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Auf drei Etagen kann jeder seine passende Maske in der Maskworld finden.

© Doris Spiekermann-Klaas

Masken zum Gruseln: Das Grauen hat viele Gesichter

Halloween ist da und das heißt: Gruselige Wesen bevölkern die Stadt. Ein Laden in Mitte hat sich auf die passende Ausrüstung spezialisiert.

Monster-, Zombie- und Vampirfratzen, grauenhafte Fingernägel, eine abgetrennte Hand: Wer die schwarz gestrichenen Räume von Maskworld in der Oranienburger Straße betritt, könnte sich im Requisitenlager eines Horrorfilms wähnen – und ist in der Regel erst mal überfordert. Anna Sydow nennt das auch den „Wonderland Effekt“. Die 37-Jährige ist Verkäuferin bei Maskworld und kümmert sich darum, dass die Kunden auf den fünf Stockwerken finden, wonach sie suchen. Denn das ist bei mehr als 4 000 Produkten gar nicht so einfach. In den Tagen vor Halloween werden die Neuankömmlinge am Eingang dazu noch von einem breitschultrigen Security-Mann begrüßt. „Denn an Halloween befinden wir uns im Ausnahmezustand“, berichtet Sydow, „die Kunden stehen manchmal bereits ab 10 Uhr am Vormittag Schlange.“

Das war nicht immer so. Als Roman Matthesius und Georg Dittrich den Laden vor gut 19 Jahren gründeten, hätten die beiden Ur-Köpenicker nie gedacht, dass sie für ihr Geschäft mal Sicherheitspersonal benötigen würden. Die Idee zu einem Laden für Verkleidungen und Masken aller Art stammt von Matthesius. Bereits als Jugendlicher war er leidenschaftlicher Fan von Live-Rollenspielen, bei denen man sich einem Motto entsprechend verkleidet und für einen oder mehrere Tage eine Figur imitiert. Auf einem Prager Flohmarkt stieß Matthesius dann auf eine Reihe von Masken aus Schaumlatex, die täuschend echt aussahen und die er in Deutschland so noch nicht gesehen hatte. Sein Schulfreund Georg Dittrich war sofort von der Idee begeistert, sich mit diesen Masken selbstständig zu machen. Da die beiden mit ihren Anfang 20 keine großen Rücklagen hatten, verlief die Geschäftsgründung im Jahr 1999 erst mal in kleinem Rahmen. Statt eine Ladenfläche anzumieten, bastelten sie eine Website. Verkauft wurde online, gelagert und verpackt bei ihnen zu Hause.

Und der Online-Shop kam an, die Verkaufszahlen stiegen und 2001 eröffneten Matthesius und Dittrich gegenüber vom damaligen Tacheles ihren ersten Laden. 2014 folgte die Vergrößerung mit dem Laden am Hackeschen Markt, wo sich Maskworld bis heute befindet. Dazu wurde in Schöneweide, wo auch der Vertrieb sitzt, eine eigene Latex- und Ledermanufaktur aufgebaut. Auch einige der Kostüme werden dort selbst entwickelt.

Nonnen und Mönche stehen dieses Jahr hoch im Kurs

„Besonders gefragt sind dieses Jahr Kostüme mit bunten Farben, Perlen und Strasssteinen“, sagt Mitarbeiterin Sydow, „also Grusel gepaart mit Glamour.“ Auch Nonnen und Mönche stehen hoch im Kurs – und von diesem Trend ist Sydow tatsächlich selbst überrascht. Den Grund, warum ihre Kunden momentan auf biedere Kutten stehen, vermutet sie in dem Horrorfilm „The Nun“, der gerade in den Kinos läuft. „Und Klassiker wie die Zombie-Cinderella, die Mumie oder Frankenstein gehen natürlich immer – Hauptsache, gruselig.“ Halloween sei für viele Menschen eben eine tolle Gelegenheit, aus ihrer Rolle auszubrechen, sich neu zu erfinden.

Der Meinung sind auch Katy und Charlie. Die beiden 17-Jährigen freuen sich auf Halloween und wollen am Abend des 31. Oktober gemeinsam um die Häuser ziehen. Katy weiß auch schon genau, wie sie Angst und Schrecken verbreiten will – und zwar als Pest-Doktor. Zu Hause hat sie schon fast alles, was sie dafür braucht: Einen schwarzen Zylinder, einen dunklen Mantel, der bis zum Boden reicht, und einen Stock. Ihren Vater hat sie gebeten, mit dem 3D-Drucker eine Vogelmaske mit extra langem Schnabel auszudrucken. „Da wurden früher Kräuter reingetan, damit man die verfaulten Leichen nicht riechen musste“, erklärt Katy. „Der Stock war wichtig, damit die Ärzte die Kranken nicht anfassen mussten.“ Das Einzige, was der 17-Jährigen jetzt noch fehlt, sind Kontaktlinsen, die ihre Augen ganz weiß aussehen lassen.

„Kontaktlinsen sind tatsächlich sehr beliebt“, sagt Anna Sydow. Das liege vor allem daran, dass sie mit wenig Aufwand einen unheimlichen Verfremdungseffekt hervorrufen. Denn wenn die Iris der Augen plötzlich rot leuchtet oder sich die Pupillen bis zu den Rändern weiten, wirke das auf das ganze Gesicht und die Person, die die Linsen trägt, sei kaum wiederzuerkennen.

In diesem Jahr wird sich am meisten vor der Donald-Trump-Maske gegruselt.
In diesem Jahr wird sich am meisten vor der Donald-Trump-Maske gegruselt.

© Doris Spiekermann-Klaas

Die "Maskworld" profitiert von der großen Berliner Festival- und Fetisch-Szene

Auch Sabine Woitscheck ist wegen der Kontaktlinsen zu Maskworld gekommen. Sie ist zum ersten Mal hier. Ganz so professionell und ausgefallen wie Katy und Charlie geht die 30-Jährige nicht an die Sache ran. Sie will sich als Zombie verkleiden. „Ich brauche im Grunde nur ein paar zerfledderte Klamotten“, sagt sie. Dazu etwas auftoupierte Haare und die Kontaktlinsen als Highlight. Sie stöbert noch ein bisschen herum, dabei fällt ihr auf, dass es viele Outfits gibt, die eher sexy als gruselig sind: Kurze Röcke mit Rüschen, Latex und Wespentaille. Nicht so ganz ihr Ding.

Dass es in dem Laden so viele aufreizende Kostüme gibt, liegt auch an der großen Berliner Festival- und Fetisch-Szene, erklärt Anna Sydow.

Auch die Verkäuferin wird sich verkleiden. Als was, will sie noch nicht verraten. Gefeiert wird am Sonnabend gemeinsam mit dem Team im Astra Kulturhaus in Friedrichshain, wo die alljährliche Maskworld-Halloween-Party stattfindet. Dieses Jahr steht das Event unter dem Motto „Team Glamour/ Team Horror“. Ob es glitzert oder blutig wird – Hauptsache, man fällt aus der Rolle.

Maskworld Halloween Party, 3. November, ab 22 Uhr, Astra Kulturhaus in der Revaler Straße 99. Eintritt 10 Euro. Tickets unter www.maskworld.com.

Auch interessant: Halloween im Kino Babylon

Das Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz fährt an Halloween groß auf: Zum zehnten Mal wird der schaurigste Tag des Jahres mit einer Live-Vorstellung der „Rocky Horror Picture Show“ gefeiert. 22 Uhr geht’s los, Tickets (13 Euro) gibt es unter www.babylonberlin.eu. Und wer für die „Nosferatu“-Vorstellung mit Orchester um 19.30 Uhr keine Tickets mehr bekommen hat, hat am Freitagabend noch zweimal die Chance, den Murnau-Klassiker von 1922 zu sehen. Wenn es ein bisschen kinderfreundlicher sein darf: Der Tierpark Friedrichsfelde ist normalerweise ein idyllischer Ort, verwandelt sich aber am Mittwoch von 12 bis 21 Uhr in einen mystischen Wald für Familien im Gruselfieber. Schminkstände, ein Laternenlauf um 17 Uhr und ein Spaziergang durch den finstersten Teil des Tierparks um 17.30 Uhr gehören zum Programm, an dem sich auch Schauspieler aus dem Berlin Dungeon beteiligen – alles enthalten in den Eintrittskarten. Und im Waldhochseilgarten Jungfernheide wird ab 18 Uhr verkleidet geklettert. (Tsp)

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