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Der Mauerpark soll schöner werden.

© Daniel Reinhardt/dpa

Mauerpark „nicht mehr kontrollierbar“: Pankow will mobilen Alkoholverkauf im Park erlauben – das wäre berlinweit einmalig

Der Bezirk gibt den Kampf gegen illegale Alkoholhändler im Mauerpark auf. Er will Schanklizenzen ausgeben – als „lebenspraktische Lösung“.

Von Christian Hönicke

Legale „Bier-Walker“ – also mobile Bierverkäufer – könnte es bald im Mauerpark geben. In der beliebten Grünanlage sind illegale Händler seit Jahren ein Problem – insbesondere der Verkauf von Alkohol stört Polizei, Bezirksamt und Anwohner. Nun hat das Ordnungsamt die Lösung gefunden: Es will den bislang untersagten mobilen Alkoholhandel im Park kurzerhand erlauben.

Amtlich zugelassene Bierverkäufer in einer Grünanlage nach dem Prinzip der mobilen Würstchenverkäufer („Grill-Walker") - das wäre nicht nur in Berlin, sondern wohl auch deutschlandweit ein Novum. Diesen Vorschlag brachte die Vertreterin des Ordnungsamt nach Aussage mehrerer Beteiligter beim Runden Tisch zum Mauerpark vor zwei Wochen.

Die Runde im Rathaus Pankow kam anlässlich der jüngsten Erweiterung des Parks zusammen. Dabei waren neben dem Ordnungsamt auch Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke), die Polizei, die „Freunde des Mauerparks“, das Grünflächenamt, das Umweltamt und die landeseigene GrünBerlin, die den Park betreut.

Alkoholverkauf in Parks ist verboten – der Bezirk will eine Ausnahme

Die bisher illegalen Händler sind bekannt, es sind seit Jahren zum großen Teil dieselben Personen. Seit Anfang Juni schickt das Ordnungsamt zwar sogenannte Parkläufer durch den Mauerpark, doch die dürfen nur höflich bitten und nicht ahnden. Die besonders hartnäckigen Händler lassen sich davon nicht vertreiben, weil sie (meist zu Recht) darauf setzen, dass das Ordnungsamt selbst nicht vorbeikommt.

Deshalb will das Ordnungsamt das feuchtfröhliche Treiben nun am liebsten legalisieren. Das amtliche Argument war einfach wie verblüffend: Weil es nicht genügend Mitarbeiter zur Kontrolle habe, schlage man vor, künftig Ausschanklizenzen für die fliegenden Bierhändler zu vergeben. Und man könne den Alkoholverkauf auch deswegen erlauben, „weil ja der Bedarf da sei“.

Das Treiben im Mauerpark sei „nicht mehr kontrollierbar“

Nach Aussagen von Beteiligten einigte sich die Runde unter Moderation von Bürgermeister Benn darauf, das „als Option überdenken“ zu wollen. Auf Nachfrage bestätigte Benn dies: „Wir haben ein Problem mit illegalem Handel und wir suchen nach lebenspraktischen Lösungen. Da sind wir noch nicht am Ziel.“

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Als „praktischen Ansatz“ sieht auch Pankows Ordnungsstadtrat Daniel Krüger (für AfD) den Vorstoß seiner Mitarbeiterin. Zwar sei eine solche mobile Bewirtschaftung nach dem Grünanlagengesetz nicht vorgesehen. Doch man wolle schauen, ob es für den Mauerpark eine Ausnahme geben könne.

„Er ist eben keine normale Grünanlage, sondern zumindest an den Sonntagen eine Eventfläche“, sagte Krüger. Angesichts vieler tausend Besucher etwa beim berühmten Karaoke sei der Park von seinem Amt „nicht mehr kontrollierbar. Das Ordnungsamt ist mit dem Personal nicht dazu angelegt, solche Massenveranstaltungen zu bespielen.“

„Die Politik hat den Bedarf selbst geschaffen“

Dabei habe die Politik das Dilemma selbst geschaffen. „Der Mauerpark ist von einer Grünanlage zu einem Kulturstandort entwickelt worden“, sagt Krüger. „Viele politischen Vertreter wünschen sich, dass hier Musik und Kunst zelebriert werden. Dazu gehört der Bedarf nach Alkohol, er wurde also durch die Politik mitgeschaffen.“

Derzeit werde dieser Bedarf nicht legal abgedeckt, „nun muss man darüber nachdenken, wie man das auflöst“. Die Entscheidung treffe aber nicht das Ordnungsamt, sagte Krüger:  „Flächeneigentümer ist das Grünflächenamt, die müssen darüber befinden.“

Allerdings werde man das Problem auch mit Ausschanklizenzen nicht komplett lösen können, gab die Vertreterin des Ordnungsamts bereits in der Runde zu. Denn wer nun mit und wer ohne Lizenz im Park verkaufe, das werde man leider auch nicht kontrollieren können. Wegen des Personalmangels.

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