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"Liebling Kreuzberg": Götterspeise zum 25. Jubiläum

Andreas Conrad hat schon lange nicht mehr „Liebling Kreuzberg“ gesehen. Mitte Februar 1986 nahm der Rechtsanwalt Robert Liebling, gespielt von Manfred Krug, seine Arbeit auf.

Erinnert sich noch jemand an Dr. Giselmund Arnold? In den ersten drei Folgen von „Liebling Kreuzberg“ war das der Sozius des Rechtsanwalts Robert Liebling, vom akademischen Titel war nach der ersten Folge aber keine Rede mehr. Möglich, dass Kritiker und Publikum damals einen Skandal schlichtweg übersehen haben – heute, 25 Jahre später, sind wir da weiter. Ohnehin hat sich seit damals manches grundlegend verändert, gerade in unserem Blick auf Kreuzberg. Als Mitte Februar 1986 der von Manfred Krug gespielte, in Götterspeise vernarrte Liebling die Arbeit aufnahm, war das Kreuzberg-Bild der Nation noch geprägt von den Gebrüdern Blattschuss. In „Kreuzberger Nächte sind lang“, ihrem Hit von 1978, erschien der West-Bezirk als riesige Amüsiermeile, daran glaubten damals viele. Schon Liebling korrigierte das ein wenig, doch zwischen erster und zweiter Staffel geriet das Kreuzberg-Bild endgültig in Schieflage: Die ersten Maikrawalle mischten einen düsteren Farbton ins kunterbunte Bild. Im kommenden Jahr ist auch das ein Vierteljahrhundert her – kein Grund zum Feiern.

Auch dank eines massiven Polizeiaufgebots ist es am Samstag bis in die späten Abendstunden hinein ruhig geblieben. Besonders am Wismarplatz in Friedrichshain zeigten die Sicherheitsbehörden starke Präsenz, dort fand das traditionelle Punkkonzert zur Walpurgisnacht statt. Am Boxhagener Platz, dem bisherigen Veranstaltungsort, hatte es sonst regelmäßig Krawalle gegeben. Die Polizei achtete streng darauf, dass keine Glasflaschen oder Gläser mit auf den Platz genommen wurden. In den Nachbarstraßen waren Dutzende Mannschaftswagen aufgefahren. 1000 Besucher, meist Punks, waren gekommen, selbst bei kleinen Zwischenfällen, etwa dem Zünden kleinerer Feuerwerkskörpern, schritt die Polizei sofort ein. Nach dem Konzert gab es doch noch vereinzelt Flaschenwürfe, ein paar kleinere Feuer wurden sofort gelöscht. Die an der 02-World bereitstehenden Wasserwerfer wurden nicht eingesetzt.

Es war ohnehin nicht das neueste Modell, denn die vor Monaten angekündigte Beschaffung des neuen Wasserwerfers verzögert sich auf unbestimmte Zeit. Berlin hat noch keine Exemplare des neuen „WaWe 10 000“ abbekommen, teilte das Präsidium auf Anfrage mit. Wann der Koloss auch in Berlin eingesetzt werden kann, ist offen. Hamburg und Sachsen dagegen haben die ersten Fahrzeuge bereits erhalten. 2005 hatte die Innenministerkonferenz beschlossen, die bis zu 30 Jahre alten WaWe 9000 (die Zahlen stehen für die Tankgröße) zu ersetzen. Nach Angaben des Polizeipräsidiums bekommt Berlin vier Stück. Der neue Typ fasst nicht nur 1000 Liter mehr Wasser, der Strahl lässt sich nach offiziellen Angaben auch „feinfühliger dosieren“. Dies soll Verletzungen von Demonstranten wie zuletzt in Stuttgart möglichst verhindern.

In der Nacht zum Samstag und am Samstagnachmittag hätte die Polizei das Fahrzeug auch nicht gebraucht. Bei der „Mauerpark-Opening-Party“ am Freitagabend gab es allerdings am Rande kleineren Krawall. Die Polizei sprach 70 Platzverweise aus. Besucher hatten sich gegen Polizeikontrollen gewehrt.

Eine Demonstration linker Gruppen mit rund 1500 Teilnehmern, die am Samstagnachmittag vom Rosenthaler Platz in Mitte nach Prenzlauer Berg führte und sich gegen Mietsteigerungen und die Verdrängung linker Projekte richtete, blieb ohne Zwischenfälle, obwohl 500 Autonome unter den Demonstranten waren. Gegen 18.30 Uhr wurde die Demonstration wie geplant beendet. Im Mauerpark in Prenzlauer Berg wurde die Walpurgisnacht ausgelassen und friedlich gefeiert – bei strengen Polizeikontrollen. Ha, gn

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