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Geht für die Berliner Wirtschaft nach New York: Kristina Garcia.

© Johannes C. Bockenheimer

Kristina Garcia: Diese Frau vertritt die Berliner Wirtschaft in New York

Wirtschaftssenatorin Ramona Pop und die IHK eröffnen an heutigen Dienstag in Big Apple ein Berlin-Büro. Kristina Garcia wird es leiten. Ein Porträt.

Zeit zum durchatmen? Die bleibt Kristina Garcia in diesen Tagen nicht. „Es war viel Input, den ich in den vergangenen Stunden bekommen habe“, sagt sie. Seit Montag ist Garcia das neue Gesicht der Berliner Wirtschaft, leitet das neue Büro in New York, das die Unternehmen der deutschen Hauptstadt in der amerikanischen Küstenstadt repräsentieren – und amerikanische Firmen nach Berlin locken soll.

Gerade pünktlich zum Amtsantritt hat sich eine Wirtschaftsdelegation unter Führung von Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) angekündigt. Was für Garcia vor allem eines bedeutet: viel, viel Arbeit.

„Das ist eine Herausforderung, klar, macht aber auch viel Spaß“, bilanziert sie ihren ersten Arbeitstag. Dass Garcias Schreibtisch künftig im Haus der deutschen Außenhandelskammer stehen wird, nur einen Steinwurf von der Wall Street entfernt, ist dabei alles andere als ein Zufall.

Ihre Beziehung zu Deutschland im Allgemeinen und zu Berlin im Speziellen reicht viele Jahre zurück. Der Job des Vaters verschlug die Familie Ende der 70er Jahre für eine Weile nach Frankfurt, die Mutter wiederum stammt aus dem österreichischen Innsbruck. „Deutsch war die erste Sprache, die ich in meinem Leben gelernt habe“, sagt sie. „Allerdings ist es mittlerweile ein bisschen eingerostet.“

Mit dem neuen Job dürften ihre Sprachkenntnisse schon schnell wieder zurückkehren. Und auch ihre jahrzehntelange Beziehung zu Berlin. Denn Garcia zog es zum Studium erneut nach Deutschland: An der Universität Erlangen studierte sie Literaturwissenschaften und Geschichte. „Damals war ich auch zum ersten Mal in Berlin“, erinnert sie sich. 1978 war das, die größte deutsche Stadt war damals zugleich auch Frontstadt im Kalten Krieg und umringt von Stacheldraht und einer Betonmauer.

Schon in den 90er Jahren arbeitete Garcia in New York

Garcia mochte Berlin trotz dieser düsteren Kulisse. Man könnte auch sagen: genau deswegen. „Ich bin ein großer Fan von Spionage-Romanen“, sagt Garcia. Dann lacht sie. „So gesehen war es immer mein Traum nach Berlin zu gehen.“ Und irgendwann sollte er sich dieser dann erfüllen: „Ich erinnere mich an das Gefühl, das ich hatte, als mein Bus in Hof losfuhr und ich wusste, dass er bis Berlin nicht mehr halten würde – es war sehr aufregend.“

Ihre Beziehung zu Deutschland ließ sie auch nach dem Abzug der Agenten, nach dem Fall der Mauer nicht los: In den 90er Jahren arbeitete Garcia in New York für das German Convention Bureau (GCB), vertrat Firmen wie die Lufthansa auf dem US-Markt.

„Zu dieser Zeit war ich auch in Berlin zu Besuch und sah den Wandel in der Stadt: Überall sah man Baukräne und Bauarbeiter, die an der neuen Stadt arbeiteten“, erinnert sich Garcia, „das war eine aufregende Entwicklung.“ Fast ein Vierteljahrhundert ist seither vergangen, aus der einstmals isolierten Stadt ist ein Ort im Herzen Europas geworden, der Gründer, Unternehmer und Kreative gleichermaßen anzieht.

Diese Erfolgsgeschichte will Garcia helfen weiterzuschreiben: „Einerseits möchte ich bei amerikanischen Investoren für Berlin werben“, sagt sie. „Andererseits möchte ich aber auch die deutschen Firmen – vom Mittelständler bis zum Start-up – dabei unterstützen, wenn sie Fuß auf dem amerikanischen Markt fassen wollen.“

Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop.
Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop.

© Christoph Soeder/dpa

Wirtschaftssenatorin Ramona Pop glaubt, dass ihr Plan aufgehen wird: „Wir haben mit Frau Garcia eine überaus kompetente Frau für unser Büro gefunden, die bestens in den New Yorker Geschäftswelt vernetzt ist“, sagt die Grünen-Politikerin. „Sie ist mit ihrer Erfahrung genau die richtige Wahl, um die Wirtschaftsbeziehung zwischen New York und Berlin zu stärken.“

„Die USA sind für Berlin der wichtigste Handelspartner“

Helfen könnte Garcia bei der Entwicklung der deutsch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen auch eine Kooperationsvereinbarung, die im Rahmen der Delegationsreise unterschrieben wurde. Der Verband der Digitalwirtschaft in Berlin und Brandenburg (SIBB) und die amerikanisch-israelische Innovationsplattform SOSA erklären darin ihre Absicht, künftig eng bei der Start-up-Förderung zusammenzuarbeiten. Kernthemen wie Cybersicherheit, datengesteuerte Lösungen und Industrie 4.0 liegen dabei im Fokus der Zusammenarbeit.

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„Berlin und New York zeigen in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung wichtige Schnittmengen auf. Die USA sind für Berlin der wichtigste Handelspartner, daher ist die Intensivierung der Beziehungen zur IT-Industrie in den USA ein logischer und folgerichtiger Schritt“, kommentierte SIBB-Geschäftsführer René Ebert am Montag die Unterzeichnung der gemeinsamen Vereinbarung mit SOSA.

Neben seinen bisherigen Niederlassungen in New York und Tel Aviv denkt der SOSA-Vorstand zudem darüber nach, seinen geplanten europäischen Sitz in Berlin zu eröffnen. Das globale Netzwerk von SOSA vereint unter seinem Dach über 15.000 Start-ups und rund 250 Investoren, Risikokapitalfonds und international tätige Unternehmen.

Es sind derlei Wirtschaftskooperationen, auf die auch Garcia ihre Arbeit künftig stützen möchte. „Es ist wichtig, dass Deutsche und Amerikaner eng zusammenarbeiten“, sagt sie. „Wenn ein deutsches Unternehmen hierher kommt, sollte es deshalb unbedingt auf ein gemischtes Team setzen – und letztendlich auch darüber nachdenken, die Führung seiner amerikanischen Niederlassung langfristig einem Amerikaner anzuvertrauen.“

Denn so nahe sich Amerikaner und Deutsche auch sein mögen: „Es gibt gewisse Kulturunterschiede, die sich auch im Geschäftsleben zeigen“, sagt sie, „Deshalb ist es bei einer Expansion in die USA wichtig, dass man Vertrauen zu seinen Mitarbeitern aufbaut. Nur so können beide Seiten voneinander profitieren.“

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