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Lichtgestalt. Im Hotel de Rome steigen nicht nur bekannte Persönlichkeiten ab – das Haus selbst ist eine Attraktion. Im Sommer ist die Dachterrasse ein Highlight, im Winter wird die Fassade beim Festival of Lights bestrahlt.

© imago/penofoto

In bester Berliner Lage: Was wird aus dem Hotel de Rome?

Nach dem Besitzerwechsel des Hotel de Rome glauben viele, dass dort demnächst Büros einziehen. Schließlich gibt es in der Krise kaum Gäste. Der Manager dementiert.

Bei Hotels kommt es vor allem auf die Lage an. Am Bebelplatz in unmittelbarer Nachbarschaft zur Staatsoper gelegen, erfüllt das Hotel de Rome perfekt dieses Kriterium, das einst Conrad Hilton berühmt gemacht hat. Trotzdem halten sich hartnäckig Gerüchte, dass der neue Eigentümer des Hauses, der Berliner Immobilienentwickler Caleus Capital Investors, in dem früheren Bankgebäude Büros etablieren will.

Der 2010 gegründeten GmbH gehört die Immobilie erst seit 2019. In den vergangenen sechs Jahren investierte sie in Immobilienbestände im Wert von fast 660 Millionen Euro. In Berlin sehen die Gründer, Ulrich Weber und Patrick Reich, „einen der attraktivsten Wirtschaftsstandorte der Zukunft“, weil es insbesondere junge Menschen nach Berlin ziehe, vor allem Start-ups.

Das Gebäude am Bebelplatz war zudem nicht immer ein Hotel. Bereits von 1889 bis 1945 residierte dort die Dresdner Bank.

Der General Manager des Hotel de Rome, Gordon Debus, erzählt offen, dass er schon mehrfach von Stammgästen, „darunter auch Celebrities“, auf eine mögliche Umwandlung angesprochen wurde. Allerdings kann er die Gerüchte dementieren unter Verweis auf die bestehenden Verträge.

Der Pachtvertrag mit dem britischen Spitzenhotelier, Sir Rocco Forte, der in Deutschland auch in Frankfurt am Main und München Luxushäuser betreibt, läuft noch sechs Jahre. Danach bestehe für den Briten einseitig die Möglichkeit, den Vertrag um weitere zehn Jahre zu verlängern.

Hoffnung auf Amerikaner

Gemessen an London oder St. Petersburg hätten sich die Hotels hier zwar lange schwergetan, vergleichbar hohe Zimmerpreise zu erzielen. Aber gerade die letzten beiden Jahre vor Corona seien die besten überhaupt gewesen, sagt Debus am Telefon. Gerade jetzt sei es trotz der Unterbrechung durch die Pandemie strategisch wichtig, in Berlin am Markt zu sein.

Zwei Stichworte reichen ihm, um das zu begründen: Tesla und der gerade eröffnete BER. Der Flughafen werde durch mehr USA-Verbindungen das Geschäft mit den gut zahlenden Amerikanern weiter beleben, hofft Debus.

85.790 Flaschen Champagner

In den ersten zehn Jahren übernachteten in dem Hotel fast 500.000 Gäste. Für den Luxus, den sie schätzen, sprachen Zahlen, die aus Anlass des zehnjährigen Bestehens 2016 bekannt gegeben wurden. Danach wurden allein bis dahin dort 85.790 Flaschen Champagner geleert und 39.010 Gramm Trüffel verhobelt. Rund 40 Hochzeitspaare ließen sich in besseren Zeiten dort jährlich trauen. Eine Weile war es sogar Trend, den früheren Tresorraum, der normalerweise Teil des Spas ist, für Heiratsanträge zu mieten. 

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Zusammen mit dem Adlon und dem Stue sieht Debus sein Haus in der Spitzengruppe, gerade auch was die Preise betrifft. Die Durchschnittsrate liege bei immerhin 316 Euro. Auch jetzt dürfe man nicht zu weit runtergehen, weil man später ja wieder aufholen müsse.

Während des ersten Lockdowns war das Haus sechs Wochen lang ganz geschlossen. Seit Juni ist es wieder geöffnet. Derzeit seien aber nur zehn Zimmer belegt, da ja nur Geschäftsleute buchen könnten. Sie bekommen das Frühstück aufs Zimmer serviert. Um weitere Mahlzeiten kümmert sich der 24-Stunden-Roomservice.

Rinderrouladen für Stammgäste

Bei der geringen Belegung darf sich mancher Stammgast auch schon mal auf sein Lieblingsgericht freuen, das dann im Rahmen eines Azubi-Trainings als Tages-Special zubereitet wird. Statt getrüffelter Pasta gibt’s dann schon mal Rinderrouladen.

Sir Rocco Forte sei erkennbar daran interessiert, die Mitarbeiter trotz der Krise zu halten, sagt Debus. Der Brite hatte seine Glaubenssätze schon kurz vor der Eröffnung des Hotels preisgegeben. „Man investiert nicht in Boom-Zeiten, sondern kurz bevor es aufwärts geht.“ Er sah in Berlin „die Hauptstadt der Chancen“.

Ähnlich könnte die Situation derzeit sein, wenn sich nach dem Ende der Pandemie die aufgestaute Reiselust ungebremst wieder Bahn bricht.

Beliebte Dachterrasse

Caleus-Mitgründer Patrick Reich bestätigt, dass sein Unternehmen das Hotel gekauft habe und dass es den Pachtvertrag gibt. Mehr möchte er nicht sagen, bekennt sich allerdings dazu, in normalen Zeiten auch selber gern im Restaurant und auf der Dachterrasse zu sitzen.

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Das könnte demnächst sogar noch komfortabler werden. Wie optimistisch das Haus trotz aller gegenwärtigen Schwierigkeiten in die Zukunft sieht, lässt sich, wie Debus sagt, auch an den aktuellen Investitionen ablesen. Allein die Dachterrasse, von der die Berliner Prominenz sich jahrelang gern die Draußen-Aufführungen der „Staatsoper für alle“ angeschaut hat, bekam für 60.000 Euro neue Möbel.

Gesellschaftlicher Treffpunkt

Das Hotel ist auch als gesellschaftlicher Treffpunkt für Lifestyle-Ereignisse beliebt. Karl Lagerfeld war als Stammgast der Suite 109 beim Personal unter anderem wegen seiner üppigen Trinkgelder populär. Und nicht lange nach der Eröffnung wurden im Ballsaal lustige Szenen mit Wladimir Klitschko für Til Schweigers Liebeskomödie „Keinohrhasen“ gedreht.

Wenn die Touristen wiederkommen, wird in den öffentlichen Bereichen, die derzeit nicht genutzt werden können, ein Teil der Patina verschwunden sein. Renoviert wurden auch der Fitnessbereich, Spa, Pool und Sauna, Räume, die auch von Berlinern gern genutzt würden. Nur eben nicht im Moment. Da bemühe man sich, die Gäste möglichst fern voneinander zu halten.

Eine entsagungsreiche Zeit auch für den passionierten Hotelier Gordon Debus: „Manchmal fühle ich mich wie ein Museumswärter“.

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