auch wenn täglich nur noch 50 geflohene Menschen in Berlin ankommen, betreut werden Zigtausende. Und die Turnhallen sind voll.

Von Sandra Dassler

Die Schließung der Balkanroute und die Tatsache, dass derzeit sehr viel weniger Flüchtlinge in Berlin ankommen, führt nicht zu weniger Arbeit für die Beschäftigten am Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso). Das sagte der Sprecher der Sozialverwaltung, Sascha Langenbach, am Sonntag dem Tagesspiegel. Zwar sei die Zahl der in Berlin ankommenden Flüchtlinge von täglich rund 1000 Menschen im Herbst 2015 auf 50 in der vergangenen Woche gesunken, das habe aber zunächst nur Auswirkungen auf die Erstregistrierung.

12.000 kamen seit Jahresbeginn

Bereits seit Ende Januar gebe es keine Registrierungrückstände mehr, sagte Langenbach weiter. Die Zahl der zu betreuenden Flüchtlinge sei aber weiter sehr hoch. Seit Jahresbeginn seien etwa 12.000 Menschen nach Berlin gekommen, 2015 waren es 79.000 Flüchtlinge, von denen mehr als 55.000 blieben. Bei den meisten ist das Asylverfahren noch nicht abgeschlossen.

Das Lageso registriert alle neu angekommenen Flüchtlinge in der Kruppstraße. Die ersten Leistungen wie elektronische Gesundheitskarte, BVG-Willkommensticket, Kostenübernahme für Unterbringung und Verpflegung, Taschengeld und eine medizinische Untersuchung erhalten die Flüchtlinge in der Bundesallee, wo auch für viele das Asylverfahren durch das dort ansässige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge beginnt. In der Turmstraße werden dann die weiteren Leistungen für alle Berlin zugewiesenen Menschen gewährt.

Lob für Mitarbeiter

„Trotz derzeit geringerer Zugänge gehen wir daher davon aus, dass es zusätzlichen Personalbedarf beim Lageso gibt“, sagte Langenbach. Das Landesamt war in der Vergangenheit immer wieder wegen unhaltbarer Zustände in die Kritik geraten. Berater von McKinsey hatten im Herbst vergangenen Jahres kostenlose Unterstützung angeboten, die sie wegen der Vorwürfe um Ex-SPD-Staatssekretär Lutz Diwell am Freitag einstellten.

Sebastian Muschter, einer der Berater, hatte im Januar bei McKinsey gekündigt und war auch auf Wunsch von Sozialsenator Mario Czaja (CDU) zum kommissarischen Lageso-Chef geworden. Ihm ist es nach Ansicht von Flüchtlingshelfern zu verdanken, dass sich vieles verbessert hat – auch, was die Motivation der Lageso-Beschäftigten angeht. Großes Lob erhalten auch die Mitarbeiter der Wohnraumvermittlung für geflüchtete Menschen. Dafür hat die Sozialverwaltung im Rahmen eines Pilotprojektes einen Vertrag mit dem Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk (EJF) abgeschlossen – mit einer Laufzeit bis zum 31. Dezember.

Projekt muss ausgeschrieben werden

„Wir sind aber dazu verpflichtet – auch aufgrund eines Hinweises des Landesrechnungshofs –, die unterstützenden Leistungen für die Vermittlung von Wohnungen auszuschreiben“, sagte Langenbach: „Unser Ziel ist es, ab 1. Januar 2017 weitere Unterstützung eines externen Dienstleisters oder freien Trägers zu bekommen. Dabei wäre nach einer erfolgreichen Beteiligung an der Ausschreibung durch das EJF auch eine weitere Kooperation mit diesem Träger möglich.“

Knapp zehntausend in Turnhallen

Mehr als 2000 Wohnungen wurden durch die EJF-Mitarbeiter im vergangenen Jahr an Flüchtlinge vermittelt. Der Bedarf ist nach wie vor riesig, denn im Gegensatz zu vielen anderen Orten Deutschlands sind die Turnhallen in Berlin noch fast vollständig belegt. Dort warten derzeit knapp zehntausend Menschen auf eine menschenwürdigere Unterbringung.

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