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Aufbrechen, umlackieren. Bei Twitter kursiert ein Video mit Anleitung zum Diebstahl.

© Tsp

Leihfahrräder in Berlin: Aktivisten wollen Mobike enteignen

Auf Twitter wird zum Diebstahl der Fahrräder des chinesischen Leihrad-Anbieters Mobike aufgerufen. Eine ähnliche Aktion hatte es im vergangenen Jahr gegeben.

Von Fatina Keilani

Mit dem Slogan „Fahrräder für alle? Leicht gemacht! Holen wir uns die Stadt zurück – Stück für Stück und jeden Tag, vor und nach dem 1. Mai!“ rufen Akteure auf Twitter unverhohlen zum Diebstahl auf. In einem Video wird unter #mobikeenteignen gezeigt, wie jemand von einem Leihrad der Firma Mobike den GPS-Empfänger entfernt, Aufschriften unkenntlich macht und die orangefarbenen Speichen weiß lackiert. Die Räder stehen überall in der Stadt herum. Mobike ist ein weltweit tätiger chinesischer Anbieter und stand erst kürzlich in der Kritik, weil Nutzer des Dienstes über die App zahlreiche Daten preisgeben müssen, um den Service nutzen zu können.

Unter den Reaktionen auf den Twitter-Post befanden sich am Montagnachmittag vorrangig solche, die entweder die schlechte Qualität der Fahrräder kritisierten oder vom Lackieren abraten, weil das die Qualität der Bremsen beeinträchtige – jedoch kein einziger, der Bedenken geltend machte, weil zu einer Straftat aufgerufen wird. „Wir lehnen diese Aktion ab und werden jetzt Strafanzeige erstatten“, sagte Beate Overbeck von Mobike dem Tagesspiegel. „Wir machen nicht ,fette Gewinne‘, sondern bieten zu einem guten Preis einen guten Service, unser Team fährt ständig herum und wartet die Räder.“ Es sei ein ergänzendes, umweltfreundliches Verkehrsangebot.

Ähnliche Aktion bei insolventem Anbieter

Eine ähnliche Aktion hatte es im vergangenen Jahr gegeben. Damals hatte der in Singapur ansässige Anbieter Obike Insolvenz angemeldet; die Räder blieben nutzlos herumstehen. Eine Gruppe namens librebike rief dazu auf, die Räder zu „befreien“ und veröffentlichte im Internet eine Anleitung. „Wir ermutigen dich damit anzufangen, Fahrräder in deiner Stadt zu befreien“, hieß es darin. Piktogramme zeigten zum einen, wie man die Räder mithilfe von Werkzeugen und Essstäbchen entriegelt – und zum anderen, wie man sich mithilfe eines einfachen T-Shirts vermummt, so dass man bei seinem Tun nicht erkennbar ist.

Das Problem, die Räder wieder loszuwerden, hatten damals mehrere Städte, da bei Obike niemand zu erreichen war. Dass sich Räder verschiedenster Anbieter ballen und unkoordiniert überall abgestellt werden, hat auch den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) sowie Städtetag und Städte- und Gemeindebund zur Kritik animiert.

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