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Leserbriefe zum Kitaplatz-Mangel in Berlin: "Erzieher müssen endlich gut bezahlt werden!"

Der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz ab dem ersten Geburtstag ist ein Papiertiger. Zwei Leserinnen schreiben, was getan werden muss.

Geld passt nicht auf Kinder auf!

Meinungen zu „Kein Kitaplatz: Erste Eltern verklagen Berlin“ vom 11. Februar

So ist es, wenn man Versprechungen macht, Gesetze verabschiedet, die nicht an der Realität orientiert sind. Geld passt nicht auf Kinder auf. Der Erziehermangel aufgrund schlechter Bezahlung und schlechter Arbeitsbedingungen ist lange bekannt, wird aber konsequent politisch ignoriert. Ich schlage vor, dass die Politiker, die das jahrelang verschlafen haben, mit einem Teil ihrer exorbitanten Diäten den Ausgleich an die Eltern zahlen, die jetzt klagen, damit endlich auch mal die Verantwortung von denen getragen wird, die diesen „Mist“ mit ihrer Ignoranz verzapft haben.

Des weiteren wird eine Stadtplanungspolitik bestraft, die sich nur an der Gewinnmaximierung Einzelner orientiert, in der städteplanerisch eine Infrastruktur für Kinder, Familie, alte und kranke Menschen nicht vorkommt. Ich finde es gruselig, dass wir zu sterilen Geschäfts- und Touristenstädten verkommen. Wer nicht reich genug ist, hat bald in Berlin draußen zu bleiben, dazu gehören viele Familien und alte Menschen. Allerdings stellen heute junge Eltern hohe Ansprüche an den Staat.

Dabei gab es noch keine Generation von Eltern, die so vielseitige staatliche Unterstützung bei der Versorgung ihrer Kinder bekommt: hohes Elterngeld, Elternzeit, Kitaplatzanspruch, die verlässliche Halbtagsschule, Ganztagsschule ... Eigenverantwortung der Eltern kommt kaum noch vor. Tausende Menschen haben Kinder unter ganz anderen Umständen groß ziehen müssen, z. B. im Krieg, oder die Jahre danach. Wir mussten alles vorher bedenken und Lösungen finden innerhalb der Familie, mit Nachbarn, Freunden, unter Einsatz von Urlaubstagen etc., und auch wir haben gearbeitet.

Heike Schneidewind, Berlin

Situation ist zu dramatisch

Als langjährige Leiterin einer Kita kann ich bestätigen: Es gibt einen eklatanten Erziehermangel. Auch mir bekannte Kitas können nicht alle vorhandenen Plätze aus diesem Grund belegen. Die Gründe für diesen Mangel? Vor Jahren, als die Ausbildung zur Erzieherin reformiert wurde, Bildung in den Fokus rückte, das Abitur notwendig wurde als Voraussetzung, sagte ich meinen Kolleginnen: „Das ist der Durchbruch! Der Beruf wird aufgewertet, das Gehalt wird steigen!“ Wie naiv. Die jungen Abitur-Erzieherinnen arbeiten eine Weile begeistert in dem Beruf, merken schnell wie viel Verantwortung und Aufgaben für wie wenig Geld und verabschieden sich zum weiteren Studium.

Es hilft nur eins: Diesem Beruf den Wert in höheren Gehältern zu geben und nicht, wie unter dem Punkt Personal beschrieben, dies Vorhaben einfach weiter zu vertagen.

Dafür ist die Situation zu dramatisch.

Ewa Achter, Berlin

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