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Überbleibsel.

© Henning Onken

Berlin: Lenin ist überall

Seit kurzem ist sein Granit-Kopf in Spandau zu sehen. Auch andernorts ist der Revolutionär präsent.

Auf einem Kreuzberger Containerhof ist die Revolution noch greifbar: Eine Bronzestatue des Arbeiterführers posiert dort entschlossen vor einer Lagerhalle. Nicht der schlechteste Ort, um einen Aufstand gegen den Kapitalismus anzuzetteln – von der anderen Spreeseite grüßt der Stern der neuen Daimler-Vertriebszentrale. Doch die Besucher der schnöden Halle hasten achtlos vorüber, um Umzugskartons zu kaufen. Der verstorbene Unternehmensgründer Klaus Zapf soll die Statue kurz nach der Jahrtausendwende in den Hof an der Köpenicker Straße gestellt haben. Es ist nicht sicher, woher er sie hatte, doch klar ist: Für Lenin ist bald kein Platz mehr dort, denn auf dem attraktiven Spreegrundstück sollen Wohnungen gebaut werden.

Es ist nicht das einzige Lenin-Denkmal in Berlin und Brandenburg, das mehr als ein Vierteljahrhundert nach dem Ende der DDR noch in Berlin und Brandenburg zu entdecken ist. Vor kurzem wurde, wie berichtet, der lange vergrabene Kopf einer 1991 in Friedrichshain gestürzten Statue des Revolutionärs in eine Dauerausstellung der Zitadelle Spandau gebracht. In einem Lesesaal der Humboldt-Universität grübeln Studenten unter einem riesigen Glas-Mosaik Lenins. Am Kriegerdenkmal der Sowjets im Treptower Park zeigt eines der steinernen Reliefs sein Konterfei über einer Reihe Soldaten. Auf verlassenen Militärgeländen außerhalb Berlins nimmt niemand mehr Notiz von dem Säulenheiligen der Roten Armee. Versteckt im Wald von Wünsdorf, einem Stadtteil von Zossen, war einst die größte Garnison der Sowjets stationiert. Dort wacht heute noch eine große Lenin-Statue einsam auf dem verwucherten Kasernenhof der „verbotenen Stadt“. Längst sind die Bäume größer geworden.

Der Lenin-Kopf von dem Granit-Denkmal aus Friedrichshain ist in der Ausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ zu sehen, Zitadelle Spandau, Montag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Eintritt: 4,50 Euro; ermäßigt 2,50 Euro

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