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Am Rosa-Luxemburg-Gymnasium in Pankow wird „Die Feuerzangenbowle“ als Musical mit Schüler Elias Schockel als Hauptdarsteller aufgeführt.

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Kult-Roman: Pankower Schüler machen "Feuerzangenbowle" zum Musical

Das Rosa-Luxemburg-Gymnasium inszeniert die legendäre „Feuerzangenbowle“ als Musical.

Von Christian Hönicke

Es donnert über der Kissingenstraße, Bläser und Pauken dringen aus der Aula im dritten Stock des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums. Hier in Pankow findet gerade die Probe für das Musical „Die Feuerzangenbowle“ statt.

Drinnen auf der Bühne sitzt, steht, läuft, gestikuliert Elias Schockel. Der 16-Jährige wird sich auf Heinz Rühmanns Spuren begeben und den legendären Johannes Pfeiffer (mit drei F) spielen.

Schockel studiert gerade ein Herzschmerz-Stück ein, das die innere Zerrissenheit Pfeiffers verhandelt, nachdem dieser bei seiner Angebeteten Eva abgeblitzt ist. „Bin ich verrückt oder nur verliebt?“, singt der schlaksige Schüler, dann unterbricht ihn eine Stimme aus dem Lautsprecher.

„Zerlauf das nicht“, sagt sie. „Bleib ruhig stehen und diskutiere das mit dir und dem Publikum aus.“ Die Stimme gehört Johannes Jellinek. Er führt Regie und hat auch die Texte zu den Songs von Burkard Fabian geschrieben.

"Ich habe den richtigen Zeitpunkt gesucht"

Fabian ist das Mastermind hinter dem Musical. Der Musiklehrer kam 2005 aus Göttingen nach Pankow. Er etablierte zusätzlich zum Chor und zum Ensemble eine Big Band an der Schule und führte mit seinen Schülern projektweise Musicals auf. Vier gab es seither, die „Feuerzangenbowle“ ist sein bislang größter Wurf – alle Stücke hat Fabian selbst komponiert.

Zehn Jahre lang trug er die Idee mit sich herum, den berühmten Schulroman von Heinrich Spoerl aus den späten 20ern als Musical zu inszenieren. „Ich habe nur den richtigen Zeitpunkt gesucht.“ Der rückte vor gut fünf Jahren in Sicht, als Elias Schockel in die Big Band eintrat.

Der Pankower singt seit seinem vierten Lebensjahr im Staats- und Domchor, „er fiel mir sofort als Sänger und Persönlichkeit auf“, sagt Fabian. „Ich wusste: Das ist die Idealbesetzung für Johannes Pfeiffer.“ Er behielt ihn im Auge und fragte irgendwann: „Kennst du den Film, kannst du dir das vorstellen? Das ist eine große Rolle, wahnsinnig viel Text.“

Schockel sagte spontan zu. „Aber wir mussten noch warten, bis er da reingewachsen ist.“ Am Montag, um 18.30 Uhr, sind sie am Ziel: Dann ist Premiere.

Das deutsche Kulturgut "Feuerzangenbowle"

Doch als Fabian vor gut zwei Jahren mit der Realisierung beginnen wollte, stand er vor weiteren Hürden. Die höchste war die juristische. Es gibt einen Verlag, der die Urheberrechte des Romans besitzt, ein anderer hat die Filmrechte, und dann ist da noch eine Theaterfassung, die von Spoerls Erben autorisiert wurde. Die lizenziert der Berliner Theaterverlag Gustav Kiepenheuer, und dort fragte Fabian an, ob er aus dem Theaterstück ein Musical kreieren dürfe.

Die Begeisterung hielt sich in Grenzen. 2004 wurde schon einmal für ein paar Aufführungen in einem hessischen Mund-Art-Theater eine Musical-Fassung genehmigt. Aber eine Schule? „Das wurde kritisch gesehen“, sagt Fabian. „Ich musste den Verlag überzeugen, dass wir etwas Gutes daraus machen können.“ Er sollte die Songtexte vorlegen, um zu garantieren, „dass dieses deutsche Kulturgut nicht durch uns verunglimpft wird“.

Doch Texten ist nur bedingt Fabians Sache. Darum bat er Jellinek, der schon Regie bei den früheren Schul-Musicals führte, die Worte zu seinen Kompositionen zu finden. Jellinek ist Schauspieler und Sprecherzieher, „aber ich schreibe auch sehr viel und mag die Feuerzangenbowle sehr“.

Was Autorität ausmacht

Die Sprache orientiert sich wie die Musik an der Zeit des Romans, das war Bedingung für die Zusage. Jellinek: „Es war eine Herausforderung, um Schlüsselsätze wie ,Bäh, wat habt ihr für ’ne fiese Charakter’ stimmige Verse zu schreiben.“ Das gelang ihm: Fünf Vorführungen wurden genehmigt.

23 Swing-Stücke haben Fabian und Jellinek in das Theaterstück eingefügt, das so auf drei Stunden anwuchs. Die zentralen singt Elias Schockel, und obwohl der 16-Jährige privat schon so erwachsen wirkt, spielt er den Lausbuben mit besonderer Freude. „Die Bühne bietet mir Möglichkeiten, die ich sonst nicht habe“, sagt er, denn zumindest an seiner Schule seien Streiche praktisch ausgestorben.

Aber das zeitlose Grundmotiv der „Feuerzangenbowle“, die Frage, was Autorität eigentlich ausmacht, verfängt auch fast ein Jahrhundert nach der Entstehung bei den Schülern. „Diese Lehrerpersönlichkeiten, die alle ihre eigenen Marotten haben, die findet man auch heute noch“, sagt Schockel.

Zum Beispiel diesen Musiklehrer, dem die Musik auch nach der Erfüllung seines Traums unweigerlich den Takt vorgeben wird. „Das Projekt ist nach den fünf Vorführungen abgeschlossen“, sagt Burkhard Fabian. Dann lächelt er. „Aber ich habe natürlich schon eine Idee für das nächste Musical.“

Vorführungen am Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag (18.30 Uhr) und Sonnabend (16.00 Uhr) in der Kissingenstraße 12. Karten kosten 8 Euro, Telefonkontakt Sekretariat: 030-91607730.

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