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Auch das Friedhofscafé auf dem Friedrichwerderschen Kirchhof in der Bergmannstraße 42 ist am Freitag geöffnet.

© Doris Spiekermann-Klaas

Zweite Kreuzberger Friedhofsnacht: Bitte mit Taschenlampe

Am Freitag steigt zum zweiten Mal die Kreuzberger Friedhofsnacht. Sie lädt zum Abendspaziergang zu prominenten Gräbern.

Die mobile Friedhofsbar ist auch wieder dabei: ein Leichenwagen, der jetzt als Getränkewagen dient. An diesem Freitag steigt zum zweiten Mal die Kreuzberger Friedhofsnacht in den Friedhöfen an der Bergmannstraße, mit Musik und Lesungen samt Abendspaziergang zu prominenten Gräbern auf den vier nebeneinanderliegenden Friedhöfen, vom Alten Luisenstädtischen direkt am Südstern bis zum Friedhof Dreifaltigkeit II neben dem Marheinekeplatz.

Ruhet in Frieden? Friedhöfe sind längst auch Unruhestätten geworden, mit Spaziergängern und Bienenstöcken, von illegalen Partys zu schweigen. Warum nicht auch offiziell feiern, dachte sich der Evangelische Friedhofsverband, und nebenbei deutlich machen, dass diese Friedhöfe große, teils Efeu-überwucherte Open-Air-Museen sind und Kulturschätze bergen? Was auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof an der Chausseestraße, der Promi-Begräbnisstätte Berlins, gang und gäbe ist, macht auch in Kreuzberg Schule.

Los geht’s am Freitag um 20 Uhr mit Bruckners F-Dur-Streichquintett, gespielt von Musikern des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin am imposanten Familiengrab Löbich/Liebau mit der personifizierten Trauer im Säulenhalbkreis, gleich am Hauptweg des Luisenstädtischen Friedhofs (Eingang Südstern 8 –10).

Ab 21 Uhr können die Besucherinnen und Besucher dann zu diversen Kulturstationen flanieren. Unter anderem zum Grab von Gustav Stresemann, wo dessen Enkelin Christina Stresemann aus dessen Texten liest, oder zum Maler Adolph von Menzel, wo die Kunsthistorikerin Uta Lehnert Geschichten von der „kleinen Eminenz“ zu erzählen weiß.

Reinhild Kuhn singt, Adrian Flores spielt Guitarre

Oder zum Schriftsteller August Kopisch, der die Kölner Heinzelmännchen erfand, oder zur Schriftstellerin und Schiller-Gefährtin Charlotte von Kalb, deren Grabstein die romantische Inschrift trägt: „Ich war auch ein Mensch, sagt der Staub! Ich bin auch ein Geist, sagt das All!“ An allen Stationen wird rezitiert, berichtet, werden Bilder gezeigt, erklingt weitere Musik.

Den Abend beschließen die Sängerin Reinhild Kuhn und der Gitarrist Adrian Flores, in der Kapelle auf dem Friedrichswerderschen Friedhof tragen sie Lieder zur Vergänglichkeit vor. Und wem’s an der mobilen Bar zu voll wird, der kann dort das Friedhofscafè Strauß aufsuchen. Es wird spät, also: Taschenlampen mitbringen!

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