zum Hauptinhalt
Am Freitag wurde in Tegel das Impfen mit Astrazeneca wieder aufgenommen.

© Soeren Stache/dpa

Update

„Kurz schwindelig, Hauptsache geimpft“: So lief der erste Tag nach dem Astrazeneca-Stopp in Berlin

Busse, Taxis, Privatwagen - das Impfzentrum in Tegel ist wieder offen. Die Impflinge freuten sich, auch wenn es bei leichte Nebenwirkungen gab.

Von

Tausende Impfungen sollen am Wochenende nachgeholt werden, Tausende waren ohnehin fest eingeplant – nach dem viertägigen Astrazeneca-Impfstopp versuchen Ärzte, Hilfsorganisationen und Bundeswehr-Soldaten die Lücke zu schließen. Das wird absehbar kaum gelingen, auch wenn am Freitag im einstigen Flughafen Tegel die Impflinge im Minutentakt ankamen. Aus Privatautos, Shuttle-Wagen, Taxis und BVG-Linienbussen stiegen die Gruppen.

Wie viele Berliner mit oder ohne Termin am ersten Tag nach dem Stopp genau gekommen waren, konnte das Deutsche Rote Kreuz (DRK), dass die Arbeit in den Impfzentren koordiniert, noch nicht sagen. Von den seit Wochen verbreiteten Zweifeln am Impfstoff, die durch auf Bundesebene verhangenen Einsatzstopp verstärkt worden sein dürften, war in den Terminals wenig zu spüren.

DRK-Präsident Mario Czaja hatte am Vorabend, unmittelbar nachdem die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) das Vakzin erneut positiv bewertet hatte, „unbürokratisches“ Vorgehen angekündigt. Man versuche die 6000 ausgesetzten Impftermine zügig nachzuholen, heiß es vom DRK am Freitag. Und so arbeiten Ärzte, Sanitäter, Pharmazeuten in Berlins sechs Impfzentren ab sofort von 9 bis 19 Uhr, zumindest so lange die gelieferten Chargen der Impfstoffe Astrazeneca, Biontech und Moderna reichen.

Wenige Termin gebucht, sagt Senatorin Kalayci

Doch die Zahlen für Buchungen von Terminen seien nach der Entscheidung, das Astrazeneca-Präparat wieder einzusetzen, leider nicht sehr hoch. Das sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD), die am Freitag das Zentrum in Tegel besuchte: „Es sieht noch nicht so aus, dass das Impfzentrum voll wird.“

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Mariana Garcia, 59 Jahre, wurde dort gerade geimpft – sie hätte ihren Termin eigentlich vergangenen Mittwoch gehabt. Als sie hörte, dass das Mittel erneut freigegeben wurde, rief sie sofort bei der Hotline des Senats an, doch niemand konnte ihr weiterhelfen. „Ich bin heute morgen dann einfach so hergekommen.“ Und? „Das hat geklappt. Ich war zehn Minuten im Impfzentrum, alle waren sehr nett und jetzt bin endlich geimpft.“

Sie sei froh, dass Astrazeneca durch die EMA wieder freigegeben wurde – auch wenn sie die Impfung nicht komplett ohne Nebenwirkungen vertrug. „Mir wurde kurz etwas schwindelig“, sagt Garcia. „Hauptsache geimpft.“

„Da ist Impfung echt wichtig“, sagt eine Risikopatientin

Auch Karolin Menz konnte am Freitag ihren Impftermin in Tegel nachholen. Eigentlich sollte sie die Spritze bereits am Donnerstag erhalten haben. Die 34-Jährige Krankenpflegerin gehört zu einer Risikogruppe, dass sie die Impfung nun hat, habe sie erleichtert sie. „Ich arbeite mit geistig und körperlich beeinträchtigten Jugendlichen. Da ist die Impfung echt wichtig.“ Vor den Nebenwirkungen habe sie keine Angst – auch ihr wurde nach der Spritze schwindelig.

Karolin Menz arbeitet als Krankenpflegerin in Spandau und ist Risikopatientin. Dass sie die Impfung nun hat, erleichtert sie.
Karolin Menz arbeitet als Krankenpflegerin in Spandau und ist Risikopatientin. Dass sie die Impfung nun hat, erleichtert sie.

© Louise Otterbein

Eine ältere Frau geht wieder: „Astrazeneca will ich nicht“

Doch nicht jeder blickt der Astrazeneca-Impfung und den etwaigen Nachwirkungen optimistisch entgegen. Eine ältere Dame verlässt das Impfzentrum. „Ich wollte eine andere Impfung hier bekommen, Astrazeneca will ich nicht“, sagt sie. Deshalb wurde sie wieder weggeschickt. „Erst wurde der Impfstoff ausgesetzt, jetzt soll er wieder eingesetzt werden. Dem traue ich nicht.“

So ist auch Oktay Erdinch misstrauisch - trotzdem ist der 46-Jährige am Freitag nach Tegel hergekommen, um sich impfen zu lassen. „Klar, habe ich Angst vor Nachwirkungen. Der Impfstoff ist so neu, da weiß man ja nie, ob man dem Ganzen trauen kann“, sagte Erdinch. Der Freiheitswille überwiege jedoch. „Ich will mich wieder freier bewegen und reisen können, irgendwann muss das alles ja mal enden.“ Deshalb nehme er trotz Bedenken auch das Vakzin von Astrazeneca.

Oktay Erdinch ist trotz seiner Bedenken wegen Astrazeneca am Freitagmorgen nach Tegel zum Impfen gekommen.
Oktay Erdinch ist trotz seiner Bedenken wegen Astrazeneca am Freitagmorgen nach Tegel zum Impfen gekommen.

© Louise Otterbein

Das Mittel wird auch in den Kliniken eingesetzt. In der Charité sollen bis nächste Woche circa 15.000 der 19.000 Beschäftigten geimpft sein, die meisten davon erhalten Astrazeneca. Ab sofort sollen auch circa 38 000 Lehrkräfte aus Grund- und Gemeinschaftsschulen eine Impfeinladung erhalten, wie Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) mitteilte, Termine seien in einem Impfzentrum „ihrer Wahl“ buchbar. Kalayci appellierte noch mal: Alle, die eine Impfeinladung hätten, sollten einen Termin ausmachen.

Zur Startseite