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Lockerungen, Gratis-Schnelltests, mehr Impfungen: Hoffen auf die Pandemie-Wende – mit diesen Maßnahmen

Spätestens im April soll massenhaft geimpft worden – auch in Berlin. Dazu sollen Schnelltests Lockerungen ermöglichen. Wie kommen die Maßnahmen voran?

Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci und Bundesfamilienministerin Franziska Giffey haben sich um die Bilder bemüht. Die beiden Sozialdemokratinnen zeigten sich am Montag gut gelaunt zwischen Helfern, Soldaten und Ärzten im Corona-Impfzentrum im Ex-Flughafen Berlin-Tempelhof.

Ab Dienstag sollen dort 200 Astrazeneca-Dosen pro Tag verimpft werden. Liefert der Bund mehr, steige die Zahl auf bis zu 3300 Impfungen täglich – spätestens im April werde massenhaft Impfstoff verfügbar sein.

Neben den Impfungen gelten Schnelltests als ein Weg, um bald Lockerungen zu ermöglichen, ohne neue Massenansteckungen zu provozieren. Das Angebot kostenloser Corona-Schnelltests steht – zumindest vielerorts. Andererseits konnten viele Arztpraxen und Apotheken noch gar nicht loslegen – und verweisen teils ratlos auf den Bund. Ein Überblick, wie die Maßnahmen voranschreiten, die uns aus der Pandemie führen sollen.

Wie und wo kommt man zu einem kostenlosen Schnelltest?

Die Gesundheitsverwaltung hat 16 Testzentren eingerichtet, um allen Berlinerinnen und Berlinern einmal pro Woche einen kostenlosen Schnelltest anbieten zu können. Sie sind etwa notwendig, wenn man „gesichtsnahe Dienstleistungen“ in Anspruch nehmen will. Für die vier großen (West: Kurt-Weiß-Sporthalle, Grunewald; Zentral: Poststadion, Moabit; Süd: Carl-von-Ossietzky-Schule, Kreuzberg; Ost: Max-Taut-Schule, Lichtenberg) ist keine Anmeldung erforderlich. Bei den zwölf kleineren muss man zuvor über die Website test-to-go.berlin einen Termin buchen.

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Am Montag waren bereits 10.000 Termine bis zum Ende der Woche vergeben. Sollte der Schnelltest positiv ausfallen, muss das Ergebnis durch einen PCR-Test bestätigt werden. Das soll in den meisten Fällen im selben Zentrum möglich sein.

Weil die Kapazitäten nicht reichen werden, ruft das Land auch Apotheken, Ärzte und andere private Anbieter auf, sich über die Website testen-lernen.de/berlin als „Teststellen to go“ zertifizieren zu lassen. Dass tatsächlich jeder nur einen kostenlosen Schnelltest pro Woche macht, ist nach Angaben der Gesundheitsverwaltung übrigens nicht gesichert. Der Fokus lag offenkundig auf der schnellen Bereitstellung der Testmöglichkeiten.

Wie werden bei Positivergebnissen die anschließenden PCR-Tests gewährleistet?

Die Schnelltests werden von geschultem Personal vorgenommen, die dazu Wattestäbchen tief in die Nase oder den Rachen einführen. Das Ergebnis soll binnen 15 bis 30 Minuten vorliegen, sodass man es noch vor Ort erfährt. „Grundsätzlich gilt, wer einen positiven Schnelltest hat, muss sich sofort absondern und sich zwingend mit einem PCR-Test nachtesten lassen“, sagte Senatorin Kalayci, die am Sonntag das Testzentrum in der Max-Taut-Schule in Lichtenberg besuchte.

Auch dieser PCR-Test sei kostenlos. Wo man ihn machen kann, sollen die Betroffenen in den Testzentren erfahren. Positive PCR-Testergebnisse melden die Labore dem jeweiligen Gesundheitsamt. Sie sind dafür zuständig, dass die Betroffenen sich zu Hause in obligatorische Quarantäne begeben.

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Warum kann Berlin viele Schnelltests anbieten – und Brandenburg nicht?

Tatsächlich waren die Tests am Montag bundesweit noch nicht überall verfügbar. Für die Bereitstellung sind die Bundesländer verantwortlich. Die Stadtstaaten Berlin und Hamburg konnten ein breiteres Angebot gewährleisten. Bayerns Regierungschef Markus Söder (CSU) machte im ZDF-Morgenmagazin am Montag deutlich, dass sein Bundesland viele Millionen Schnelltests vorbestellt habe.

In Brandenburg allerdings sind die Schnelltests noch nicht überall erhältlich. „Das war natürlich extrem kurzfristig“, sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Montag in einer Sondersitzung des Gesundheitsausschusses im Landtag. Das Angebot sei „noch in keinster Weise flächendeckend vorhanden“. Einige kreisfreie Städte böten die Tests bereits an, einige Landkreise bräuchten noch einige Zeit. Allerdings hat sich nur ein Achtel der Apotheken im Bundesland bereiterklärt, die Schnelltests anzubieten.

Weil die Testverordnung des Bundes noch nicht vorliege, habe der örtliche Gesundheitsdienst die Apotheken noch nicht mit den Tests beauftragt, sagte der Sprecher des Apothekerverbands. Vor wenigen Tagen warf Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) der Bundesregierung gravierende Defizite bei der Vorbereitung der Schnelltests vor. „Ich habe kein Verständnis dafür, warum Selbsttests, die jetzt auf den Markt kommen, in Discounter gehen, aber nicht geordert worden sind für Kita und Schule“, sagte Schwesig.

Angesichts der bundesweiten Lockerungen hat der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, mehr Tempo beim Angebot kostenloser Schnelltests gefordert. Vorerst rechnet der Städte- und Gemeindebund aber nicht mit hohem Andrang.

Wie ist der Impfstand in Berlin – und wie die Perspektive?

Bundesweit sind dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge drei Prozent der Bevölkerung voll gegen das Coronavirus geimpft, 6,2 Prozent haben die erste Dosis erhalten. Bei den Erstimpfungen führt Bremen mit einer Quote von 7,1 Prozent, Brandenburg ist mit 5,1 Prozent Letzter – bei den Zweitimpfungen liegen Berlin und Rheinland-Pfalz mit 3,5 Prozent vorn. „Wir werden völlig andere Debatten führen“, sagte Bundesfamilienministerin Giffey, „nämlich darüber, wie wir die vielen Impfdosen schnell einsetzen können.“ Sie selbst habe „Listen“ gesehen, aus denen hervorgehe, dass es absehbar deutlich mehr Impfstoff geben werde.

Auch wenn die Impfzentren dann voll ausgelastet wären, ergänzte Senatorin Kalayci, müssten die erhältlichen Dosen nicht nur dort verimpft werden. Wie berichtet, sollen in Berlin in den nächsten Tagen 100 niedergelassene Ärzte erste chronisch kranke Patienten gegen Sars-Cov-2 impfen.

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Warum steht Berlin beim Impfen besser da als andere Bundesländer?

Fachleute schreiben dies drei Faktoren zu: Erstens sei die Stadt eben eine Metropole und kein Flächenland – anders als in Brandenburg müsse niemand mehr als eine Stunde fahren, um an ein Impfzentrum zu gelangen. Dann gebe es in Berlin eine überdurchschnittlich hohe Ärztedichte – in Berlin kommen 154 Bewohner auf einen praktizierenden Mediziner, im Bundesschnitt sind es 207.

Wobei sich das Potenzial der Ärzte erst zeigen wird, wenn die zuständige Kassenärtzliche Vereinigung unter den niedergelassenen Medizinern durchsetzt, dass sie tatsächlich Corona-Impfungen massenhaft durchführen. Drittens wurden in den Pflegeheimen und Kliniken in den ersten Wochen schon Zehntausende geimpft. Kenner der Abläufe berichten, dass dies beispielsweise in Brandenburg deutlich schlechter funktionierte.

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