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In der Klima Bubble kommt der Klimawandel hautnah rüber.

© Super in Berlin

Madagaskar: Virtuelle Reise in die Welt des Klimawandels

Mithilfe von künstlicher Realität kommt die Erderwärmung auf die Grüne Woche.

Wie der Klimawandel das Leben der Menschen in Madagaskar schon heute verändert, können Besucher der Grünen Woche noch bis Sonntag in einer sogenannten Klima Bubble erleben. In dem kuppelförmigen Zelt entführt ein siebenminütiger Film auf die Insel im Indischen Ozean. Das Besondere: Mit Virtual-Reality-Brillen kann man in dem Film frei umherschauen, so, als ob man wirklich vor Ort wäre.

Eine Säule in der Mitte der Klima Bubble erzeugt weitere Sinneseindrücke: Befinden sich die Zuschauer inmitten eines ausgetrockneten Flussbetts, gehen Infrarotstrahler an und es wird richtig warm. Tief hinunter kann man in das Loch schauen, das die Anwohner in den Sand graben, um ein bisschen Wasser zu schöpfen. „Schon morgens um fünf Uhr fangen wir an“, erzählt eine Frau. Auch die Kinder müssen helfen und können deshalb nicht zur Schule gehen.

Es folgt ein Schnitt und der Wechsel zu einer anderen Szene am Meer: Hier, wo der steigende Meeresspiegel an den Häusern nagt, weht eine sanfte Brise. Dass der Wind aus Computerventilatoren in der Säule stammt, bekommt man in diesem Moment gar nicht mit. Mit dem Boot geht es weiter am Strand entlang, wo einst Mangrovenwälder wuchsen. Doch Bauern, die wegen der langjährigen Dürre ihr Land verlassen mussten, haben die Bäume zum Teil gefällt, um Holzkohle zum Kochen herzustellen und zu verkaufen.

„Man denkt wirklich, man steht mittendrin“

Die Idee für die Klima Bubble entstand, als das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) für eine Jugendmesse nach einer Möglichkeit suchte, über den Klimawandel aufzuklären, ohne zu belehren. „Mithilfe der virtuellen Realität können Inhalte viel einfacher übermittelt werden. Sie ist das perfekte Instrument, um ins Gespräch zu kommen“, sagte ein Sprecher des Ministeriums. „In Madagaskar wird die Lebensgrundlage der Menschen durch den Klimawandel bedroht: Die Flüsse trocknen aus, Zyklone vernichten ganze Ernten und damit die Lebensgrundlagen der Menschen“, berichtet er.

Für das BMZ sei wichtig, den Zusammenhang von Klima- und Entwicklungspolitik darzustellen. „Madagaskar unterstützen wir zum Beispiel mit Projekten zum Küstenschutz und zur Anpassung der Landwirtschaft an extreme Wetterverhältnisse.“

Auch bei der Klima Bubble gab es eine enge Zusammenarbeit, berichtet Andreas Köster von der Berliner Firma Garamantis, die die Steuerung von Film, Virtual-Reality-Brillen und Klimaturm entwickelte. Sie arbeitete mit dem Modellbauer Frank Fietzek von Werkstatt 4 zusammen, der den Turm baute. Die Künstler von Plastique Fantastique stellten die Bubble her, die Ausstellungsbauer von Rotes Pferd machten den Metallbau für die Kuppel. Den 360-Grad-Film drehte die Berliner Agentur Clipessence nach einem Drehbuch der Agentur Super an der Spree, die das Projekt koordinierte.

Beteiligt war auch der Geruchshersteller Magic Box, der etwa zu den Bildern aus dem Flussbett den Duft von Sand beisteuerte. Diese Komponente ging in der großen Halle auf der Grünen Woche aber etwas unter.

Ihr Ziel hat die Präsentation trotzdem erreicht: „Es war irritierend und ein Erlebnis für sich“, sagte Katrin Buchholz aus Greifswald nach dem Besuch der Kuppel. „Man sieht es hier in Europa nicht, dass diese Folgen durch den Klimawandel entstehen. Aber sowas kann bei uns ganz genauso passieren“, meinte sie. Ingrid Specht aus Berlin hat es ähnlich erlebt: „Es war sehr plastisch. Man denkt wirklich, man steht mittendrin.“ Nur etwas fehlte ihr: „Es wird nicht gezeigt, dass die Industrieländer für den Klimawandel verantwortlich sind.“

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