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Abba – fast nackt und nur mit Silberfolie bedeckt.

© Wolfgang Heilemann

„Mamma Mia“ kehrt nach Berlin zurück: Kindergarten mit Starbesetzung

Das Musical „Mamma Mia“ kommt wieder in die Hauptstadt. Und der Fotograf Wolfgang Heilemann erinnert sich an seine Zeit mit Abba.

Die Aufnahmen für Ilja Richters legendäre Hit-Show „Disco“ waren schon im Gang an jenem Februartag 1976. Gleich sollten Abba zum ersten Mal dort ihren neuen Song „Mamma Mia“ singen. Aber vorher gab es noch ein Fotoshooting. Wolfgang „Bubi“ Heilemann, der die Gruppe zunächst als Fotograf des Jugendmagazins „Bravo“ von Anfang an begleitet hatte, experimentierte an jenem Tag mit großen goldenen Buchstaben, um den Bandnamen zu formen.

Da erschien der Aufnahmeleiter und holte Björn, Agnetha, Benny und Anni-Frid auf die Bühne. Mit Schrecken sah Heilemann, dass Benny das „B“ verkehrt herum gehalten hatte. Als er um die Wiederholung des Shootings bat, beugten sich Björn und Benny über das vermeintlich missglückte Bild. Es gefiel ihnen so, wie es war. Das Abba-Markenzeichen war geboren. „Nicht mal ich durfte es danach ohne Erlaubnis verwenden“, erzählt Heilemann, inzwischen 76 Jahre alt, im Theater des Westens. Aus dem Lied ist längst ein Musical geworden. „Mamma Mia“ kehrt nun nach Berlin zurück.

Zwei Jahre vor dem Erlebnis mit der Band, im April 1974, war Heilemann nach Brighton gefahren, um Stars beim Grand Prix zu fotografieren, der damals noch nicht European Song Contest hieß. Er hatte sich auf die Hoffnungsträger konzentriert, Olivia Newton-John, auch die Deutschen Cindy und Bert. Den Schweden räumte man damals kaum Chancen ein. Als Heilemann bei der Generalprobe „Waterloo“ hörte, war er elektrisiert: Das Lied fuhr ihm in die Glieder.

Björn, Agnetha, Benny und Anni-Frid beim Grand Prix 1974 in Brighton. Dort gewannen die schwedischen Außenseiter mit „Waterloo“.
Björn, Agnetha, Benny und Anni-Frid beim Grand Prix 1974 in Brighton. Dort gewannen die schwedischen Außenseiter mit „Waterloo“.

© Wolfgang Heilemann

„Irre Klamotten trugen die auch, und schön waren sie!“ Vorsichtshalber wollte er ein Foto machen. „Ihr werdet gewinnen“, prophezeite er der Gruppe. Quatsch, habe Björn gesagt. „Wir haben keine Chance.“ Sie wetteten um eine Flasche Champagner. Der Sieg mit „Waterloo“ war der Beginn einer Weltkarriere. Mit 400 Millionen verkauften Tonträgern gehören Abba heute zu den erfolgreichsten Bands der Musikgeschichte. Dabei existierte die Gruppe nur von 1972 bis 1982. Aber die Hits von Björn Ulvaeus und Benny Anderson blieben, von „The Winner Takes it All“ bis „Thank You For the Music“.

Abba und der Fotograf Wolfgang Heilemann teilen eine Vorliebe für schrille Klamotten.
Abba und der Fotograf Wolfgang Heilemann teilen eine Vorliebe für schrille Klamotten.

© Wolfgang Heilemann

Nach dem Grand-Prix-Erfolg hatte Heilemann erst Mühe, zu den Siegern durchzudringen. Björn winkte ihm zu, um die Wette einzulösen. Bald war man verabredet zum Fotoshooting in Schweden. Irgendwann kam die Frage auf, ob die Fotos nicht auch für Plattencover und Promotions verwendet werden dürften. Auch da einigte man sich. Mit den Bandmitgliedern teilte Heilemann eine Vorliebe für bunte, poppige Klamotten. Oft hatte er eine ganze Kollektion dabei an Strapsen, wallenden Gewändern und lustigen Hüten. „Das war wie beim Kindergeburtstag“, erinnert er sich. Man probierte und alberte herum. Als der Spaß am Verkleiden aufhörte, war es auch bald mit der Band vorbei. Aber nicht mit der Musik, die immer wieder gute Laune machte.

Mit Hilfe einer „Bravo“-Leserin gelang es Heilemann sogar, den tot geglaubten Vater von Frida zu finden. Die Geschichte vom deutschen Soldaten, der sich von ihrer norwegischen Mutter verabschiedete und auf ein Schiff stieg, das angeblich unterging, gab der Leserin wegen des Namens zu denken. Den trug auch ihr Onkel, ein Konditor in Karlsruhe. Die Familienzusammenführung sei erfolgreich gelungen, erzählt Heilemann. Der Stolz auf den Coup ist ihm immer noch ins Gesicht geschrieben. Gut erinnert er sich auch, wie Benny davon träumte, dass ihn seine Musik überleben würde, so wie Beethovens Musik den Komponisten überlebt hat. „Er hat ja sogar seinen Sohn Ludvig genannt.“

Zeitzeuge. Wolfgang Heilemann, hier auf einem Foto von 2009, mit einer Aufnahme vom Shooting-Set.
Zeitzeuge. Wolfgang Heilemann, hier auf einem Foto von 2009, mit einer Aufnahme vom Shooting-Set.

© Westermann/Imago

Manchmal knisterte es auch. Über ein Foto, das die Band fast nackt, nur mit Silberfolie bedeckt zeigt, hat sich Björn später auch mal mokiert, es aber danach als Scherz abgetan. Wenn Heilemann in Stockholm ist, steigt er in Bennys Hotel „Rival“ ab, trinkt seinen Kaffee in Björns Café „Mamma Mia“. Er kann sich vorstellen, dass die Band im Rahmen eines virtuellen Auftritts wieder zusammenkommt. Live wohl eher nicht.

Am Vorabend der Hochzeit des schwedischen Königs Carl Gustaf mit der ehemaligen deutschen Olympia-Hostess Silvia Sommerlath führten Abba im Sommer 1976 ihren Megahit „Dancing Queen“ erstmals in der Königlichen Oper in Stockholm auf. Auf dem Cover war, ebenfalls zum ersten Mal, das spiegelverkehrte „B“ zu sehen, das vermeintliche Missgeschick aus der Disco-Show.

„Mamma Mia“, Theater des Westens, 21. September bis 19. April. Täglich außer montags zu verschiedenen Uhrzeiten. Weitere Infos und Tickets unter www.stage-entertainment.de oder Tel. 01805 / 44 44.

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