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Zum Start des Ausbildungsjahrs sind noch viele Lehrstellen frei.

© dapd

Lehrstellen: Migranten bei Ausbildung benachteiligt

Ausländischer Name? Das reicht vielen Personalchefs, um eine Bewerbung wegzulegen. Dagegen protestieren Sozialverbände - sie fordern Chancengleichheit.

Von Fatina Keilani

Jugendliche mit Migrationshintergrund haben Probleme, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Nach einer Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) werden sie bei der Lehrstellensuche „eklatant benachteiligt“. Pilotprojekte zur Unterstützung solcher Jugendlichen müssten deshalb flächendeckend ausgebaut werden, forderten die Spitzenverbände für Jugendsozialarbeit am Donnerstag in Berlin zum Start des Ausbildungsjahrs. Sie stellten ein Positionspapier mit dem Titel „Diskriminierung beenden – Vielfalt fördern“ vor.

Selbst höhere Schulabschlüsse und bessere Noten als bei deutschen Bewerbern zahlten sich für Migranten in geringerem Maße aus, kritisierten die Vertreter der Verbände. Die Praxis zeige, dass anonymisierte Bewerbungsverfahren den Diskriminierungseffekt etwas abschwächten, wenn es darum gehe, überhaupt zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Um Chancengerechtigkeit herzustellen, empfahlen sie anonymisierte und formalisierte Bewerbungsverfahren, die Beseitigung aufenthaltsrechtlicher Beschränkungen und Unterstützung bei der Anerkennung ausländischer Schul- und Berufsabschlüsse. In dem Kooperationsverbund haben sich sieben große Träger der Jugendsozialarbeit zusammengetan, darunter das Deutsche Rote Kreuz, der Paritätische Gesamtverband, die Arbeiterwohlfahrt, der Internationale Bund und kirchliche Verbände.

Das Ausbildungsjahr beginnt am 1. September. Die Arbeitsagentur meldete am Donnerstag noch 3300 offene Lehrstellen und 6400 unversorgte Bewerber in Berlin. In Brandenburg sind fast 6500 Ausbildungsplätze unbesetzt und 9500 Jugendliche auf Suche. Die Industrie- und Handelskammer erwartet, dass die Zahlen im Lauf des Septembers kräftig sinken werden.

Die Jugendarbeitslosigkeit ist in Berlin doppelt so hoch wie im Bundesschnitt: 23 000 junge Leute zwischen 15 und 25 Jahren sind hier ohne Job, das sind 14,2 Prozent. Bundesweit sind es 6,9 Prozent. Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD) nannte dies „bedrückend“ und zugleich eine Herausforderung.

Jugendliche mit Migrationshintergrund machen nur etwa halb so oft wie Deutschstämmige eine Ausbildung; unter den Menschen ohne qualifizierten Berufsabschluss ist ihre Quote doppelt so hoch wie bei Deutschstämmigen: 31,6 Prozent gegenüber 14,9 Prozent.

Laut Sabine Steinert vom Träger Zukunftsbau gibt es aber Hoffnung: „Sobald man sich kennengelernt hat und der Jugendliche zeigen konnte, was er draufhat, fallen die Vorbehalte der Arbeitgeber speziell gegenüber türkischen und arabischen Jugendlichen schnell in sich zusammen.“ Fatina Keilani

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