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Technikfans kommen auf der ILA auf ihre Kosten. Das Brettspiel zum Pannen-Airport passt da nicht hinein, finden die Veranstalter.

© imago/China Foto Press

Luftfahrtmesse bei Berlin: Satirisches BER-Spiel darf nicht zur ILA

Werbung für das Flughafenspiel „UnberechenBER“ ist auf der Luftfahrtmesse ILA nicht erwünscht. Dabei dreht sich hier alles um Flugzeuge.

Das Flughafenspiel „UnberechenBER“, eine Erfindung aus dem lärmgeplagten Bohnsdorf, funktioniert wie umgekehrtes Monopoly. Wer am meisten Steuermilliarden verbrennt, ohne den Flugbetrieb irgendwie ins Laufen zu bringen, gewinnt. Eine Brettspielvariante der Realsatire BER, völlig harmlos. Oder doch nicht?

Bastian Ignaszewski, der Marketingbeauftragte des Erfinderteams, wollte auf der Internationalen Luftfahrtausstellung (ILA) in der nächsten Woche in Selchow für „UnberechenBER“ werben, erhielt aber eine Absage: „Nach intensiver Rücksprache mit dem ILA Projekt-Team müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass die Anfrage als thematisch unpassend eingestuft worden ist.“

Offenbar möchte sich die ILA nicht mit dem BER-Desaster in Verbindung bringen lassen – eine Anfrage bei der Messe Berlin als Kooperationspartner der ILA blieb unbeantwortet.

Die ILA hat selber Finanzsorgen

Die Luftfahrtausstellung hat selber mit Finanzproblemen zu kämpfen. Von einem Defizit in Höhe von mehreren Millionen Euro ist die Rede, im rot-rot-grünen Senat gebe es deshalb wenig Bereitschaft, die Messe in Berlin zu halten. Offiziell möchte sich die Senatsverwaltung für Wirtschaft dazu nicht äußern. „Bis 2020 ist die ILA vertraglich am Standort gesichert“, sagte ein Sprecher. Wesentlich für die Zukunft seien die Wirtschaftlichkeit der Messe und die Nichtgefährdung des künftigen Flugbetriebs am BER, der im Herbst 2020 endgültig an den Start gehen soll. „Gespräche über die Zukunft der ILA laufen derzeit.“

Beim Flughafenspiel darf jeder Milliarden in den Sand setzen.
Beim Flughafenspiel darf jeder Milliarden in den Sand setzen.

© promo

Die alle zwei Jahre stattfindende Flugzeugshow am Rand des BER werde im Flughafenspiel nicht thematisiert, sagt Ignaszewski. Geplant war auch kein Messestand, sondern nur eine Werbeaktion mit Flyern und Aufklebern. Die ILA versteht sich als Branchentreff und Imagemesse für die Flugzeugindustrie, da passt ein komplett technikfreies Brettspiel wohl nicht ins Konzept.

Auch Kinder bekommen viel zu sehen

Als Familienevent versteht sich die ILA aber allemal. Nach den Tagen für das Fachpublikum von Mittwoch bis Freitag öffnet die Ausstellung am Wochenende, 28. und 29. April, für das normale Publikum. Kinder zwischen drei und zwölf Jahren können im messeeigenen Kindergarten mit Mal- und Bastelstraße, Videospielen, einer Kuschel- und einer Bauecke abgegeben werden. Das Angebot für Familien ist kostenlos.

Natürlich geht es vor allem um große Flugzeuge, die A 350 von Airbus, den Eurofighter, die neuesten Drohnen. Die Bundeswehr zeigt angeblich „ihre gesamte fliegende Ausrüstung“, 17 Flugzeuge sollen in einer Flugparade über die Köpfen der Zuschauer hinwegdüsen.

Es geht auch um Nachwuchsgewinnung. In einem CareerCenter geben Unternehmen Einblicke in den Berufsalltag, Hochschulen zeigen ihr Studienangebot – vom Tourismusmanager bis zum Raumfahrtingenieur. „Auf der ILA trifft sich die weltweite Raumfahrt-Community und zeigt die größte Ausstellung ihrer Branche in Europa.“ Klingt erst mal spannend. Am Samstag sollen im „ILA Space Pavillon“ in der Halle 4 ehemalige Astronauten über ihre Erfahrungen im All berichten.

Der BER schädigt das Renommee des Standortes

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt hat seine Dependance in Adlershof. In der weiteren Umgebung gibt es Luftfahrtunternehmen wie Rolls Royce in Dahlewitz, die Lufthansa trainiert Crews aus aller Welt an Simulatoren in Schönefeld. Die Region hat Potenzial für eine große Luftfahrtmesse. Nur der BER schädigt das weltweite Renommee des Luftfahrtstandortes Berlin-Brandenburg.

Spieleentwickler Ignaszewski will „UnberechenBER“ trotz Werbeverbotes auf der ILA präsentieren. Wie das unerwünschte Spiel auf das Messegelände geschmuggelt werden soll, muss er natürlich für sich behalten.

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