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Der Lokführer dieses Triebwagens starb durch den Sturm.

© dpa Zentralbild

Update

Lokführer vom Baum erschlagen: Sturm „Ignatz“ fordert Todesopfer in Brandenburg

Beim ersten Herbststurm des Jahres ist in Brandenburg ein Mann ums Leben gekommen. Ein Lokführer wurde von einem Baum erschlagen.

Durch das Sturmtief „Ignatz“ ist am Donnerstag ein Lokführer eines Regionalzuges in Brandenburg ums Leben gekommen. Das bestätigte eine Sprecherin des Brandenburger Polizeipräsidiums. Der 50-Jährige hatte am Mittag auf der Fahrt von Eberswalde nach Templin seinen Zug auf freier Strecke gestoppt, um einen Ast von den Gleisen zu räumen. Dabei stürzte ein weiterer Baum auf ihn. Der Lokführer erlag noch auf dem Weg ins Krankenhaus seinen schweren Kopfverletzungen.

Am Donnerstag waren in der Region Sturmböen von mehr als 90 km/h registriert worden. Der Rekordwert von 104 km/h wurde an der Messstation in Berlin-Wannsee registriert. In den Abendstunden flaute der Wind etwas ab. Auch am Freitag gab es vereinzelte Sturmböen.

Mehrere Menschen wurden verletzt. In Schlieben (Landkreis Elbe-Elster) mussten zudem zwei schwer verletzte Menschen aus einem Auto befreit werden. Auf der Autobahn 19 (Rostock-Berlin) wurde ein Kleintransporter von einer Böe gegen die Leitplanke geschleudert. Der 30-jährige Fahrer wurde leicht verletzt, der Transporter zum Totalschaden. Nach Angaben der Polizeidirektion Nord ist der Mann angesichts des Sturms zu schnell gefahren.

Auf der Bundesstraße 169 zwischen Plessa und Kaupen drängte eine Windböe ein Auto an den Straßenrand, über die Leitplanke und gegen einen Baum. Nach Polizeiangaben vom Freitag wurde der 21 Jahre alte Fahrer nur leicht verletzt und ebenfalls im Krankenhaus behandelt. Die Bundesstraße blieb für zwei Stunden vollständig gesperrt.

In Südbrandenburg waren am Donnerstag zeitweise 3600 Haushalte ohne Strom. Auch am Freitagmorgen war die Versorgung in 1000 Haushalten noch unterbrochen, teilte die Mitteldeutsche Netzgesellschaft Strom mit. Umstürzende Bäume hatten an mehreren Stellen Leitungen zerstört. Betroffen waren vor allem die Landkreise Spree-Neiße und Oberspreewald-Lausitz. Die Reparaturen sollten am Freitagabend beendet sein.

Umgestürzte Bäume, abgedeckte Dächer

Überall in Brandenburg ließ der Sturm Bäume umstürzen und Dachziegel durch die Gegend fliegen. Die Regionalleitstelle Lausitz in Cottbus sprach von 652 Einsätzen bis zum frühen Freitagmorgen. Neben umgestürzten Bäumen habe es auch häufig Einsätze wegen abgedeckter Dächer gegeben, wie ein Sprecher sagte.

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Die Regionalleitstelle Oderland in Frankfurt (Oder) zählte am Donnerstag rund 500 sturmbedingte Einsätze. „Es findet sich immer noch der eine oder andere umgestürzte Baum, aber im Großen und Ganzen ist es vorbei“, sagte ein Sprecher am Freitag.

Die Regionalleitstelle für die Stadt Brandenburg an der Havel sowie die Landkreise Potsdam-Mittelmark und Teltow-Fläming mussten am Donnerstag zu 308 Sturmeinsätzen ausrücken. „Es gab kein spezielles Gebiet, es gab Einsätze überall“, sagte eine Sprecherin. Größtenteils seien es auch hier umgestürzte Bäume oder abgerissene Dachrinnen gewesen.

Ausnahmezustand bei der Berliner Feuerwehr

Die Berliner Feuerwehr rückte am Donnerstag zu mehr als 370 wetterbedingten Einsätzen aus. Zwischen 10 und 19 Uhr galt der sogenannte Ausnahmezustand. Dies bedeutet, dass Einsätze nach ihrer Wichtigkeit abgearbeitet wurden und nicht nach Reihenfolge. Zudem wurden Erkunder losgeschickt in den einzelnen Bezirken und die Freiwilligen Feuerwehren alarmiert.

In Berlin wurde eine Frau von einem Ast leicht verletzt, hieß es bei der Feuerwehr. Am Freitag gab es bis zum Nachmittag keine Sturmschäden mehr, später flaute der Wind ab.

Sturm entwurzelt Bäume in Berliner und Brandenburger Parks

In den Potsdamer Welterbe-Parks Sanssouci und Babelsberg richtete der Sturm große Schäden an. Im Park Sanssouci seien neun große Bäume entwurzelt oder umgerissen worden, sagte der Sprecher der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Frank Kallensee, am Freitag. Außerdem seien mehrere dicke Äste abgebrochen. Im Park Babelsberg seien größere Teile von zwölf Baumkronen abgebrochen.

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Auch der Berliner Schlossgarten Charlottenburg ist von Sturmschäden betroffen: Dort sind dem Sprecher zufolge zwei Bäume und drei Kronen beschädigt worden. „Jeder Baum ist ein immenser Verlust für die Gartenkunstwerke“, sagte Kallensee. Die Gehölze seien ohnehin schon wegen des Klimawandels und der Dürrejahre geschädigt.

Wegen weiterer Sturmwarnungen entschied sich die Stiftung, alle Parks und Schlösser in Berlin und Brandenburg auch am Freitag geschlossen zu lassen. Die Ausnahme sei nur das Schloss Charlottenburg, da es ohne Bäume in der Nähe zugänglich sei. Bereits am Donnerstag waren fast alle Anlagen der Stiftung wegen des Sturms geschlossen geblieben. Am Samstag solle alles wieder regulär öffnen, sagte der Sprecher.

Lokführer starb kurz nach dem Unfall

Am Donnerstag hatte die Brandenburger Polizei zunächst nicht mitgeteilt, wie schwer der Lokführer des Regionalzuges verletzt worden war. Dass er kurz nach dem Unfall gestorben ist, wurde erst am Freitag bekannt. Ein Fahrgast und ein zweiter Bahnmitarbeiter hatten den Verunglückten sofort unter dem Baum hervorgezogen und gegen 12.50 Uhr Feuerwehr und Polizei alarmiert.

Er sollte mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik gebracht werden, noch während des Fluges verstarb der 50-Jährige. Dies berichtete ein Beamter der örtlichen Polizeiinspektion. Das Unglück geschah auf freier Strecke zwischen den Stationen Milmersdorf und Ahrensdorf. Die Linie RB63 wird von der privaten Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) betrieben. 

Die Strecke von Eberswalde nach Templin war erst 2018 wiedereröffnet worden. Eigentlich war der Betrieb zunächst auf drei Jahre befristet, der Test wurde wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verlängert auf 2022. Dauerhaft soll die Strecke nur betrieben werden, wenn genügend Fahrgäste das Angebot nutzen. (mit dpa)

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