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 Blick auf die Anklagebank vom Saal 500 des Kriminalgerichts Moabit, wo der Prozess gegen den 30-jährigen stattfand+

© Jörg Carstensen/dpa

Lehrer baute und zündete Rohrbomben: Berliner Landgericht verurteilt 30-Jährigen zu fast vier Jahren Haft

Zwischen Ende 2020 und Anfang Januar zündete ein Lehrer mehrfach Rohrbomben in Schöneberg. Nun fiel das Urteil gegen den Mann.

Acht Sprengsätze explodierten innerhalb weniger Wochen: Nach der Serie in Berlin-Schöneberg ist ein Lehrer als Rohrbombenbauer zu drei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden. Das Landgericht der Hauptstadt sprach den 30-Jährigen am Montag des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion, der gefährlichen Körperverletzung, des versuchten Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion in sechs Fällen sowie des Umgangs mit explosionsgefährlichen Stoffen schuldig.

Dem Lehrer, der im Prozess von Freude an Pyrotechnik gesprochen habe, sei klar gewesen, dass sein Handeln gefährlich war, sagte der Vorsitzende Richter. Der Angeklagte habe bei den Taten in einem Wohngebiet in Kauf genommen, dass Menschen getroffen werden könnten.

In einem Fall sei ein Passant leicht verletzt worden. Zudem seien Scherben bis in Kinderbetten geflogen. „Was Sie gemacht haben, war keine Marotte zur Stressbewältigung, es waren Straftaten“, hielt der Richter dem Lehrer vor.

Der geständige Mann hatte laut Ermittlungen acht selbst gebaute Sprengsätze zwischen Ende Dezember 2020 und Anfang Februar 2021 entzündet. Er hatte Rohrbomben aus dem Fenster seiner Wohnung in Berlin-Schöneberg geworfen oder im Innenhof des Wohnhauses gezündet.

In einem Fall hatte ein ferngezündeter Sprengsatz, der an einem Verkehrsschild befestigt war, einen Fußgänger am Oberschenkel leicht verletzt. Die Scheiben eines Kinderzimmerfensters zerbarsten. Bei der Festnahme des Lehrers stellten Polizisten zudem 14 weitere Spreng- und Brandvorrichtungen in seiner Wohnung sowie in einem Motorroller sicher.

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Der Angeklagte hatte zu Prozessbeginn vor zwei Wochen erklärt, er sei schockiert über seine Taten und bitte um Entschuldigung. Aus Begeisterung für Pyrotechnik habe er gehandelt. Er habe damit auch innere Konflikte und berufliche Überforderung zu kompensieren versucht. Es sei ihm nicht darum gegangen, Menschen zu verletzen oder Dinge zu zerstören, so der Lehrer. Damals habe er sich „Kontrolle vorgemacht“ und die Gefährlichkeit völlig ausgeblendet.

Staatsanwalt forderte vier Jahre Gefängnis

Der Staatsanwalt hatte vier Jahre Gefängnis gefordert. Er glaube nicht, dass es dem Angeklagten ausschließlich um Begeisterung für Pyrotechnik ging, so der Vertreter der Anklage. „Ich denke, er hatte schon vor, den Leuten einen gehörigen Schrecken einzujagen.“ Im Strafmaß sei allerdings zu berücksichtigen, dass sich der 30-Jährige in einer schwierigen beruflichen Situation mit einer erheblichen Arbeitsbelastung befunden habe.

Der Verteidiger plädierte auf eine Bewährungsstrafe. Sein Mandant sei ein „gestrauchelter Mann, der seine berufliche Karriere an den Nagel hängen muss“, so der Anwalt. Der nicht vorbestrafte 30-Jährige sei bei den Taten durch Alkohol und Drogen enthemmt gewesen. „Auf den Knall und den Blitz kam es ihm an, zu keiner Zeit hatte er vor, Menschen zu gefährden.“ (dpa)

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