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Die Schau steht unter dem Motto «Rundum schöne Aussichten» und ist eng mit dem. Jubiläumsjahr 200 Jahre Fontane verbunden.

© Bernd Settnik/dpa

Landesgartenschau in Wittstock eröffnet: Ein Meer aus 1000 Rosen

Vor spätmittelalterlichen Kulissen lädt die kleine Stadt im Nordwesten Brandenburgs zur Entdeckungstour. Auch für Kinder gibt es reichlich Angebot.

Wären da nicht die Autos, könnte der Besucher von Wittstock sich wie auf einer Zeitreise fühlen. Behütet von der intakten Stadtmauer, bietet die kleine Stadt im Nordwesten Brandenburgs mit ihren fein sanierten Häusern um den zentralen Marktplatz, dem weithin sichtbaren Turm der Marienkirche und der spätmittelalterlichen Bischofsburg die ideale Kulisse für einen Ausflug. Nicht nur in die Vergangenheit: Schließlich richtet die 15.000-Einwohner-Stadt im Nordwesten Brandenburgs ab sofort die Landesgartenschau aus. Und wird dabei duften...

Dafür haben sich die Wittstocker ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: 1000 Rosen, in Beeten, Häuser berankend, an Ecken und auf Plätzen, sollen den Besucher nicht nur mit ihrem Anblick, sondern auch mit ihrem Duft erfreuen. Seit vier Jahren besitzt die Kleinstadt sogar eine eigene Sorte der vielfarbig blühenden Blumen: Die „Rosa Wizoka“ ist nach einer früheren Schreibweise des Stadtnamens benannt. Anlässlich der Gartenschau waren die Wittstocker aufgerufen, Rosenstöcke an ihre Häuser zu pflanzen. So wird der Besucher nun bei seinem Rundgang von den Rosen begleitet.

Wer mit der Bahn anreist, wird kein weiteres Gefährt brauchen. Alles in Wittstock ist zu Fuß zu erreichen. Und die Bahnfahrt stimmt bereits auf den Besuch ein. Ab Berlin-Gesundbrunnen sind knapp zwei Stunden einzuplanen, deren zweite Hälfte durch die wunderschöne Landschaft Ostprignitz-Ruppins führt. Wälder wechseln mit Wiesen, ein weiter Himmel lässt den Blick reisen. Entschleunigung pur.

In Wittstock angekommen braucht es nur wenige Schritte, um das Gartenschau-Gelände zu erreichen. Schon neben dem Bahnhof wird im alten Güterboden die erste Blumenhalle zu besichtigen sein. Über zwei Eingänge geht es dann zur eigentlichen Blumenschau in der Stadt. Wie ein grüner Gürtel schmiegt sich das Gelände an den südlichen Teil der Wittstocker Altstadt. Zwei Parks – der Friedrich-Ebert-Park am Flüsschen Glinze und der Park am Bleichwall – laden zum Spazieren und Entdecken ein. Es gibt Gartenkabinette an der Stadtmauer, alten Baumbestand, Kräuterpflanzungen und natürlich Spielmöglichkeiten für Kinder.

Dass Brandenburg in diesem Jahr Theodor Fontanes 200. Geburtstag feiert, spielt, so wenige Kilometer von Neuruppin, der Heimatstadt des Schriftstellers, natürlich eine Rolle. Gleich zwei Themengärten sind ihm gewidmet, einer heißt „Hier ist’s gut sein“.

Ranunkeln blühen in der Sonne. Die Organisatoren erwarten bis zum 6. Oktober rund 300.000 Besucher.
Ranunkeln blühen in der Sonne. Die Organisatoren erwarten bis zum 6. Oktober rund 300.000 Besucher.

© Bernd Settnik/dpa

Das gilt auch für den Park am Bleichwall, benannt nach den Wiesen hinter der Tuchfabrik, auf denen einst die Stoffe gebleicht wurden. Wie überhaupt viele Referenzen an die Vergangenheit am Weg des Flaneurs liegen. Vor allem natürlich die Alte Bischofsburg, in deren Turm das spannende „Museum des Dreißigjährigen Krieges“ untergebracht ist. Dessen sieben Etagen zum Frieden führen durch die Schrecken des Krieges und sind museumspädagogisch auf dem neuesten Stand.

Vor allem über den Alltag der einfachen Menschen in Zeiten des Krieges erfährt der Besucher viel und das sehr anschaulich. Dass ausschließlich Söldner im Dienst der Kriegsparteien dienten, dass ganze Kleinstädte im Schlepptau der Truppen folgten, wie elend die Unterbringung der Soldaten war und wie verloren derjenige, den Verwundung oder Krankheit peinigten.

Auch per Audio-Guide kann sich der Besucher durch die Ebenen führen lassen, das Museum ist durchaus für einen Besuch mit Kindern geeignet. Der Blick aus den Fenstern der Bischofsburg fällt weit ins Land, unter anderem in Richtung eines der größten Schlachtfelder des Dreißigjährigen Krieges. 20 Minuten zu Fuß ist unterwegs, wer am Scharfenberg die Aussichtsplattform erklimmen möchte. Von dort schaut man auf historischen Grund: 8000 Soldaten sollen hier ihr Leben verloren haben.

Heilmittel aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges

Wieder zurück aus den Wirren des Krieges, führt der Weg am Fuß der Burg durch liebevoll angelegte Kräutergärten, die Bezug zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges haben. Welche Pflanzen galten als Heilmittel? Welche versetzten in einen Rauschzustand?

Wer das 13 Hektar große Gelände der Gartenschau verlassen hat, braucht nur wenige hundert Meter zu laufen, um das Zentrum Wittstocks zu erreichen. Auf dem Marktplatz ist dienstags und donnerstags Wochenmarkt. Vom 70 Meter hohen Turm der St. Marien-Kirche bietet sich erneut ein weiter Blick ins Land und über die Stadt. Die Hallenkirche in Backsteingotik beeindruckt schon durch ihre Größe. Ehrenamtliche Gemeindemitglieder halten die Kirche an vielen Tagen – und natürlich auch zur Gartenschau – offen.

Wenn dann auch noch das Wetter mitspielt, dürfte für den Ausflug nach Wittstock ganz im Sinne Fontanes gelten: „Hier ist’s gut sein.“

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