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Viele DDR-Bürger reisten nach dem Mauerfall nach West-Berlin. Was sind Ihre Erinnerungen an diese Zeit?

© Holger Hollemann dpa/lah

Leseraufruf und Schülerwettbewerb: Der Tagesspiegel sucht Ihre Geschichten zum Mauerfall-Jubiläum

2019 erinnert sich Berlin an Revolution und den Mauerfall vor 30 Jahren. Und wir suchen Familiengeschichten – große und kleine!

Auf jeden Fall dieser Moment: Als ich an einem Novembermorgen vor der Tür meines Schulfreundes stehe, von dem ich annahm, ich sehe ihn auf Jahre, ja, Jahrzehnte nicht wieder. Und wir uns in die Arme fallen, zwei ziemlich beste Freunde mit 14, getrennt durch die Ausreise seiner Familie in das andere Berlin, durch die undurchlässige Mauer hindurch von Ost nach West – und er dann sagt: „Gut, dass du da bist. Ich fühle mich ziemlich einsam hier drüben.“

Aber auch dieser Moment davor: Als er vor seinem Wegzug zum Abschied Kuchen mitbringt in unsere Schule in Pankow, an der bei Appellen immer die Fahne mit Hammer und Zirkel im Ährenkranz hochgezogen wird. Und ein Mädchen aus unserer Klasse aufsteht und ruft: „Von dir nehme ich keinen Kuchen. Du bist auch so ein kapitalistischer Verräter.“

Und sowieso all diese Momente vorher, in denen wir gemeinsam Altstoffe gesammelt und das Zeitungspapier der alten Leute weggebracht haben für ein paar Pfennige, um irgendwann mit unserem eigenen Geld auf den Fernsehturm zu fahren. Von dort oben konnte man sie sehen, die andere Seite der Stadt der geteilten Bürgersteige. Und die Mauer, die undurchlässige.

Bis sie über Nacht zusammenfiel und wir wieder zusammenfanden in unserer Stadt. Fast 30 Jahre ist das jetzt schon her.

Erzählen auch Sie Ihre Geschichte

Freundschaften können Mauern überdauern. Und Geschichten können uns an unsere Geschichte erinnern, wenn wir sie gemeinsam teilen. 30 Jahre nach 1989 will deshalb auch der Tagesspiegel neue Geschichten suchen und erzählen – gemeinsam mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser.

Mit besonderen Erzählformaten wollen wir die Erlebnisse der Menschen erfahrbar machen – durch vielfältige Foren, interaktive Veranstaltungen und neue Geschichtsformen. So plant der Tagesspiegel gemeinsam mit dem Stadtbezirk Pankow eine hyperlokale Erinnerungswerkstatt, mit der wir die Geschichte unserer Stadt von unten entdecken möchten. „Wir wollen zum Erzählen anregen, denn auch das Unerzählte trägt sich fort“, sagt Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke) im Tagesspiegel-Interview. Und viele, auch kleine Erinnerungen an die friedliche Revolution und den Mauerfall sind zu berührend, um nicht erzählt zu werden. Sie sind ein Schatz der einst geteilten Stadt.

Workshops, historische Orte, Schülerwettbewerb

Für das besondere Gedenkjahr 2019 plant der Tagesspiegel auch Veranstaltungen an historischen Orten, bei denen Berlinerinnen und Berliner erzählen, wie sich die große Revolution im Kleinen und in den Kiezen entwickelte. Denn die Mauer, die undurchlässige, fiel erst, nachdem immer mehr Menschen 1989 immer mehr Mut wagten und viele Mitläufer nicht mehr mitliefen. Auch in Schulen soll es Workshops geben, bei denen sich die Schüler von heute mit den Schülern von damals über ihre Widerstände und ihre Zwänge austauschen können. Außerdem sollen auch Texte von ostdeutschen Schriftstellern noch einmal gelesen werden, auch und erst recht zwischen den Zeilen.

Und wir wollen Sie, liebe Leserinnen und Leser, Ihre Familien, Freunde und Bekannten animieren, sich ebenfalls an Ihre Geschichten zu erinnern. Deshalb starten wir einen Schülerwettbewerb: Dabei interviewen Schüler ihre Großeltern und Eltern und schreiben die besondere Mauerfall-Geschichte ihrer Familie auf. Teilnehmen können alle Schülerinnen und Schüler aus Berlin und Brandenburg. Die besten Texte werden von einer Redaktionsjury ausgewählt, bei einer öffentlichen Veranstaltung prämiert und im Tagesspiegel abgedruckt.

Wer sich als Schülerin oder Schüler, als Klasse oder Schule, als Familie oder Freundeskreis am Wettbewerb beteiligen möchte, schicke bitte seine Geschichte bis Ende September 2019 an den Tagesspiegel (Mail: berlin@tagesspiegel.de; Post: Der Tagesspiegel, Berlin-Redaktion, 10876 Berlin) – versehen mit dem Stichwort: „Schülerwettbewerb Mauerfall“. Auf Basis der Einsendungen will das Theater an der Parkaue ein Theaterstück im kommenden Frühling machen.

Wir freuen uns auf viele Einsendungen und spannende Einblicke in die Geschichte unserer Stadt und ihrer Menschen. Denn die Mauer, die undurchlässige, konnte Berlin nicht wirklich teilen, die Menschen nicht auf Dauer trennen. Und Freundschaften sowieso nicht kaputt machen.

An welche Momente erinnern Sie sich?

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