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Die Salvador-Allende-Brücke über die Müggelspree ist für zehn Monate gesperrt.

© imago/Bernd Friedel

Update

Marode Brücken in Berlin: Salvador-Allende-Brücke in Köpenick bis Jahresende gesperrt

Die nächste Brücke in Berlin bröckelt: Die Salvador-Allende-Brücke über die Müggelspree ist seit Donnerstagabend dicht für den Autoverkehr - für zehn Monate.

Wieder bröckelt eine Brücke in Berlin dermaßen, dass sie für den Autoverkehr gesperrt werden muss. Die marode Salvador-Allende-Brücke, die über die Müggelspree führt und das südliche Köpenick sowie die Plattenbausiedlung, das Allende-Viertel, mit dem nördlichen Teil und Mahlsdorf verbindet, ist seit Donnerstagabend geschlossen.

Die Senatsverwaltung für Verkehr teilte mit, dass bei einer planmäßigen Überprüfung des Bauwerks derart gravierende Schäden festgestellt wurden, dass die Sperrung „zwingend erforderlich“ sei. Radfahrer und Fußgänger können die Brücke weiterhin passieren.

Die Sperrung wird Monate dauern, bis der erste Bauabschnitt des ohnehin geplanten Brückenneubaus beendet ist. Das soll den Planungen zufolge Ende dieses Jahres sein. Die Verwaltung prüft aber, ob der Bau beschleunigt und früher beendet werden kann. Anwohner rechnen mit einem Verkehrsinfarkt von und nach Köpenick. Auch die Strecke über Müggelheimer Straße und die „Lange Brücke“ Richtung Westen ist chronisch überfüllt, so dass sich der Verkehr dort heftig staut.

Die BVG musste kurzfristig ein neues Routenkonzept für Buslinien umsetzen

Die plötzliche Sperrung der Brücke erfordert auch von der BVG ein rasches Handeln: Schon am Abend sollte ein neues Routenkonzept für die betroffenen Linien X69, 169 und 269 sowie die Nachtlinie N67 umgesetzt werden. „Alle Linien auf eine Umleitung durch die Köpenicker Altstadt zu schicken, würde die zu erwartende Stausituation zusätzlich verschärfen“, sagte BVG-Buschef Torsten Mareck. Der 269er-Bus übernehme die kleinteilige Anbindung durch die Altstadt. Die anderen Linien würden geteilt oder weiträumig umgeleitet. Fahrgäste können an den Knotenpunkten dann auch auf die Straßenbahn umsteigen.

Den BVG-Planungen zufolge fährt die Linie X69 ab der Friedrichshagener Straße über die Bellevuestraße und zurück über Seelenbinder- und Bahnhofstraße. Die Linie 169 wird aufgeteilt. Teil eins fährt vom U-Bahnhof Elsterwerdaer Platz über die Bellevuestraße und zurück über Friedrichshagener Straße und Bahnhofstraße. Teil zwei fährt von Müggelheim, Odernheimer Straße, zum Müggelschlößchenweg. Die Linie 269 fährt die Umleitung durch die Köpenicker Altstadt über Lindenstraße, Alt-Köpenick, Müggelheimer Straße, Salvador-Allende-Straße zum Müggelschlößchenweg.

Die Brücke verbindet das südliche Köpenick, die Plattenbausiedlung und das Allende-Viertel mit dem nördlichen Teil und Mahlsdorf.
Die Brücke verbindet das südliche Köpenick, die Plattenbausiedlung und das Allende-Viertel mit dem nördlichen Teil und Mahlsdorf.

© Pieper-Meyer/Tsp

Zuletzt war die Brücke nur einspurig zu befahren

Die Salvador-Allende- Brücke mit einst vielen Fahrspuren war schon in der Vergangenheit ein Nadelöhr. Sie war zuletzt in jeder Fahrtrichtung nur einspurig zu befahren. Außerdem durften Fahrzeuge dort nicht schneller als mit zehn Stundenkilometern unterwegs sein. Bereits 2014 wurde der Westteil der Brücke gesperrt, er wurde im Zuge des laufenden Neubaus der Brücke abgerissen. Bei den Kontrollmessungen zeigte sich jetzt, dass sich der noch vorhandene östliche Teil der Brücke, über den bis jetzt der Verkehr rollte, unter der Belastung geneigt hat. „Hierdurch entsteht eine irreversible Verdrehung der alten Brücke, die zu einer gravierenden Überlastung der Konstruktion geführt hat“, heißt es in einer Erklärung der Verwaltung. Ein weiterer Auto-Verkehr sei nicht verantwortbar.

Der jetzige Brückenbau, einschließlich der Stützbauwerke, wurde in den Jahren 1979-1981 als Spannbetonbauwerk errichtet. Die Brücke hat Schäden an den Spannstählen und durch Alkali-Kieselsäure-Reaktion am Beton – umgangssprachlich Betonkrebs genannt.

Ab 2020 sollte die Verbindung Menschen aus dem Osten der Stadt zum BER leiten

Viele der 1085 Berliner Brücken sind marode. Erst im November war bekanntgeworden, dass die Elsenbrücke in Friedrichshain abgerissen und neu gebaut werden muss. Sie ist eine der wichtigsten Spreequerungen in der Innenstadt, 55 000 Autos pro Tag rollen darüber. Ab 2020 sollte die Verbindung Menschen aus dem Osten der Stadt zum BER leiten. Nun müssen sich Autofahrer bis etwa 2028, wenn der Neubau fertig sein soll, über eine Behelfsbrücke schieben.

Die achtspurige Mühlendammbrücke in Mitte wird in den kommenden Jahren ebenfalls zur Großbaustelle. Planer urteilten auch in diesem Fall: nicht sanierungsfähig, ein Neubau muss her. Die Brücke verlängert die chronisch verstopfte Leipziger Straße nach Osten und trägt 72 000 Autos pro Tag. Nun sollen im Jahr 2022 die Bagger anrücken, wie lange die Arbeiten dauern, ist offen.

Ein Neubau für die längste Brücke Berlins ist seit langem beschlossen

Ein prominenter Fall ist ebenso die Rudolf-Wissell-Brücke, die längste Brücke Berlins im Westen der Stadtautobahn. 180 000 Autos fahren hier täglich entlang, der Neubau der Verbindung ist seit langem beschlossen. 200 Millionen Euro muss der Bund als Bauherr dafür kalkulieren, Baubeginn ist frühestens 2023.

Im Westen der Stadt haben die Bewohner noch den jüngsten Verkehrsalbtraum in Erinnerung: die Freybrücke über die Havel in Spandau, deren Abriss und Neubau ihnen Geduld abverlangte. Nach sechs Jahren Bauzeit – mehr als ursprünglich veranschlagt – gaben die Konstrukteure Anfang 2018 die letzte Fahrspur frei.

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