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Französischer Ku’damm. Im Maison de France gibt es – bislang – nicht nur Sprachkurse, sondern auch Theateraufführungen und andere kulturelle Veranstaltungen. Und es laufen natürlich Filme im Kino Cinema Paris im Erdgeschoss.

© IMAGO

Maison de France und Niketown schließen: City-West im Wandel: Au revoir, Kurfürstendamm

Das Maison de France wird verkauft, die Zukunft des Cinema Paris ist unklar. Auch Niketown schließt. „Die Händler hier sollen sich warm anziehen“, sagen City-West-Kenner.

Eine der bekanntesten Einrichtungen in der City West verlässt den Ku’damm: Wie der Tagesspiegel erfuhr, soll das Institut Français im Haus „Maison de France“ geschlossen werden; darin befindet sich das berühmte Cinema Paris.

Und ein paar hundert Meter weiter schließt in diesem Sommer auch das Kaufhaus Niketown, das sich seit 14 Jahren an der Tauentzienstraße befindet. Niketown-Mitarbeiter nennen als letzten Verkaufstag den 11. Juni. Angeblich soll ein neuer Standort im Europa-Center gefunden sein; was dann aber mit dem großen Kaufhaus passiert, ist unklar.

Mit dem Institut Français am U-Bahnhof Uhlandstraße wäre ein besonders prestigeträchtiges Haus betroffen. Der französische Botschafter Maurice Gourdault-Montagne will auf Geheiß des Außenministeriums schnellstmöglich das französische Kulturinstitut verkaufen. Der Grund: Frankreich muss sparen.

Erlebniswelt am Ende. Seit 1999 gibt es Niketown, doch Mitte Juni gibt der US-Konzern das Sportkaufhaus auf. Schon jetzt reagiert darauf übrigens Karstadt Sport im Neuen Kranzler-Eck, dort öffnet am Donnerstag ein hauseigener „Nike Football Shop“.
Erlebniswelt am Ende. Seit 1999 gibt es Niketown, doch Mitte Juni gibt der US-Konzern das Sportkaufhaus auf. Schon jetzt reagiert darauf übrigens Karstadt Sport im Neuen Kranzler-Eck, dort öffnet am Donnerstag ein hauseigener „Nike Football Shop“.

© Thilo Rückeis

Im Institut Français stünden die Mitarbeiter unter Schock, sagt Betriebsrätin Nathalie Lakotta. „Wir kämpfen schon lange um dieses Haus. Und jetzt das.“ Wie die französische Botschaft bestätigt, soll das Haus mit der denkmalgeschützten Fassade veräußert werden, um Kosten zu drücken. Ein Teil des Erlöses will die Botschaft in Umbauarbeiten stecken, denn das Kulturinstitut soll in die Botschaft an den Pariser Platz ziehen. Dafür muss deren Gebäudeteil zur Wilhelmstraße hin umgebaut werden, um den Publikumsverkehr zu erleichtern. Ein Umzug des Instituts sei 2015 denkbar, hieß es, verkaufen will man so schnell wie möglich. Umziehen müsste dann auch der Botschafter selbst: Seine Dienstwohnung im obersten Stock der Botschaft soll ebenfalls umgenutzt werden.

Nun fürchtet das Institut Français – dort arbeiten 50 Menschen – um seine Existenz. „Wenn wir umziehen, werden wir Besucher verlieren und damit Einnahmen. Wir sind aber gehalten, uns selbst zu finanzieren. Das kann unser Ende sein“, sagt Lakotta. Mit dem Maison de France, wie sie im Volksmund heißt, würde Berlin ein Symbol der deutsch-französischen Beziehungen und eine weitere kulturelle Einrichtung verlieren. Seit 1950 organisiert das Haus Ausstellungen, Sprachkurse und andere Aktivitäten, um die französische Kultur zu fördern. Es gab auch dunkle Zeiten: Am 25. August 1983 starb ein Mann bei einem terroristischen Bombenanschlag.

Somit droht auch dem Cinema Paris im Erdgeschoss das Aus. Das Kino zeigt hauptsächlich französische Filme und wird seit 1994 von der Yorck-Kinogruppe betrieben. Diese war bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen. Zwar wolle man weiter an einem Ort für französischen Film in Berlin festhalten, das müsse aber nicht das Kino am Ku’damm sein, heißt es dazu in der Botschaft. Im Übrigen habe der Senat weder protestiert noch sein Bedauern ausgedrückt.

Und wie geht es im Sportkaufhaus an der Nürnberger Ecke Tauentzienstraße weiter? Dort hatte Niketown seit 1999 seinen Sitz. Seit vorigem Jahr wird in der Branche über den Umzug diskutiert. Ein Nike-Sprecher sagte, man habe einen Standort für „einen neuen Store am Tauentzien“ gefunden. Nach Tagesspiegel-Informationen handelt es sich um die zwei Etagen von Esprit im Europa-Center am Breitscheidplatz, wo ein neuer Nike-Laden 2014 eröffnen könnte. Ob das Geschäft, das vor allem ein geändertes Konzept ermöglichen soll, wieder Niketown heißen wird, steht noch nicht fest. Bisher belegt das Sportkaufhaus an der Tauentzienstraße zwei Etagen mit 3500 Quadratmetern Fläche. Der Eigentümer, eine Immobilienholding aus Bayern, hatte das Haus nach den Bedürfnissen des Hauptmieters bauen lassen.

Trotz der neuesten Entwicklungen geht der Aufstieg der City West weiter. Im einstigen Kino Filmbühne Wien öffnet voraussichtlich am ersten Mai-Wochenende der erste Berliner Apple-Store, außerdem sollen in diesem Jahr die Läden und Lokale ins modernisierte Bikini-Haus an der Budapester Straße ziehen. In wenigen Wochen eröffnet ein neues Flaggschiffgeschäft an der Tauentzienstraße Ecke Rankestraße – es handelt sich um eine Filiale der US-Modekette „Forever 21“, die in die vier Etagen der vor einem Jahr geschlossenen Buchhandlung Hugendubel zieht. Neben dem Zoofenster-Hochhaus wird gerade ein zweiter 118-Meter-Turm gebaut, und im Baudenkmal Haus Cumberland am Ku’damm ziehen nach den Läden bald auch die Wohnungseigentümer ein. Am Kurfürstendamm haben sich zudem viele Luxusgeschäfte angesiedelt.

Die preisgünstigen Modeläden an der Tauentzienstraße müssten sich aber „warm anziehen“, sagt Gottfried Kupsch, Immobilienunternehmer und Vorstandsmitglied der AG City: Ihnen erwachse gerade eine starke Konkurrenz am Leipziger Platz in Mitte, wo 2014 ein Shoppingcenter mit 270 Läden öffnen soll.

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