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Die Zentrale des deutschen Wohnungsunternehmen Vonovia in Bochum zu sehen.

© imago images/Ina Fassbender

Land wollte 20.000 Wohnungen übernehmen: Wie geht es nach dem geplatzten Vonovia-Deal weiter in Berlin?

Vonovia kann den größten Berliner Wohnungskonzern Deutsche Wohnen vorerst nicht übernehmen. Das Lockangebot an Berlin ist deshalb aber nicht vom Tisch.

Die Übernahme des größten Berliner Wohnungskonzerns Deutsche Wohnen durch den Konkurrenten Vonovia ist vorerst gescheitert. Die dazu erforderliche Übernahme von Aktien im Wert von mindestens der Hälfte des Grundkapitals der Deutschen Wohnen verfehlte die Vonovia mit 47,62 Prozent knapp.

Mit dem Scheitern der Fusion war auch zunächst unklar, was aus dem Angebot wird, mit dem die beiden Firmen die Fusion auch für das Land Berlin attraktiv machen wollten. Dazu zählte unter anderem den Verkauf eines Teils ihres Wohnungsbestandes an das Land Berlin.

Vonovia-Chef Rolf Buch sagte dem Tagesspiegel: „Wir stehen zu unserem Wort: Wir werden die Mietentwicklung für unsere Berliner Mieterinnen und Mieter bis 2026 begrenzen. Wir werden den Neubau – besonders für Familien – in der Hauptstadt weiter vorantreiben. Auch unser Angebot an das Land Berlin, von uns Wohnungen zu kaufen, steht weiterhin“. Dies habe er bereits dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller sowie Finanzsenator Matthias Kollatz  versichert.

Auch bei der  Deutschen Wohnen sagte eine Sprecherin auf Anfrage, dass ungeachtet des Ausgangs des Übernahmeangebots an dem mit Vonovia und dem Land Berlin vereinbarten „Zukunfts- und Sozialpakt Wohnen“ festgehalten werde. Dieser sehe unter anderem vor, Mietsteigerungen bis 2026 zu begrenzen und Neubau in Berlin zu forcieren. „Die Gespräche mit dem Berliner Senat hinsichtlich des Verkaufs einer signifikanten Anzahl an Wohnungen aus dem Bestand werden fortgeführt.“

Auch Finanzsenator Kollatz hält an den Ankaufsplänen fest: „Das Land Berlin ist nach wie vor daran interessiert, Wohnungsbestände zu erwerben – und dabei in etwa Ertragswerte zu bezahlen.“ Das Land habe in dieser Wahlperiode bereits knapp 23.000 Wohneinheiten erworben. „Wenn von der Vonovia und Deutsche Wohnen weitere 20.000 angeboten werden, ist das gut für Berlin.“ Die beiden Unternehmen müssten jetzt Klarheit schaffen, was die gescheiterte Fusion für die  Ankaufspläne des Landes bedeuteten.

Nach der gescheiterten Fusion gibt es drei Optionen

Schon einmal war ein Übernahmeversuch der Deutschen Wohnen durch die Vonovia gescheitert im Jahr 2016. Der nunmehr zweite vergebliche Versuch muss nicht der letzte sein. Möglich ist, dass die Vonovia den Aktionären der Deutschen Wohnen ein zweites Angebot unterbreitet. Diese Option hält sich der Konzern ausdrücklich offen, wie es am Montag hieß.

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Drei Optionen werden nach der gescheiterten Fusion in einer Mitteilung des Konzerns genannt: Neben einem neuen Angebot für eine Übernahme sei alternativ ein Zukauf von Aktien möglich oder als dritte Möglichkeit der Verkauf der Deutsche-Wohnen-Anteile, die Vonovia bereits in ihrem Besitz hat. Zurzeit besitzt Vonovia 18,36 Prozent der Deutsche Wohnen und hat eine Option auf den Kauf von weiteren 3,53 Prozent von dem Konkurrenten.

„Die Immobilienwirtschaft ist an Ihrem eigenen Renditehunger gescheitert“, sagte die finanzpolitische Sprecherin der Grünen Lisa Paus. Die „strukturellen Probleme am Wohnungsmarkt“ seien damit aber noch nicht gelöst. Nun gelte es im Bund die „richtigen Weichen zu stellen“. So müsse der „Missbrauch durch Share Deals, als Brandbeschleuniger für Immobilienspekulation“ beendet werden. Wie berichtet wären beim geplanten Erwerb der Deutsche-Wohnen-Aktien durch die Vonovia keine Grunderwerbsteuer fällig gewesen.

Für den Chef des Berliner Mietervereins Reiner Wild ist die gescheiterte Fusion Ausdruck der „selbstzerstörerischen Elemente eines auf maximale Gewinne orientierten Systems der börsennotierten Wohnungswirtschaft“. Verlierer sei neben den beiden Konzernlenkern Buch und Zahn auch die Berliner SPD samt Regierendem Bürgermeister und Finanzsenator Kollatz, die den möglichen Ankauf von 20.000 Wohnungen als Wahlkampfhilfe betrachtet hätten.

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