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Der Hoppegarten.

© imago/Frank Sorge

Ladies Day im Hoppegarten: Mein Hut, mein Pferd, mein...

...„Ladies Day“! In Hoppegarten meldeten sich am Sonntag so viele Damen wie nie beim Hutwettbewerb. Wer schräge und verrückte Kopfbedeckungen liebt, war hier genau richtig.

Gewinnen wollten sie alle, unbedingt. Jennifer Beck mit ihrem Segelschiff auf dem Kopf ebenso wie Jungschauspielerin Paula Hartmann mit dem opulenten schwarzen Witwen-Hut zur coolen Lederjacke und Club-Legende Britt Kanja mit ihrem goldenen Ufo auf dem Haar. Es war schon der 5. Ladies Day mit Hutwettbewerb auf der Rennbahn Hoppegarten, aber diesmal war’s ein Durchbruch.

Schon Wochen vorher registrierte Hutdesignerin Fiona Bennett einen deutlichen Anstieg der Bestellungen. Als Jury-Mitglied hatte sie sich selber für ein vermeintlich schlichtes Modell entschieden, „Black Cherry“, ein Strohhut mit dunklen Kirschen. Dass Hüte immer mehr im Kommen sind, liegt nach ihrer Beobachtung auch daran, dass immer öfter auf Hochzeiten der Dresscode Hut gilt. „Das wirkt einfach sehr festlich. Viele Bräute legen großen Wert darauf.“

„Ich liebe Hüte, und es macht mir großen Spaß, sie auszuführen“

„Es kommen immer mehr Teilnehmerinnen, und sie werden immer mutiger“, sagte auch Moderatorin Britta Elm, die von Anfang an in der Jury dabei war. Auch in früheren Jahren habe es schon auffallende Kreationen gegeben, erinnert sie sich gemeinsam mit Club-Managerin Tini Gräfin Rothkirch auf der weitläufigen Terrasse über der Rennbahn. „Mal trug eine Dame den Fernsehturm auf dem Kopf, eine andere mal den Funkturm und eine die Rennbahn selbst.“ Und ein Hut gewordenes Fußballfeld saß auch schon mal auf dem Haar. Designerin und Jurorin Nanna Kuckuck hat ein schräges Rad mit raffiniert geflochtenem Hinterleben auf. Immer wieder unternimmt die Jury Streifzüge auf dem riesigen Gelände, um die schönsten Kreationen ausfindig zu machen.

Magdalena Buchholz trägt einen Fascinator zum Dirndl, einen kleinen Hutschmuck, der ins Haar gesteckt wird wie eine Schleife. Das sieht hübsch aus, ist nach strengen Kriterien für die Rennbahn aber nicht genug. Fiona Bennett ist die Tochter eines Engländers und weiß daher: „Beim Pferderennen gibt immer noch die Queen den Ton an.“ Zehn Zentimeter Durchmesser sind da schon das Minimum. Die Ladies mit den wildgewordenen Blumenwiesen auf dem Kopf haben einen deutlich höheren Durchmesser, aber wirklich edel geht wohl anders.

Deutlich wird an diesem Nachmittag nur, dass nicht immer das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde sitzt. Manchmal lugt es auch vom Haaransatz herunter. Die Kombination aus mintgrünen und schwarzen Kordeln und Black Diamonds, die Aldona Bilici zum Wettbewerb trägt, heißt „Der Kreis des Lebens“. „Ich liebe Hüte, und es macht mir großen Spaß, sie auszuführen“. Hoppegarten-Besitzer Gerhard Schöningh kümmert sich derweil um die schönste Nebensache der Hutparade. Schließlich sind auf dem grünen Rasen mit Deutschlands besten Stuten, im „Diana Trail“, auch noch ganz andere, wenngleich unbehütete Ladies im Rennen.

Gegenakzent setzen

Preise gibt es in drei Kategorien, für die „Hutkreation des Jahres“, für „Best Dressed“ und für „Das perfekte Hut-Couple“. Romy Ertl und ihre Tochter Marlene geben mit den Kreationen „London Import“ und „Blue Spirit“ schon ein gutes Paar ab. Aber auch Maria Hofmann, für die Hüte machen ein entspannendes Hobby ist, rechnete sich gute Chancen aus, zumal sie anderswo schon Preise gewonnen hat. Lucyna Recke liebt Hüte auch im Alltag. „Die Emanzipation hat die Frauen aus Hut und Handschuh geworfen“, klagt sie. Da setzt die ganz in Rosa gewandete Repräsentantin eines Schönheitsunternehmens gern einen Gegenakzent.

Für Britta Elm, die von frühester Kindheit auf Rennbahnen unterwegs war, ist in Hoppegarten vor allem die Vielfalt einzigartig. Die Familien, die auf dem Rasen picknicken, die alten Herren mit Zigarren, die jüngeren Dandys, sie alle schauen an diesem Sonntag staunend, dass die moderne Frau auf der Jagd nach einem Preis nicht mehr auf der Hut ist, wenn es darum geht, ihre Kreativität ganz auszuleben. Den kleinen Mädchen sieht man sowieso an, wie sehr sie dieses Spiel lieben. Ganz egal, ob die spaceige Britt, die düster-lustige Paula oder der „Seegang Berlin“ gewinnt: Sie alle frönen einem Sonntagsvergnügen mit Zukunft.

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