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Provokation: Die IS-Flagge wurde am Donnerstagabend an die Fassade der saudischen Botschaft projiziert.

© Martin Peterdamm Photography

Lichtprotest wegen Menschrechtsverletzung: IS-Flagge auf Saudi-Arabiens Botschaft projiziert

Aktivisten kritisieren mit Lichtinstallation Terror-Finanzierung und setzen sich für die Freilassung des saudischen Bloggers Raif Badawi ein.

Der Protest dauerte nur wenige Minuten, doch die Symbolkraft ist enorm. Politische Kunst-Aktivisten haben am Donnerstagabend gegen 22 Uhr eine IS-Flagge auf die Fassade der Botschaft von Saudi-Arabien projiziert, um dagegen zu protestieren, dass der sogenannte "Islamische Staat" mutmaßlich Geld aus dem arabischen Königreich erhält. Darüber stand "Daesh Bank" - das Akronym "Daesh" ist die arabische Abkürzung für "Islamischer Staat im Irak und Großsyrien".

Neben dem Symbol der islamistischen Terrorgruppe wurde auch an das Schicksal des saudischen Bloggers Raif Badawi erinnert. "10 Jahre und 1000 Peitschenhiebe fürs Bloggen", schrieben die Aktivisten auf Englisch mit Licht an die Außenwand an der Tiergartenstraße. Der Internet-Aktivist Raif Badawi war 2012 verhaftet und verurteilt worden, weil er den Islam beleidigt habe. 2015 wurden die ersten 50 Peitschenhiebe gegen ihn vollstreckt, nach internationalem Druck waren die übrigen Schläge aber zunächst ausgesetzt worden.

10 Jahre und 1000 Schläge: Auch an das Schicksal des Bloggers Raif Badawi erinnerten die Aktivisten.
10 Jahre und 1000 Schläge: Auch an das Schicksal des Bloggers Raif Badawi erinnerten die Aktivisten.

© Martin Peterdamm Photography

Saudische Regierung köpft mehr Menschen als IS

Verantwortlich für den Lichtprotest war die Gruppe "Pixelhelper" um ihren Gründer Oliver Bienkowski. Am Freitag erklärte er die Gründe für den Protest: "Im letzten Jahr sind mehr Menschen von der saudischen Regierung geköpft worden, als vom IS - trotzdem gilt das Königreich als strategischer Partner der Bundesregierung", ärgert er sich. Seinen Angaben zufolge habe der gesamte Protest nur zehn Minuten gedauert. "Von der Polizei oder von Botschaftsmitgliedern wurden wir nicht gestört, sodass wir ungestört unser Werk vollbringen konnten", sagt Bienkowski.

Auch die US-Regierung wurde bereits kritisiert

Auf ihrer Homepage definiert sich Pixelhelper als ""Guerillatruppe zur Erzeugung moralischer Fakten, politischer Kunst und humanitärer Großmütigkeit". Pixelhelper gibt es bereits seit 2011. Seitdem haben die Aktivisten rund 25 öffentlichkeitswirksame Kampagnen initiiert. Besonders ein Protest gegen die Überwachung der NSA an der US-Botschaft 2013 erhielt große mediale Aufmerksamkeit. Damals war es Bienkowski gelungen, den Spruch "United Stasi of America" für wenige Sekunden auf das Botschaftsgebäude zu projizieren. Damals hatte die Polizei wegen „Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten“, strafbar nach Paragraf 103 des Strafgesetzbuches - inzwischen auch bekannt als Böhmermann-Paragraf - ermittelt. Ob es wegen der Aktion an der saudischen Botschaft zu einem juristischen Nachspiel kommt, ist noch unklar. Bienkowski zeigte sich aber entspannt: "Bisher sind alle Verfahren gegen uns aus Gründen der Kunstfreiheit abgelehnt worden." Die Botschaft von Saudi-Arabien war am Freitag für einen Kommentar nicht zu erreichen.  

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