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Feuer frei. Der Verkauf von Raketen und Knallern hat begonnen – die Diskussion darüber auch.

©  Britta Pedersen/dpa

Leises Böllern für die Umwelt: Das sind die Feuerwerk-Trends zum Verkaufsstart

Der Trend geht weg vom lauten Knall, hin zum leisen Feuerwerk mit Effekten. Einzelne Händler entdecken jetzt auch das Thema Umwelt.

Sie sind laut, dreckig und potenziell gefährlich: Die klassischen Silvesterböller geraten immer mehr in Verruf. Einige Einzelhändler verzichten in diesem Jahr erstmals auf das lukrative Geschäft mit Knallern und Raketen und verweisen dabei auf den Umweltschutz.

Nach Angriffen auf Einsatzkräfte und Passanten mit Pyrotechnik gelten in Berlin, neben der üblichen Verbotszone rund um die Partymeile am Brandenburger Tor, erstmals auch Feuerwerksverbote rund um den Alexanderplatz in Mitte und den Steinmetzkiez in Schöneberg.

Wie kommt die Debatte bei der Berliner Bevölkerung an? Eine Stichprobe zum offiziellen Verkaufsstart am 28. Dezember zeigt bislang wenig Veränderungen im Kaufverhalten. Bei Lidl in der Kreuzberger Stresemannstraße ist am Samstagmorgen wenig los. Im Gegensatz zu einigen anderen Supermärkten bewirbt der Discounter seine Feuerwerksartikel offensiv, bot gar eine Online-Vorbestellung auf einer extra Webseite an. Gekauft würden hauptsächlich Raketen, sagt eine Verkäuferin, die gerade das Regal neu auffüllt.

Esra Türk sucht das Fach mit Paketen voller bunter Knallkörper. Sie habe zwei kleine Kinder und kaufe seit Jahren nur noch eine kleine Packung mit leuchtenden Partyknallern, Blinklichtern und Bodenwirbeln für die Kinder, sagt sie. Keine Raketen, nichts, was zu doll knallt oder gefährlich wäre.

Böller mit Spezialeffekten nach wie vor beliebt

„Alles andere ist Geldverschwendung“, sagt die junge Mutter. Ähnlich sieht das eine Familie, die gerade den Wochenendeinkauf erledigt. Als sie jünger war, habe sie gerne Böller geschmissen, sagt die Frau. Mittlerweile finde sie die allerdings nur noch langweilig.

„Die legt man auf den Boden, es explodiert, mehr passiert nicht.“ Interessanter findet sie Spezialeffekte, drehende Lichter und farbige Funken. „Wir müssen ja auch Vorbilder für die Kinder sein und ihnen zeigen, dass Böller gefährlich sind“, sagt sie. Dass es jetzt auch Böllerverbotszonen gibt, finde sie gut.

Den Trend weg von lauten Böllern und hin zu leiserer Pyrotechnik mit Spezialeffekten beobachtet auch Marco Hannemann, Geschäftsführer der First Feuerwerkshop UG, die neben einem Onlineshop auch mehrere Pop-up-Stände in verschiedenen Teilen Berlins betreibt.

Böllerverkauf laufe sogar besser als im Vorjahr

Einen Effekt der Debatten rund um Böllerverbote und Umwelteffekte könne er bislang nicht beobachten, sagt Hannemann am Telefon. Im Gegenteil: Bislang laufe der Feuerwerks-Verkauf eher besser als im vorigen Jahr, was er auch den guten Wetterbedingungen zuschreibt.

„Die Leute, die Spaß daran haben, werden auch weiterhin Feuerwerk kaufen“, ist sich Hannemann sicher. Die Debatte drehe sich aus seiner Sicht in erster Linie um illegale Böller, die eh immer mehr verschwinden würden. Modern seien aktuell eher große Feuerwerksverbünde, also Kombinationen verschiedener Batterien. Der Vorteil sei die große Effektvielfalt und die geringe Lautstärke – einige seien mittlerweile sogar lautlos, sagt Hannemann. Da richte sich der Markt nach den Wünschen der Verbraucher.

Möglichst lautlos, aber effektvoll: So wünscht sich auch Mahsen Rubah das Feuerwerk für seine Familie. Bei Edeka an der Friedrichstraße hat er ein buntes Potpourri aus Wunderkerzen, Knallerbsen und Tischfeuerwerk gekauft. „Ich achte besonders darauf, dass nichts explodieren kann und keiner sich verletzt“, sagt der Vater von zwei kleinen Töchtern.

Feuerwerk verschwindet mancherorts vollständig aus dem Sortiment

Generell sei bislang nicht viel verkauft worden, sagt eine Kassiererin, beliebt seien auch in diesem Jahr vor allem Raketen und Batterien. Dass Edeka nur wenig Pyrotechnik anbiete, liege allerdings einfach daran, dass viel Feuerwerk gestohlen würde, sagt sie.

In anderen Edeka-Filialen ist das Feuerwerk in diesem Jahr hingegen ganz aus den Läden verschwunden. In Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen nahmen Edeka- und Rewe-Filialen mit Verweis auf die Umweltbelastung Silvesterknaller aus dem Angebot. Die Baumarktkette Hornbach kündigte an, ab 2020 „insbesondere aus Gründen des Tier- und Umweltschutzes“ kein Feuerwerk mehr anzubieten.

Auch Konkurrent Bauhaus will nach dem Jahreswechsel „das Sortiment an Feuerwerk und Böllern in Hinblick auf Nachhaltigkeit“ komplett überarbeiten, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Das könne auch einen kompletten Verzicht bedeuten. Auch Organisationen wie die Deutsche Umwelthilfe werben für „saubere Luft“ und einen Verzicht auf Böller und Raketen. Dadurch sollen die Feinstaubbelastung reduziert und Kinder und Tiere geschützt werden.

Umweltbewussten Kunden will aber auch Feuerwerksverkäufer Marco Hannemann entgegenkommen: Er habe die Treibhausgasemissionen seines gesamten Angebots schätzen lassen und kompensiere die rund neun Tonnen Kohlendioxid über die Stiftung Myclimate, sagt er. Raketen für die Umwelt, also.

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