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Buchcover von Werner Liersch "Dichterland Brandenburg"

© promo

Literarischer Streifzug durch die Mark: Willkommen im Dichterland Brandenburg

Werner Lierschs neu aufgelegter literarischer Streifzug stellt märkische Poeten und Schriftsteller der vergangenen Jahrhunderte höchst unterhaltsam vor.

Wenn das keine Liebeserklärung ist. „Zu dieser Landschaft gehöre ich selbst“, schreibt Werner Liersch über Brandenburg und das „Dichterdorf“ Kolberg im Dahmeland. In Kolberg hat Liersch seit 1967 zeitweise gelebt, deshalb widmet er dem abgeschiedenen Ort in seinem Buch „Dichterland Brandenburg“ ein sehr persönlich gefärbtes Kapitel. Kolbergs literarische Karriere begann 1929 mit Vladimir Nabokov, der sich damals beim dörflichen Posthalter einquartierte. Mit etlichen der später dort schreibenden Bewohner verbanden Liersch Freundschaften. So mit Romanautor Hans Scholz („Am grünen Strand der Spree“), mit Henryk Bereska und Boris Djacenko.

„Literarische Entdeckungen zwischen Havel und Oder“ steht im Untertitel des 2012 erstmals erschienen und jetzt – vier Jahre nach Lierschs Tod – zu Recht neu aufgelegten Werkes. Denn dieser herrlich unterhaltsame, im Plauderton gehaltene Spaziergang zu märkischen Dichtern der vergangenen Jahrhunderte ist kenntnisreich und farbig geschrieben. Liersch, einst DDR-Schriftsteller, Jurymitglied des Ingeborg-Bachmann-Preises und 1993 mit dem Alfred Kerr-Preis ausgezeichnet, erzählt die Geschichten seiner Protagonisten mit vielen persönlichen Szenen aus deren Leben. Sein Buch hat selbst literarisches Niveau.

Möllhausen war der Karl May Brandenburgs

Nahezu alle, die mit der Mark poetisch verbunden sind, porträtiert Liersch auf dem Hintergrund ihrer jeweiligen Epoche und des Zeitgeistes. Vom Preußenkönig Friedrich II., der versuchte, ein Dichter zu sein, über die Großen der märkischen Literaturgeschichte wie Ludwig Tieck, Heinrich Heine, Heinrich von Kleist, Adelbert von Chamisso, Theodor Storm, Theodor Fontane, Georg Kaiser, Kurt Tucholsky, Hans Fallada oder Gottfried Benn bis zu den Unangepassten, Verfolgten und Abenteuertypen wie Erich Mühsam, Gertrud Kolmar, Fürst Pückler und Balduin Möllhausen. Letzteren galt seine besondere Zuneigung. Möllhausen beispielsweise war der Karl May Brandenburgs. Er reiste im Gegensatz zum sächsischen Winnetou-Schöpfer ab 1850 erst nach Amerika, überstand als Trapper Wolfsangriffe und verliebte sich in eine Halbindianerin, bevor er seine Indianer-Romane verfasste.

Am Schwielowsee trafen sich einst die DDR-Autoren

Klar, auch Romantiker Friedrich de la Motte Fouqué und die von Arnims treten in ihren Dichterschlössern auf. Fouqués wuchs im Gut Sacrow an der Havel auf. Das Gut Wiepersdorf, heute als Künstlerhaus betrieben, war Wohnsitz Bettina und Achim von Arnims. Bettina zog es bald zurück nach Berlin, Achim ganz und gar nicht. „Ich fühle in Berlin physisch und geistig meinen Untergang“, schrieb er. Zwei Jahre lang konnte Liersch sein Buch nach der Erstauflage noch persönlich vorstellen und als Zeitzeuge erzählen – über das Leben im Dichterdorf Kolberg oder im einstigen DDR-Schriftsteller-Erholungsheim am Schwielowsee. „Dichterland Brandenburg“ ist Lierschs Vermächtnis.

- Werner Liersch: Dichterland Brandenburg. Literarische Entdeckungen zwischen Havel und Oder. Verlag für Berlin-Brandenburg, 280 Seiten, 20 Euro.

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