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OMP-Gründer, Musiker und Comic-Zeichner Klaus Gaffkus alias Klaus Cornfield (re.) und Schlagzeuger Janek Sprachta.

© Kai-Uwe Heinrich

Kreuzberger Band OMP: Irgendwas mit Sonne

Rammstein-Kracher, Schlagerschrott? Die 38 Musiker von OMP können beides, in ungewohnter Manier. Beim Bergmannstraßenfest kann man sie hören.

Ob Nasenflöten, Kastagnetten, Mini-Becken, kleine Klaviere, Ukulelen oder Xylophone: Die Instrumente des Orchestre Miniature in the Park, kurz OMP, sind eine Nummer kleiner und bunter als in anderen Bands. Trotzdem spielt das 38-köpfige Orchester keine Kinderlieder, sondern Oden an den Sommer. Sogar „Sonne“ von Rammstein wird gecovert, nur klingt es eben niedlicher als das Original.

Kuriose und einzigartige Musik – das passt gut zu Kreuzberg, und so tritt die Band am Sonntag beim Bergmannstraßenfest in der Großbeerenstraße auf. OMP-Gründer, Musiker und Comic-Zeichner Klaus Gaffkus alias Klaus Cornfield hat nicht nur eine Vorliebe für niedliche Instrumente, sondern auch für zauberhafte Orte. Sein Vorschlag für ein Treffen: die direkt an der Spree gelegene Milchbar im Funkhaus in der Nalepastraße 18, also in Oberschöneweide.

Das ist ein bisschen im Nirgendwo, noch hinter der Rummelsburger See – umso mehr überrascht es, dass viele junge Leute mit Laptops an den Biertischen sitzen. Das ehemalige, seit langem leerstehende Rundfunkgebäude der DDR wird gerade saniert, perspektivisch sollen hier Coworking-Spaces und Eigentumswohnungen entstehen.

Gaffkus lobt die Milchbar-Küche seines Schlagzeugers Janek Sprachta, der gerade eine kalte Gazpacho bringt – passend zu den heißen Temperaturen. Viele Bandmitglieder machten neben den zweiwöchigen Proben mit den Miniaturinstrumenten beruflich noch etwas anderes. „Die Zusammensetzung ist bei uns etwa fifty-fifty“, meint Gaffkus. Die eine Hälfte seien Profi-Musiker so wie Sprachta oder er selbst, die andere enthusiastische Hobby-Musikanten.

„Musik als stärkste Form des Miteinanders“

Wie der Bandname schon verrät, wird meist draußen gespielt – umso besser, dass die kleinen Instrumente so leicht zu transportieren sind. „Musik als stärkste Form des Miteinanders“, so beschreibt Gaffkus das Ziel von OMP. Und der Sommer oder die Sonne müssten in den Titeln auftauchen, schließlich sollen die Lieder zu deren Hommage werden.

Die von Gaffkus getexteten Songs wie „Songs about the Sun“, „Fräulein Sommer“ oder „Sheriff Chefboss (Sommerritt)“ machen Laune und klingen wie ein großes, gemeinschaftliches Ereignis. Obwohl die Instrumente so klein sind, kann man jedes einzelne heraushören – zumindest bei der im Studio aufgenommenen Platte.

Beim Open Air müssten sich die lauteren Instrumente aber ein bisschen zurücknehmen, damit die kleinen Glocken oder Kinder-Xylophone noch gehört werden. Der elektrische Bass sei extra höher gestimmt. "Am Anfang hatte ich Angst zu sehr reinzuhauen, deswegen habe ich erst mal zwei Besen statt Schlagstöcke benutzt", erinnert sich Sprachta, der fast schon seit der Gründung 2007 mitmusiziert.

Das neue Album soll 2020 erscheinen

Bei so viel Fingerspitzengefühl sitzt dann selbst der gecoverte Rammstein-Song – und den „mögen Kinder ebenso wie Heavy-Metal-Fans, die das Lied so noch nie gehört haben“, weiß Gaffkus. Selbst peinliche Schlager würden durch das Miniaturorchester genießbar.

Das Entzücken über die kleinen Instrumente und bekannte Songs, die niedlicher klingen, scheint etwas Universelles zu sein. „Wenn eine Person im Park vorbei kommt und ein Lied hört, das sie sowieso gern mag, wird sie schnell mitgezogen.“ Die besten Leute waren einst Konzertzuhörer und fragten hinterher, ob noch Bandmitglieder gebraucht würden.

Das Cover des Albums von 2015, das aus Gaffkus’ Feder stammt, ruft dasselbe Entzücken hervor. Es zeigt die ganze bunte Palette der OMP-Instrumente mit Gesichtern vor einem „Berliner Trash-Strand“, so nennt es der Zeichner. Der Fernsehturm hinten links, zwei Häuser mit Plakaten („Kein Mensch ist illegal!“, „Jetzt oder nie! Anarchie“) rahmen die fröhlichen Instrumente ein. Außerdem hat der bekannte Zeichner Markus Witzel („Mawil“) auf dem rechten Haus eine Spur hinterlassen: den bebrillten Hasen, einen seiner Hauptcharaktere. Das neue Album soll 2020 erscheinen.

59 Bands treten dieses Jahr beim Bergmannstraßenfest auf

Live gehört werden kann das Orchestre Miniature schon am Sonntag auf dem dreitägigen Bergmannstraßenfest, das an diesem Freitag beginnt. Zu seinem 25-jährigen Jubiläum wurde es in die Kreuzbergstraße und ihre umliegenden Straßen verlegt (Mehringdamm, Möckern-, Großbeeren- und Katzbachstraße). Wegen der Parklets des Begegnungszonenprojekts würde es in der Bergmannstraße zu eng.

Ende 2018 war nicht klar, ob das Fest überhaupt stattfinden kann, denn der Organisator Kiez und Kultur e.V. hörte auf. Als neuer Betreiber fand sich der Verein Kreuzberg-Festival. Dieses Jahr treten insgesamt 59 Bands auf, Jazz, Soul, Blues und Rock werden erklingen und – etwas feiner, kleiner und niedlicher als die anderen – das bunte Miniaturorchester.

Das Bergmanntraßenfest beginnt an diesem Freitag und endet am Sonntag. Das OMP spielt am Sonntag von 17.45 Uhr bis 18.45 Uhr auf der Theaterbühne Großbeerenstraße. Weitere Programmpunkte und Lageplan findet man unter kreuzberg-festival.de. Infos zur Band gibt es unter www.ompberlin.de

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