zum Hauptinhalt
Unfallschwerpunkt Yorck- Ecke Katzbachstraße in Berlin-Kreuzberg

© Kitty Kleist-Heinrich

Kreuzung Yorckstraße/Katzbachstraße: Kreuzberger Unfallschwerpunkt soll sicherer werden

Der Senat hat die gefährliche Kreuzung lange ignoriert – jetzt erhöht der Petitionsausschuss den Druck. Der Umbau soll noch 2017 beginnen.

„Furchtbar“, „katastrophal“ – wenn Anwohner der Kreuzung Yorckstraße/Katzbachstraße in Kreuzberg die Verkehrssituation vor ihrer Haustür beschreiben, fallen drastische Worte. Denn es gibt nur wenige Orte in Berlin, an denen es noch häufiger knallt und die Polizei bei der Unfallaufnahme so gut wie alles verzeichnet – von Blechschäden bis zu leicht- und schwerverletzten Autoinsassen, Radlern oder Fußgängern.

Umbau des Unfallschwerpunktes wohl ab 2017

Zweieinhalb Jahre lang haben Bürger dafür gekämpft, dass die Kreuzung durch geeignete Maßnahmen sicherer wird. Doch immer wieder fühlten sie sich von Bezirks- und Landesbehörden hingehalten, vertröstet, gar ignoriert. Die Verwaltungen leiteten zwar einige Planungen ein, das wurde aber offenbar kaum kommuniziert. Aus Sicht der Bürger passierte nichts. Erst als sie den Petitionsausschuss des Abgeordnetenhauses um Hilfe anriefen, hatten sie Erfolg. Nun soll mit dem Umbau des Unfallschwerpunktes wohl noch 2017 begonnen werden.

Das Beispiel macht klar: Wer sich als Bürger für mehr Sicherheit im Verkehr einsetzt, braucht oft ein dickes Fell und vor allem Durchhaltevermögen. Dies zeigen auch die Erfahrungen anderer Anwohnerinitiativen sowie von Fußgänger- und Radlerorganisationen. Egal, ob sie für breitere Radspuren, separates Grün für Fußgänger, für sogenannte vorgezogene Fußgängernasen an Übergängen oder andere Ziele streiten. Manchmal bleibt ihnen als letzte Chance nur der Petitionsausschuss.

Die Lage ist brisant

An der Kreuzung Yorck-, Katzbachstraße macht schon ein Blick auf die Unfallstatistik klar, wie brisant die Lage ist. Alleine von 2014 bis 2016 ereigneten sich dort 51 Crashs mit 69 leicht- und fünf schwerverletzten Menschen. Darunter waren drei Fußgänger und fünf Radler.

Im Mai 2016 wurde ein Junge angefahren und mitgeschleift, obwohl er die Yorckstraße bei Grün überquerte. Er erlitt schwere Prellungen. Und im März dieses Jahres prallte ein Pkw, der aus Kreuzberg kam, beim Linksabbiegen über die Yorck- zur Katzbachstraße auf einen entgegenkommenden Wagen. Folge: ein Verletzter, zwei zerstörte Autos.

Die Kreuzung Yorckstraße/Katzbachstraße.
Die Kreuzung Yorckstraße/Katzbachstraße.

© Tsp/Bartel

Seit Januar 2015 bemühen sich Anwohner „um die Entschärfung des Unfall-Hotspots“, sagt Masen Abou-Dakn, einer der Initiatoren des nervenaufreibenden Unternehmens. „Es hat gedauert“, zieht er Bilanz. Vier ausführliche Briefe und Mails mit Fotodokumentationen wurden an den Bezirk und das Land versandt sowie zur Verkehrslenkung Berlin des Senats, die fachlich über entsprechende Maßnahmen entscheidet.

Außerdem gab es Telefonate und Ortstermine, ein „leidenschaftliches Plädoyer“, so Abou-Dakn, bei der Bezirksverordnetenversammlung und viele Briefe von Eltern, die ihre Ängste schildern. „Unseren Kindern haben wir verboten, die Ampelübergänge zu nutzen. Sie laufen Umwege zur Schule“, schreibt eine Mutter. Es sei ihr „unbegreiflich, dass hier seit Jahren nichts geschieht“. Zumal die Kreuzung durch die neuen Parks am Gleisdreieck mehr denn je frequentiert werde.

Einmündung der Katzbachstraße soll umgestaltet werden

Nun aber will der Senat die Einmündung der Katzbachstraße umgestalten. Aus Kreuzberg kommende Fahrer sollen künftig beim Linksabbiegen zur Katzbachstraße im Wechsel mit dem Gegenverkehr auf der Yorckstraße Grün erhalten. Bislang ist die Gefahr groß, dass sie Autos übersehen, die aus Richtung Schöneberg mit hohem Tempo unter den schlecht einsehbaren Yorckbrücken hervorkommen.

Die getrennte Signalisierung soll den Bereich beruhigen, so werde er auch für Fußgänger und Radler sicherer, heißt es. Zusätzlich will man die Gehwege am Ampelüberweg der Yorckstraße ein Stück zur Fahrbahn vorziehen. dadurch sind Fußgänger für Rechtsabbieger besser sichtbar, außerdem verkürzen die „Fußgängernasen“ den Überweg.

Für den Vorsitzenden des Petitionsausschusses, Kristian Ronneburg (Linke), macht das Beispiel klar, wie erfolgreich sein Gremium „Druck ausüben kann“. Zwölf Mitglieder der im Abgeordnetenhaus vertretenen Fraktionen gehören dem Ausschuss an. Jeder Bürger kann sich an sie wenden, falls er bei Problemen mit Bezirks- und Landesbehörden alleine nicht weiterkommt. Verwaltungen müssen dem Ausschuss innerhalb von drei Wochen Auskünfte geben, „sind diese nicht zufriedenstellend, haken wir nach und geben dem Bürger Zwischenbescheide“, sagt Ronneburg.

2016 behandelte das Gremium 1526 Eingaben, arrangierte Runde Tische, drängte Ämter zu Ortsterminen. Ein Viertel der Petitionen unterstützte der Ausschuss ganz oder teilweise, in anderen Fällen gaben er Hilfen zur Selbsthilfe, beispielsweise Tipps, welche Unterlagen für Anträge noch beschafft werden müssen.

Die Themen reichen von sozial- und ausländerrechtlichen Konflikten bis zu Verkehrsproblemen. So setzte der Ausschuss bereits im Frühjahr einen Fußgängerüberweg vor zwei Kitas an der Habersaathstraße in Mitte durch sowie einen Tempo-30-Abschnitt auf der Kreuzberger Oranienstraße. Nun macht er sich an der Yorckstraße zum Fürsprecher der Bürger. Und diese sehen sich bestätigt. „Steter Tropfen höhlt den Stein.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false