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Das besetzte und mittlerweile legalisierte Haus „Köpi“ in der Köpenicker Straße 137 in Berlin-Mitte.

© Mike Wolff/Tsp

Linkem Wohnprojekt droht die Räumung: Berliner Bezirk Mitte könnte „Köpi“-Grundstück kaufen

Der „Köpi“-Wagenplatz soll bald geräumt werden. Der Bezirk Mitte schlägt vor, dass eine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft das Grundstück kauft.

Seit 26 Jahren gibt es den „Köpi“-Wagenplatz in Berlin-Mitte. „Mittlerweile leben drei Generationen hier und im benachbarten Wohnhaus“, sagt eine junge Frau, die sich Jane nennt. Sie wohnt in einem der bunten Bauwagen in der Köpenicker Straße 133. Die Behausungen sind einfach, doch das Grundstück ist Millionen wert. Rund 6000 Euro pro Quadratmeter würde die Eigentümerin dafür wohl bekommen, schätzt der Baustadtrat von Mitte, Ephraim Gothe (SPD).

Ein Verkauf scheint kurz bevor zu stehen, denn Anfang Februar hatten die Bewohner:innen des linksautonomen Wohn- und Kulturprojekts einen Räumungsbescheid erhalten, die Klage läuft. Der Bezirk Mitte will das nun verhindern. Baustadtrat Gothe ist in Gesprächen mit einem Vertreter der Eigentümerin, der „Startezia GmbH“, den „Köpi“-Bewohner:innen und seiner Rechtsabteilung. Denn das Vorhaben ist nicht einfach.

„Es besteht ein politisches Interesse, dass der Wagenplatz bleiben soll“, sagte Gothe auf Anfrage der Linken in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). „Das ist Wille in der BVV und im Abgeordnetenhaus.“ Um dies zu realisieren sehe er nur eine Möglichkeit: Eine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft müsste das Grundstück kaufen und der „Köpi“ überlassen. Das würde laut Gothe das komplette Grundstück mit Wagenplatz und benachbartem Wohnhaus betreffen.

Baurechtlich sei hier kein Schutz möglich. Zwar müsste ein Bauantrag für ein neues Haus mit Büros oder Wohnungen genehmigt werden, allerdings könnte der Bezirk das schlecht verweigern. „Wir würden vor Gericht auf die Nase fallen“, sagt Gothe.

Eine Wohnungsbaugesellschaft würde der „Köpi“ das Grundstück wohl nicht komplett überlassen, sondern einen Teil davon bebauen. Davon geht das Bezirksamt aus. Ob sich das mit dem autonomen Charakter des Wohnprojektes verbinden lassen würde, ist fraglich. „Wir wollen unsere Identität behalten“, sagt Bewohnerin Jane. Momentan sei auch jede Ecke des Wagenplatzes belegt.

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Grundsätzlich seien die Bewohner:innen aber offen für die Idee. Mit den jetzigen Eigentümern sei keine Kommunikation möglich. „Das ist eine Briefkastenfirma“, sagt Jane. „Wir hätten gerne jemanden, mit dem wir reden können.“

Ob sich eine Wohnungsbaugesellschaft auf den Deal einlassen würde, ist unklar. „Der Grundstückspreis erscheint hoch“, sagt Gothe. „Aber der soziale Frieden ist auch ein sehr wertvolles Gut.“ Bisher habe es mit der „Köpi“ keine Konflikte gegeben. Das solle auch so bleiben. Die Bewohner:innen hatten bereits angekündigt, den Platz nicht freiwillig aufgeben zu wollen.

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