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Straßenstrich. Der Bezirk befragte Anwohner der Kurfürstenstraße. F.: Kremming/Imago

© imago/Rolf Kremming

Kurfürstenstraße in Berlin-Mitte: Neue Ideen für Umgang mit Prostitution

Anwohner in Tiergarten Süd haben in einer Umfrage angegeben, was sie in ihrem Kiez am ehesten stört. Jetzt stellt der Bezirk die Ergebnisse vor.

Müll, Fäkalien, öffentlicher Geschlechtsverkehr: Aus einer Liste von zwölf Punkten waren dies die drei, von denen sich die Anwohner in Tiergarten Süd, also dem Kiez zwischen Lützowplatz, Flottwellstraße, Landwehrkanal und Kurfürstenstraße, am ehesten gestört fühlen. Die Ergebnisse der Umfrage, die der Bezirk Mitte gemeinsam mit der Universität Potsdam erarbeitete, stellte Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) jetzt vor.

Dieser hat Pläne für den bekanntesten Straßenstrich Berlins auf der Kurfürstenstraße. Schon im letzten Jahr schlug er vor, hier eine Sperrzone für Prostitution einzurichten. Auch in der Umfrage waren etwa 59 Prozent der Befragten damit einverstanden, ein „Gebiet, in dem Prostitution auf der Straße verboten ist“, einzurichten.

Doch da von Dassel mit seinem Vorschlag sowohl auf Bezirks- als auch Landesebene auf Widerstand stieß, wird die Einrichtung einer Sperrzone vom Bezirksbürgermeister zunächst nicht weiter verfolgt. Zudem ist nur die nördliche Seite der Kurfürstenstraße Teil von Mitte, die südliche Hälfte gehört schon zu Schöneberg.

Schöttler lehnt die Sperrzone ab

Dort lehnt Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) die Sperrzone klar ab. Denn eine solche würde die Probleme, die Schöttler ebenfalls anerkennt, nur verlagern. Bezirksbürgermeister von Dassel plant nun kleinere Maßnahmen, wie das Bereitstellen von Dixie-Toiletten und den gezielteren Einsatz der Ordnungsamtsmitarbeiter, möglichst auch nach 22 Uhr, damit bestehende Regeln und Verbote eingehalten werden. Sogar vom Aufstellen sogenannter Verrichtungsboxen wird gesprochen, um den Sex im Freien einzudämmen. Diese werden beispielsweise in Köln oder Zürich eingesetzt. Anfang Mai möchte der Bezirk mit der Umsetzung der Maßnahmen beginnen.

Die betroffenen Prostituierten und Sozialarbeiter fühlen sich in der Umfrage nicht genügend berücksichtigt. Ihre Rückmeldungen auf die Zusammenstellung der Fragen, die sie zu einseitig fand, wurden nicht eingearbeitet, sagt Monika Nürnberger, Leiterin des Frauentreffs „Olga“ in der Kurfürstenstraße. Den fertigen Fragebogen habe sie nie erhalten. Nürnberger betont, dass es schon jetzt Angebote gebe, bei denen sich Nachbarn mit Fragen an die Mitarbeiterinnen des Frauentreffs wenden können.

Die Probleme würden dann sofort mit den Prostituierten in ihrer Muttersprache besprochen, was gut funktioniere. In der Umfrage wird die Option „mehr Aussprache zwischen Sexarbeitenden und Anwohnenden“ als Maßnahme zur Besserung der Situation im Kiez allerdings von 38 Prozent der Befragten als „gar nicht wünschenswert“ angesehen.

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