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Diese DC-3 gehörte zu den letzten Flugzeugen, die 2008 auf dem alten Zentralflughafen in Tempelhof starteten.

©  John Macdougall/AFP

Update

Krisensitzung der Organisatoren: Flugschau zum Luftbrücken-Jubiläum steht auf der Kippe

Die unglaubliche Geschichte einer merkwürdigen Planung: Hinter den Kulissen des Rosinenbomber-Flugs geht es drunter und drüber. Was bleibt am Ende übrig?

Krisensitzung in Berlin zum Luftbrücken-Gedenken: Es geht nicht um das Fest in Tempelhof, sondern um den Flug der Rosinenbomber. Gerade erst hat Bundespräsident Frank Walter Steinmeier die Schirmherrschaft zum geplanten Kolonnenflug von mehr als 30 ehemaligen „Rosinenbombern“ in zwei Gruppen zum 70. Jahrestag des Luftbrückenendes nach Berlin übernommen. Bereits in zweieinhalb Monaten sollen die Dakotas“ über der Hauptstadt einschweben. Doch ob daraus wirklich ein großes Event wird, erscheint immer fraglicher.

Am Dienstagvormittag fand eine Krisensitzung statt, zu der betroffene Behörden und Organisationen den Vereinsvorstand gebeten hatten. Es habe erneut nur „Standartantworten“ gegeben, verlautete aus Teilnehmerkreisen. Der Veranstalter wurde aufgefordert, binnen 14 Tagen alle erforderlichen Konzepte und Anträge einzureichen.

Auf der Website des „Fördervereins Luftbrücke Berlin 70“ und in den Mitteilungen des Vereins finden sich widersprüchliche Aussagen. Die Genehmigungen für einen Überflug des Brandenburger Tores und einen Tiefflug über den ehemaligen Flughafens Tempelhof würden vorliegen, heißt es dort. „Das werden einzigartige Bilder sein, die von Deutschland aus um die ganze Welt gehen.“

An anderer Stelle steht zu lesen, die „Rosinenbomber“ würden „über Berlin-Gatow und in Schönhagen präsent sein“. In Schönhagen würden „Crews und Maschinen dem Publikum ganz nah zur Verfügung stehen.“ Die Veranstalter versichern: „Es wird eine Luftbrücke zum Anfassen.“ Doch die jeweiligen Partner sind irritiert.

Über dem Areal des Militärhistorischen Museums in Gatow sollten die „Rosinenbomber“ wieder Süßigkeiten abwerfen - das hatten wir im Spandau-Newsletter des Tagesspiegel berichtet. Was die Planer darin nicht erzählt haben: Weil daraus nämlich offenbar eine Werbeveranstaltung für den Hauptsponsor werden sollte, hat die Bundeswehr das zunächst abgelehnt und wartet seitdem auf ein Alternativkonzept, so Museumsleiter Ralf-Gunter Leonhardt.

Ob Tempelhof oder Brandenburger Tor - "uns fehlen die Anfragen"

Für eine Veranstaltung vor dem Brandenburger Tor, um größeren Besuchermengen den Überflug beobachten zu lassen, liegt bisher kein Antrag vor, sagt ein Sprecher des Bezirksamtes Mitte.

Bislang habe es keine offizielle Anfrage mit einem entsprechenden Veranstaltungskonzept gegeben, erklärt auch Bettina Riese von Grün Berlin, zuständig für das Tempelhofer Feld. Für einen niedrigen Überflug oder gar eine Landung müssten zudem Genehmigungen der Luftfahrtbehörde eingeholt werden, die nach Informationen des Tagesspiegel ebenfalls noch nicht einmal beantragt wurden.

Für den Überflug des Brandenburger Tores wäre eine Durchfluggenehmigung für die Sperrzone über dem Regierungsviertel erforderlich. Man hatte bisher nur einen „Erstkontakt“ mit dem Veranstalter, so Kerstin Weber vom zuständigen Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung. „Derzeit liegen jedoch noch nicht genügend Informationen zu den Flugvorhaben vor. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir daher noch keine Auskunft über eine Genehmigungsfähigkeit an sich treffen.“

Das Flugplatzfest im Juni ist gar nicht öffentlich

Und in Schönhagen ist laut Flugplatzchef Klaus-Jürgen Schwahn jetzt von einer geschlossenen Feier mit geladenen Gästen die Rede, nachdem der Verein trotz mehrfacher Aufforderung bisher kein Konzept für eine Veranstaltung mit größeren Besucherzahlen vorgelegt hat.

Thomas Keller, einer Initiatoren des Fördervereins, sagte nach der Krisensitzung dem Tagesspiegel auf Nachfrage, es sei um „Abstimmungsthemen“ gegangen. Auf der Website sind derzeit als einzige Programmpunkte in Berlin Überflüge mit der Ortsangabe „Berlin-Mitte“ am 15. Juni um 17 Uhr und am 16. Juni um 13 Uhr angekündigt. Bleiben die Maschinen dabei in einer Höhe von mindestens 1500 Fuß (457 Meter), würden sie nur eine Genehmigung zum Einflug ins Sperrgebiet um das Regierungsviertel benötigen. Ein Überflug des übrigen Stadtgebietes in dieser Höhe müsste nur mit der Flugsicherung abgestimmt werden. Die Berliner würden die historischen Flugzeuge so aber nur auf Distanz zu sehen bekommen.

Auch am geplanten Überflug von Tempelhof halte man fest, sagte Keller. Eine mögliche Landung auf dem ehemaligen Zentralflughafen sei „ein schwieriges Thema“, das man „emotionslos angehen“ müsse. Öffentliche Veranstaltungen sind weder dort noch am eigentlichen Landeplatz der Maschinen in Schönhagen geplant. Dort werde es nur einen geschlossenen Event des Sponsors Total geben. Der sei dort auch Veranstalter und nicht der Verein.

Sogenannte Spotter-Tage, bei denen Interessenten die Oldtimer aus der Nähe betrachten und Fotografieren können, sind jetzt nur auf den Fliegerhorsten Faßberg und Jagel in Niedersachsen und Schleswig-Holstein geplant. Sie werden von den dort stationierten Bundeswehr-Einheiten organisiert.

Die Maschinen kommen nur nebenbei nach Berlin

Am Montag hatten die Planer noch im Spandau-Newsletter erzählt, dass sie gegen 16.30 Uhr Niedersachsen verlassen werden und in zwei Formationen mit jeweils sieben Flugzeuge nach Berlin fliegen wollen. Gatow sollte gegen 17 Uhr überflogen werden. Weiter ginge es zum Olympiastadion, wo die Maschinen dann abbiegen gen City und das Brandenburger Tor überfliegen. Anschließend sollte die Formation gen Süden abbiegen.

Die auf der Website mit rund drei Millionen Euro Gesamtkosten hätten sich inzwischen durch den Wegfall von Programmteilen „deutlich reduziert“, sagt Thomas Keller. Gut eine Million Euro ist bei einer Crowd-Funding-Aktion zusammengekommen, fast die gesamte Summe stammt vom bisher offenbar einzigen Hauptsponsor, dem Mineralölkonzern Total. Der will den Piloten Treibstoff in diesem Gesamtwert zur Verfügung stellen. Weitere 500.000 Euro waren ursprünglich allein für die Verpflegung und Unterbringung der rund 180 erwarteten Piloten und Crew-Mitglieder veranschlagt, 850.000 Euro für Organisation, Gebühren und Versicherungen.

Auf ihrer Website erwecken die Veranstalter den Eindruck, die überwiegend aus den USA stammenden „Rosinenbomber“ würden speziell zum Luftbrückenjubiläum einfliegen. Tatsächlich kommen die Maschinen zum wesentlich professioneller organisierten Event „Daks over Normandy“, mit dem in Großbritannien und Frankreich der 75. Jahrestag der Landung alliierter Fallschirmspringer in der Normandie gefeiert wird. Auf dem Rückweg sollen sie dann den Abstecher nach Deutschland machen.

Auf dem Flughafen Tempelhof soll zudem am 12. Mai ein großes Fest mit 50.000 Menschen stattfinden, mit dem an die Luftbrücke erinnert wird. Das steht laut Senat nicht in Frage.

Rainer W. During

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