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Das Gebäude der Lunapharm Deutschland GmbH in Blankenfelde-Mahlow.

© Patrick Pleul/dpa

Krebsmittel-Skandal in Brandenburg: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Lunapharm-Geschäftsführerin

Wegen des Verdachts auf Handel mit gestohlenen Krebsmedikamenten erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage. Die Firma hatte die Vorwürfe zuletzt zurückgewiesen.

Der Lunapharm-Skandal wird zum Fall für die Strafjustiz: Die Potsdamer Staatsanwaltschaft hat beim Potsdamer Landgericht Anklage wegen Verstößen gegen das Arzneimittelrecht gegen die Geschäftsführerin des Pharmaunternehmens erhoben.

Angeklagt ist auch der Hauptlieferant, der Deutsch-Ägypter Mohamed R., der in Griechenland eine Apotheke betreibt. Ihnen wird gemeinschaftlicher gewerbsmäßiger Handel mit gefälschten Arzneimitteln in 23 Fällen vorgeworfen. Darauf stehen Freiheitsstrafen von einem bis zu zehn Jahren. Mitangeklagt ist ein weiterer Beschuldigter wegen Beihilfe.

Noch Ende Juli hatte Lunapharm – während der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen – alle Vorwürfe zurückgewiesen. Ihre Firma habe zu keiner Zeit mit gestohlenen Medikamenten gehandelt, sagte Lunapharm-Geschäftsführerin Susanne K. dort. Sie habe nur Medikamente vertrieben, die sie auch ihrer Mutter, ihrer Tochter oder sich selbst geben würde.

Die Firma hat sogar beim Land Brandenburg eine Forderung auf Schadenersatz in Höhe von 70 Millionen Euro aufgemacht, weil die Gesundheitsbehörden der Firma Herstellung, Handel und Vertrieb von Arzneien untersagt haben.

Der Skandal, der vergangenes Jahr bundesweit Schlagzeilen machte, hat nach dem Bericht einer unabhängigen Expertenkommission auch Defizite bei der Arzneimittelüberwachung im Land offenbart. Der Bereich wurde inzwischen aufgestockt. Die Lunapharm-Kommission hat ein eigenständiges Ministerium für Gesundheit und Pflege empfohlen, was nun im Zuge der Kenia-Koalitionsverhandlungen aktuell werden kann.

Falsche Angaben zu den Vertriebswegen

Wegen des Skandals, den das ARD-Magazin „Kontraste“ aufgedeckt hatte, erklärte die damalige Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) ihren Rücktritt. Lunapharm war in Verdacht geraten, mit gestohlenen Krebsmedikamenten aus Griechenland und Italien gehandelt zu haben. Laut Anklage soll Lunapharm große Mengen teurer Krebsarzneien von der Apotheke in Griechenland geliefert bekommen haben, obwohl diese keine Großhandelserlaubnis hatte.

Es geht aus Sicht der Anklage um falsche Angaben zu dem Vertriebsweg von Arzneimitteln, weshalb die Medikamente als gefälscht gelten. Nach ersten Ermittlungen im Frühjahr 2017 hatte Lunapharm erklärte, aus der griechischen Apotheke keine Ware mehr zu beziehen. Tatsächlich soll Lunapharm weitergemacht haben. Um die Herkunft zu verschleiern, soll R. die Rechnungen auf einen Großhändler in Zypern ausgestellt haben, der gar nicht eingebunden gewesen sein soll.

Medikamente im Wert von 1,1 Millionen Euro

Die Anklage richtet sich auf den Handel vom Mai bis Juni 2018, der Wert der in dieser Zeit verkauften Medikamente beläuft sich auf 1,1 Millionen Euro. Diese seien von Lunapharm zum größten Teil mit Gewinn verkauft worden. Bei Lunapharm und weiteren Beteiligten seien Vermögenswerte in Höhe von rund 890 000 Euro vorläufig gesichert worden, die Summe entspricht laut Staatsanwaltschaft den erwirtschafteten Erlösen.

Daneben laufen noch weitere Ermittlungen gegen Lunapharm. Das Unternehmen steht unter dem Hehlerei-Verdacht, weil es mit gestohlenen Krebsmedikamenten aus Griechenland gehandelt haben soll.

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