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Mieterprotest in Berlin-Neukölln gegen den Verkauf von Wohnhäusern an einen Pensionsfond.

© Christian Mang/Imago

Exklusiv

Langzeitstudie zum Berliner Mietenmarkt: Mieten in Neukölln in zehn Jahren um 146 Prozent gestiegen

In ganz Berlin steigen die Mieten. Besonders hart betroffen ist ausgerechnet der Norden Neuköllns, eine der ärmsten Gegenden der Stadt.

Die Neuköllner Wohnungsmieten sind in zehn Jahren um fast 150 Prozent gestiegen. Das geht aus aktuellen Erhebungen des Portals Immobilienscout24 hervor, die dem Tagesspiegel exklusiv vorliegen.

Nirgends in Berlin zogen die Mieten zwischen 2007 und 2018 so extrem an wie im Ortsteil Neukölln, der den Norden des gleichnamigen Bezirks umfasst. Die Quadratmeterpreise für neuvermietete Wohnungen stiegen von 4,86 Euro auf 11,88 Euro. Das ist ein Anstieg um 146 Prozent - der höchste in der gesamten Hauptstadt. Danach folgen Wedding (121 %) und Kreuzberg (114 %).

Unter dem Strich ist eine Wohnung in Neukölln heute in etwa so teuer wie eine vergleichbare im noblen Dahlem. Dort kostete die Wohnungsmiete pro Quadratmeter in 2018 durchschnittlich 11,78 Euro.

Auch der Neubau von Wohnungen scheint die angespannte Situation nicht unbedingt zu entlasten, denn bei neugebauten Häusern ist der Preisanstieg ebenso stark wie beim Bestand. Immobilien im einstigen Problembezirk Neukölln sind längst zu begehrten Investitionsobjekten geworden. Das zeigt vor allem ein Blick auf die Kaufpreise. Die sind noch stärker gestiegen: um 304 Prozent zwischen 2007 und 2018.

Der Neuköllner Immobilien-Boom hält an – und die Mieten steigen weiter. Allein zwischen dem jeweils dritten Quartal von 2017 und 2018 kletterten die Mieten um zwölf Prozent. Auch dieser Wert liegt deutlich über denen in anderen Ortsteilen. Es sieht also nicht so aus, als würde der Aufwärtstrend in nächster Zeit wieder abflauen.

Erschwerend kommt hinzu, dass im Bezirk Neukölln viele Menschen mit niedrigem Einkommen wohnen. Das Risiko, in die Armut abzurutschen, ist hier höher als in anderen Bezirken. Der Sozialbericht 2017 des Landesamtes für Statistik bezeichnet 26,8 Prozent der Bewohner als akut „armutsgefährdet“. Das ist jeder vierte Neuköllner. Zehn Jahre zuvor waren es noch 17,3 Prozent.

Günstige Wohnungen gibt es noch - im Osten der Stadt

Das bedeutet: Viele Bestandsmieter können sich einen Umzug in der Gegend rund um Sonnenallee oder im Reuterkiez heute nicht mehr leisten.

Wer eine günstige Mietwohnung sucht, hat es schwer. Nicht nur in Neukölln, sondern generell innerhalb des S-Bahnrings. Laut Immobilienscout24 gibt es aber noch vergleichsweise niedrige Quadratmeterpreise: in Marzahn (7,18 Euro), Kaulsdorf (7,38 Euro) und Wartenberg (7,65 Euro).

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