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Der Fall von Maryam H. erinnert an den Tod Hatun Sürücüs, die 2005 in Berlin von ihrem Bruder erschossen wurde. An der Stelle steht heute ein Gedenkstein.

© imago/Christian Ditsch

Leiche war in Bayern gefunden worden: Berliner Staatsanwaltschaft erhebt Mordanklage gegen Brüder von getöteter Afghanin

Zwei Männer sollen ihre Schwester in Berlin ermordet und die Leiche in Bayern versteckt haben. Der Fall löste eine Debatte über den Begriff „Ehrenmord“ aus.

Nach dem mutmaßlichen Mord an der 34-jährigen Afghanin Maryam H. hat die Staatsanwaltschaft nun Anklage wegen gemeinschaftlichen Mordes gegen zwei ihrer Brüder erhoben. Das bestätigte Martin Steltner, Sprecher der Staatsanwaltschaft, am Montagabend dem Tagesspiegel. Zuvor hatte Rbb24 berichtet

Demnach wirft die Anklage den Brüdern, damals im Alter von 22 und 25 Jahren, vor, ihre Schwester im Juli in Berlin getötet und anschließend ihre Leiche in einem Koffer mit der Bahn nach Bayern gebracht zu haben. Dort sei die Leiche in der Nähe des Wohnortes von einem der Brüder vergraben worden. 

Als Motiv gab die Staatsanwaltschaft demnach an, dass die Frau sich von ihrem Mann getrennt hatte und mit einem neuen Partner zusammenlebte. Das habe nicht den Ehrvorstellungen der Brüder entsprochen. Vor ihrem Tod war Maryam H. mit ihren Kindern in einer Flüchtlingsunterkunft in Hohenschönhausen untergebracht. 

Die Geschwister stammen alle aus Afghanistan und lebten seit einigen Jahren in Deutschland. Maryam H. ließ zwei Kinder im Alter von 9 und 13 Jahren zurück, einen Jungen und ein Mädchen. Sie treten als Nebenkläger im nun anstehenden Prozess auf und werden von Berlins Opferbeauftragten Roland Weber vertreten. Er ist spezialisiert auf die rechtliche Vertretung von Verletzten und Hinterbliebenen. 

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Der Fall hatte in Berlin und ganz Deutschland eine Debatte um den Begriff "Ehrenmord" ausgelöst. Etwa Berlins damalige Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) sagte dem Tagesspiegel: „In Deutschland wird jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Das ist kein Ehrenmord, das ist Femizid.“ In dem Begriff „Ehrenmord“ stecke auch die Rechtfertigung der Täter. 

Breitenbachs Äußerungen stießen damals auf viel Kritik aus den anderen Parteien. Berlins CDU-Landeschef Kai Wegner sagte: „Wer die religiös-kulturellen Hintergründe von sogenannten Ehrenmorden abstreitet, schützt die Täter und lässt die Opfer im Stich.“

Die heutige Regierende Bürgermeisterin der Stadt, Franziska Giffey (SPD) widersprach Breitenbach ebenfalls. "Es muss klar benannt werden, dass das nichts anderes ist als ein schrecklicher Ehrenmord", sagte sie. "Nur, wenn Zwangsheirat und Ehrenmorde und auch ihre religiösen und kulturellen Hintergründe keine Tabuthemen sind, können wir wirksam gegen die Ursachen vorgehen."

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