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Die Vivantes-Zentrale in Berlin-Reinickendorf.

© Jan Roehl/promo

Landeseigener Klinikkonzern sucht Spitzenpersonal: Finanzchef der Vivantes-Krankenhäuser verlässt Berlin

Der Klinikkonzern kommt nicht zur Ruhe. Erst der Pflegestreik, dann Streit um die Umsetzung des Tarifvertrags, nun die Suche nach einem Finanzchef.

In den landeseigenen Vivantes-Kliniken wechselt das Spitzenpersonal – mal wieder, muss man fast sagen. Finanzchef Eibo Krahmer, seit 2015 im Vorstand des landeseigenen Konzerns, verlässt seinen Posten nach diesem Sommer.

Der Wirtschaftsinformatiker Krahmer, der zuvor die Finanzen der Universitätsmedizin Mannheim führte, fängt im Herbst als Kaufmännischer Direktor der Universitätsklinik Aachen an. Vivantes-Aufsichtsratsvorsitzender Eckhard Nagel teilte am Dienstag mit, das Unternehmen habe Krahmers "Loyalität" viel zu verdanken.

Erst Ende 2020 hatten sich Senat, Klinikmanager und Beschäftigtenvertreter über die Spitzenposten in der Vivantes-Zentrale in Reinickendorf gestritten. Der rot-rot-grüne Senat suchte einen Vivantes-Vorstandschef, diesen Posten hat nun de facto Johannes Danckert inne, der zuvor für die Großkliniken in Neukölln und Kreuzberg verantwortlich war. Die frühere Vizepräsidentin der Medizinischen Hochschule Hannover war damals von den Aufsichtsratsvertretern der Belegschaft abgelehnt worden.

Zuvor hatten die langjährige Vivantes-Chefin Andrea Grebe, die Aufsichtsratsvorsitzende Vera Gäde-Butzlaff sowie Personalmanagerin Corinna Jendges den Konzern verlassen. Heute bilden Danckert und die Personalmanagerin Dorothea Schmidt den Vivantes-Vorstand, für Krahmer wird ein Nachfolger gesucht.

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Innerhalb der Vivantes-Kette wird derzeit um den 2021 erstreikten Tarifvertrag gestritten. Verdi wirft der Konzernführung vor, in den Vivantes-Tochterfirmen vereinbarte Lohnerhöhungen nicht auszuzahlen. Die Gewerkschaft fordert zudem, die Personalstärke in der Pflege so zu erhöhen, wie dies im Tarifvertrag geregelt worden sei.

Kritik an Gesundheitssenatorin Gote

Auf einer Versammlung am Montag war dafür Gesundheitssenatorin Ulrike Gote heftig kritisiert worden, die Grünen-Politikerin gehört dem Vivantes-Aufsichtsrat an. Im Sommer 2021 hatten in den Vivantes-Kliniken und der ebenfalls landeseigenen Charité viele Pflegekräfte über Wochen die Arbeit niedergelegt, weshalb nicht-zeitkritische Behandlungen abgesagt wurden.

Insbesondere die vielen Vivantes-Rettungsstellen gelten als unterfinanziert. Der Senat gibt nun als Gesellschafter 260 Millionen Euro zur Eigenkapitalerhöhung an die Vivantes-Kliniken, unabhängig von den für alle Krankenhäuser gedachten Investitionen. Zudem sollen 2023 weitere 93 Millionen Euro an den Landeskonzern gehen.

Vivantes ist mit circa 18.000 Beschäftigten und fast 6000 Betten die größte kommunale Klinikkette Deutschlands. Zu Vivantes gehören acht Krankenhäuser, 18 Pflegeheime, ein ambulanter Dienst und eine Reha.

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