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Eine Gasersatzlaterne der Berliner Firma Selux in der Berliner Pfuhlstraße.

© Selux AG

Legendärer Berliner Hersteller von Straßenlaternen: Selux verkauft Firmentochter und zieht um

Die Selux AG ist ein Hidden Champion der Hauptstadt. Das Unternehmen liefert Lichtlösungen für den öffentlichen Raum. Jetzt stellt sich die Firma neu auf

Zu Zeiten der Berlin-Blockade 1948 hatte Gründer Hermann Bansbach Batterien gebaut und verkauft, damit Wohnungen auch Strom hatten, wenn der Versorger Bewag den Strom abschaltete: Er taufte seine Firma Semperlux (semper lux bedeutet "immer Licht"). 2012 benannte sich das Unternehmen in Selux AG um. Die Herstellerin von Straßenlaternen und Außenbeleuchtung, hat die Zeit der Pandemie genutzt, um sich neu aufzustellen. Das Unternehmen will seine Zentrale im Gewerbegebiet Motzener Straße in Marienfelde nach mehr als drei Jahrzehnten aufgeben und im ersten Quartal 2022 Büros im einstigen Funkwerk am Tempelhofer Hafen beziehen.

Es handelt sich um hohe Räume in dem markanten Industriebacksteinbau samt großer Dachterrasse. „Wir haben viele Kunden aus dem Ausland, die dort auch auf den ersten Blick erleben können sollen, wofür wir stehen. Das ist an der Motzener Straße nur sehr eingeschränkt möglich“, sagte Klaus-Peter Siemssen, Vorstandschef der Selux Unternehmensgruppe, dem Tagesspiegel.

Der Umzug ist Teil einer umfassenden Umstrukturierung des Unternehmens, das die Familie des Gründers Ende 2019 an den Berliner Finanzinvestor Capital Management Partners (CMP) verkauft hatte: So hat Selux seine Tochtergesellschaft Eutrac, die Stromschienen für Innenbeleuchtung herstellt, am Dienstag an das italienische Familienunternehmen AAG Stucchi verkauft. Zum Kaufpreis machten die Partner keine Angaben. Die Italiener aus der Lombardei legten aber Wert darauf, dass Eutrac seine Berliner Firmenidentität behält, hieß es.

Klaus-Peter Siemssen, Vorstandschef der Selux Unternehmensgruppe.
Klaus-Peter Siemssen, Vorstandschef der Selux Unternehmensgruppe.

© Selux AG

Die 25 Mitarbeitenden sollen mit an den Tempelhofer Hafen ziehen, Selux werde weiter Dienstleistungen für Eutrac erbringen. Das Teilunternehmen arbeitet auch eng mit Behindertenwerkstätten in Berlin und Brandenburg zusammen, lässt dort Teile fertigen und montieren. Dabei solle es bleiben. AAG Stucchi, seit 75 Jahren im Beleuchtungsgeschäft, will die Präsenz auf dem europäischen Markt stärken. Eutrac, deren Systeme zum Beispiel im Pergamon-Museum eingesetzt sind, soll genau das bieten.

Die Selux-Gruppe mit insgesamt 450 Mitarbeitenden setzt im Jahr rund 80 Millionen Euro um. In der Berliner Zentrale geht es um Entwicklung, Vertrieb und Marketing. Die Fertigung geschieht im Brandenburgischen Ketzin (Havelland), in Lyon (Frankreich) und Highland im US-Bundesstaat New York. Selux setzte Beleuchtungskonzepte an prominenten Orten wie dem Bundeskanzleramt, dem Brandenburger Tor, dem BER, dem 9/11-Memorial in New York City und im Hafen von Marseille um. Als Teil der Neuausrichtung bündelt Selux größere Teile der Wertschöpfung in Ketzin, investiert dort unter anderem in die Metallverarbeitung und Lackierung und rüstet eine Halle mit einer Solaranlage aus.

Moderne Straßenlaterne von Selux in Berlin-Mitte.
Moderne Straßenlaterne von Selux in Berlin-Mitte.

© Selux AG

Mit einem millionenschweren Investitionsprogramm in Ketzin, den Umzug, der Schärfung der Marke Selux und der Veräußerung der Eutrac an einen „starken strategischen Partner“ sei die Neuausrichtung der Selux Gruppe vollzogen, sagte Unternehmenschef Siemssen. Er wolle das Unternehmen weiter konsequent auf Nachhaltigkeit trimmen. Er nannte ein Beispiel: Die älteren Gaslaternen in Berlin brauchten im Schnitt rund 1000 Watt Energieleistung. Die neuen Modelle von Selux könnten Dank LED-Technik genau so viel Licht mit nur 16 Watt erzeugen.

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