zum Hauptinhalt
Aktionen, mit denen Touristen auf Berlin aufmerksam wurden.

© dpa

Leuchtendes Vorbild: Berlins erfolgreichste Eventmanager feiern - sich selbst

Lichtgrenze, Dominosteine, Lange Nacht der Museen: "Kulturprojekte Berlin" wird zehn Jahre alt

Die Erinnerungen sind präsent: an die fallenden Dominosteine zum 20. Mauerfall-Jubiläum, an die poetische Aktion mit den weißen leuchtenden Ballons zum 25. Jubiläum des Mauerfalls Berlin. Berlin, Hauptstadt der Kreativen, Ort der Sehnsucht. Aber wer steckt eigentlich hinter jenen spektakulären Events, mit denen die Stadt so viele positive Bilder ins Land hinausschickt und auch immer mehr Touristen anzieht?

Seit zehn Jahren gibt es die „Kulturprojekte Berlin“. Hervorgegangen sind sie aus der Berliner Kultur Veranstaltungs GmbH und dem einstigen Museumspädagogischen Dienst. Sie sitzen im Podewil in Mitte, ihr Geschäftsführer ist Moritz van Dülmen. Aufgewachsen ist er eigentlich im Saarland, seit 1997 lebt er in Berlin und ist immer noch ein bisschen traurig darüber, dass er den eigentlichen Mauerfall nicht hier miterlebt hat. Kein Wunder, wenn man ihn immer wieder so schön nachempfindet. Er macht eben das Beste daraus, man kann ja Trauer auch in Kreativität umwandeln.

Ohnehin ist für van Dülmen der 9. November „der Feiertag der Herzen“. Nicht leicht zu bespielen, das Wetter mag sich noch so lange halten nach dem Tag der Einheit im goldenen Oktober. Aber dann wird es Anfang November meist ganz schnell unwirtlich. Man muss die Menschen mit besonders spektakulären Aktionen locken, sich umsonst und draußen kulturell zu betätigen oder sogar zu amüsieren. Ausgerechnet Kultursenator Thomas Flierl von den Linken trieb damals die Fusion der Kulturinstitutionen voran. Richtig los ging es im – an Events nicht armen – WM-Jahr 2006 erst im September, nach den Wahlen.

Konzept auf andere Kulturbereiche angewendet

Zu den prominenteren Projekten gehört die „Lange Nacht der Museen“, eine echte Berliner Pflanze, die inzwischen an vielen anderen Orten nachgeahmt wird. In Berlin gab es die zwar schon seit den neunziger Jahren, aber sie wurde immer weiter ausgebaut als leuchtendes Beispiel, wie viel man bewirken kann, wenn trotz bestehender Konkurrenz das Miteinander in den Vordergrund rückt und nicht das Gegeneinander. Allein die Vernetzungen auf verschiedenen Ebenen zwischen Direktion, Öffentlichkeitsarbeit und Projektmanagement schaffen Kontakte, aus denen dauerhaft Funken sprühen können.

Die Lichtgrenze.
Die Lichtgrenze.

© dpa

Und natürlich bekommt man mit einem Großereignis ganz andere Portionen vom umkämpften Aufmerksamkeitskuchen ab als mit lauter kleinen Projekten. Das Konzept wurde bald auch auf andere Kulturbereiche angewendet. So entstanden etwa die „Berlin Music Week“ oder die „Berlin Art Week“.

Nicht alles, was ausprobiert wurde, war allerdings erfolgreich. Die „Lange Nacht der Opern und Theater“ wurde wieder eingestellt, weil dringend benötigte Einnahmen verloren gingen. Aber vieles funktionierte, wenn sich kleine Projekte für eine große Sache vereinigten. Die Tourismus- und Kongress GmbH „Visit Berlin“ hilft dabei, größere Events im Ausland bekannt zu machen, sodass Kulturfans von New York bis Seoul immer schon beizeiten wissen, wann ein Ticket nach Berlin gebucht werden muss.

Zur manchmal auch skeptisch beäugten Eventisierung der Kultur hat Moritz van Dülmen mit seinen wechselnden Teams erheblich beigetragen. Dabei hat er sich von den Themen Film, Fashion und Genuss sogar noch ferngehalten, weil die kommerzieller sind und einen anderen Wirtschaftsfaktor haben.

Festen Etat hat er nicht

Einen festen Etat hat er sowieso nicht. Die Gelder werden für die jeweiligen Projekte eingeworben, beim Senat, bei der Lotto-Stiftung oder bei Privatsponsoren. Bei der Lichtgrenze zum 25. Mauerfalljubiläum haben unter anderem die Sparkassen, Facebook, Duracell und Air Liquid bei der Verwirklichung mitgeholfen.

Der studierte BWLer sieht sich als Macher, als Vernetzer, redet schnell und konzentriert. Einige Aktionen erwähnt er immer wieder, weil sie gut gelaufen sind. Den Stadtplan zum Beispiel, den er im Maßstab 1:775 auf dem Schlossplatz nachzeichnen ließ zum 775. Stadtjubiläum. Mit 154 Pins wurden Orte markiert, an denen Zuwanderungsgeschichten erzählt wurden.

Der begehbare Stadtplan.
Der begehbare Stadtplan.

© dpa

Auch um weniger jubelnde Themen kümmern sich die Kulturprojekte, Gedenken gehören dazu, zum Beispiel an 50 Jahre Mauerbau oder das Themenjahr „Zerstörte Vielfalt 2013“. Im Wesentlichen gehe es darum, zu motivieren, zu moderieren und zu werben, Energie und gute Laune nutzbar zu machen für gemeinsame Projekte.

Darüber ist die Stadt mal wieder zum Trendsetter geworden. Auch anderswo ist es längst akzeptiert, dass Kultur, wenn sie in Ereignisse verwandelt wird, von mehr Menschen wahrgenommen wird. So sind die Menschen eben gestrickt, sie lassen sich gerne mitreißen, wenn das Projekt Teil eines Großereignisses ist. Und an Ausstellungen im öffentlichen Stadtraum kommt keiner so leicht vorbei.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false