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Ein von Promenaden begrenzter Mittelstreifen vom Fernsehturm bis zur Spree – so sieht es der Sieger-Entwurf der Landschaftsarchitekten des Büros „RMP Stephan Lenzen“ vor.

© Visualisierung: RMP Stephan Lenzen

„Mehr Mitte geht ja gar nicht“: Gestaltung des Rathaus-Forums – Berlin-Mitte bekommt Mauerpark

Weniger Autos, Raum für Sport, Picknick und Demos: Die Pläne fürs Rathaus- und Marx-Engels-Forum stehen. Und Streit um Denkmalschutz ist vorprogrammiert.

Wenn Superlative für einen Ort angemessen sind, dann wohl für den Bereich zwischen Fernsehturm und Spree, Rotem Rathaus und Karl-Liebknecht-Straße: „Mehr Mitte geht ja gar nicht“, sagt Berlins Senator für Stadtentwicklung und Wohnen Sebastian Scheel (Linke). Und da zur Gestaltung dieses Zentrums vom Zentrum die Würfel gefallen sind, muss wohl von einem „Meilenstein“ gesprochen werden, wie Umwelt- und Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) sagte.

„RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten“ mit Büros in der War-einmal-Hauptstadt Bonn und Köln behaupteten sich gegen mehr als 50 Wettbewerber. Sie setzten die von den Berlinern gewünschten und vom Abgeordnetenhaus verabschiedeten Leitlinien für einen grün durchsetzten, offenen Ort für alle nach Überzeugung der Jury unter Leitung von Klaus Overmeyer am besten um.

Vorgeschlagen haben sie einen von Promenaden begrenzten grünen Mittelstreifen vom Fernsehturm bis zur Spree. Zum Ufer hin im Bereich des heutigen Marx- Engels-Forums öffnet sich die Anlage trichterförmig und man erreicht über Terrassen eine Wasserfläche mit Fontäne vor der Spree. Die Pointe ist die Ausrichtung der Anlage: nicht auf die massive, viel gescholtene Rückseite des Humboldt-Forums, sondern auf den Dom.

Um ans Ufer zu gelangen, gibt es Rampen und keine Barrieren. Streit ist zu erwarten, weil die kreisförmige Anlage des Marx-Engels-Forums – Teil des unter Denkmal stehenden Ensembles – aufgelöst ist, zu dem acht Edelstahlstelen gehören. Nur das Denkmal der beiden Philosophen bleibt in den Plänen erhalten.

Baustadtrat fordert "Verkehrsberuhigung"

Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe lobte den Entwurf auch dafür, dass er Rathaus- und Marx-Engels-Forum miteinander verbindet und eine „Verkehrsberuhigung“ vorschlägt. Die mehrspurige Spandauer Straße erlaubt zurzeit kein einfaches Wechseln von einem zum anderen Forum. In der Jury sei diskutiert worden, ob die Straße nicht heute schon verengt werden könne, im Vorgriff auf die Umsetzung der Pläne im Jahr 2024.

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Ruhig soll es künftig auf dem Areal zugehen. Kein Rummel und Büdchenzauber, sondern zur Kontemplation einladen sollen die Freiflächen im Zentrum der Anlage. An den südlichen Rändern soll es Platz für Sport geben. Ob Fußballkäfig, Basketballkörbe oder Skateranlage – das sollen spätere „Bürgerbeteiligungsformate“ ergeben.

Unterm Pflaster liegt die Grundmauer

Dass hier einmal die Altstadt Berlins war und unter dem Pflaster eben kein Sand, sondern Funde und Fundamente liegen, daran erinnern die Landschaftsplaner nicht. Gothe sagte, dass bereits im Flächennutzungsplan von 1994 der Bereich als „freizuhaltende Fläche definiert“ worden sei. Das „Planwerk innere Stadt“ von 2010 habe diese „Vorprägung“ als „grüner Ort“ bestätigt.

Die damalige Senatsbaudirektorin Regula Lüscher hatte dafür mit kräftigen Bildern etwa von einem großen See und anderen Landschaftsbildern geworben und gegen die Befürworter einer Rekonstruktion der Altstadt geworben. Heute sagt Umweltsenatorin Günther: „Starke Hitze, die sich mit Starkregen abwechselt“, bestimme die Zukunft vieler Metropolen. Mit Regenmanagement, viel Schatten für die Menschen und Grün könne man dem entgegenwirken. Und das leiste der Entwurf.

Mehr oder weniger Bäume?

Ob das wirklich so ist, bleibt abzuwarten. Denn damit der neue Ort am Spreeufer entstehen kann, müssen Bäume abgeholzt werden. Planer Lenzen versicherte aber, dass die Baumbilanz durch Pflanzungen an anderer Stelle positiv gegenüber dem gegenwärtigen Zustand sei. Auch würden an vielen Stellen betonierte oder gepflasterte Flächen entsiegelt.

Nicht so vor dem Roten Rathaus. Dort ist in dem Entwurf „Ortbeton“ gegossen. Man habe die Stelle „markieren“ wollen, weil dort eben auch demonstriert und diskutiert werden soll und darf, Demokratie ausgelebt. Ob es bei diesem Baustoff bleibt für diesen Berliner „Speakers Corner“? Das wird die Zukunft zeigen: Es müsse noch an vielen Details der Planung nachgearbeitet werden, sagte Jurypräsident Overmeyer.

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