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Sawsan Chebli und Michael Müller kandidieren beide für den Bundestag in Charlottenburg-Wilmersdorf.

© imago images/Stefan Zeitz

„Man beißt nicht die Hand, die einen gefüttert hat“: SPD-Verordnete findet es falsch, dass Chebli antritt

Eine SPD-Politikerin aus Tempelhof-Schöneberg wettert gegen Chebli. Weil Müller sie gefördert habe, sollte sie nicht antreten, sagt Ingrid Kühnemann.

Heftig wird derzeit darüber diskutiert, dass die SPD-Staatssekretärin in der Senatskanzlei, Sawsan Chebli, in Charlottenburg-Wilmersdorf gegen ihren Chef, den Regierenden Bürgermeister Michael Müller antritt und sich dort ebenfalls um die Kandidatur für den Bundestagswahlkreis bewirbt. Jetzt löste ein Tweet der sozialdemokratischen Bezirksverordneten Ingrid Kühnemann aus Tempelhof-Schöneberg einige Aufregung aus. „Unmöglich diese Frau. Man beißt nicht die Hand, die einen gefüttert hat“, hatte Kühnemann am Freitagnachmittag geschrieben.

Andere User warfen der Lokalpolitikerin daraufhin ein Weltbild aus den fünfziger Jahren vor.

Ingrid Kühnemann (links) mit ihren Töchtern Andrea (Mitte) und Melanie (rechts), aufgenommen am 27. Juni 2019.
Ingrid Kühnemann (links) mit ihren Töchtern Andrea (Mitte) und Melanie (rechts), aufgenommen am 27. Juni 2019.

© Kitty Kleist-Heinrich

„Ich finde es unglücklich, dass Sawsan Chebli kandidiert“, sagt Kühnemann, die am Samstag ein wenig erstaunt darüber ist, dass der Tweet solche Wellen schlägt. Chebli sei stark von Müller gefördert worden, dass Kühnemann es deswegen von ihr nicht richtig finde, gegen ihn anzutreten.

„Ich bin sehr dafür, dass Frauen antreten“

Sollen Frauen in der Politik Männern gegenüber also zurückstehen? „Nein, natürlich nicht. Ich bin sehr dafür, dass Frauen antreten“, sagt Kühnemann, die seit 35 Jahren der Bezirksverordnetenversammlung angehört und damit eine der dienstältesten Bezirksverordneten in Berlin ist. Ihre Töchter sind dafür beste Beispiele. Melanie Kühnemann-Grunow sitzt seit 2016 im Abgeordnetenhaus und leitet dort den BER-Untersuchungssausschuss. Andrea Kühnemann war lange Jahre Personalratsvorsitzende im Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg und ist stellvertretende Bezirksleiterin der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.

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Natürlich sei es Cheblis gutes Recht, sich um ein Bundestagsmandat zu bewerben, das habe sie gar nicht in Abrede stellen wollen, sagt Kühnemann. „Aber ich bin ein emotionaler Mensch.“ Und dann müsse eine Reaktion manchmal eben direkt raus.

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