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 Eine leere Wodkaflasche und zwei kleine Schnapsflaschen stehen an einer Straße im Regen.

© dpa

Krankenkassenstudie: Doppelt so viele Brandenburger wie vor zehn Jahren haben ein Alkoholproblem

Auch in Berlin werden wesentlich mehr Menschen wegen Abhängigkeit, Entzugserscheinungen, eines akuten Rausches oder psychischer Probleme durch Alkohol behandelt.

Bei Weihnachtsfeiern und natürlich zu Silvester trinken viele Menschen so viel Alkohol, dass ihre Sinne benebelt sind. Aber für immer mehr Menschen wird dieser Rauschzustand zu etwas, das ihr Leben nicht nur im Dezember sondern dauerhaft begleitet: Daten der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) zeigen, dass die Zahl der sogenannten Rauschtrinker in Deutschland deutlich gestiegen ist.

So wurden 2020 – im ersten Jahr der Pandemie – bundesweit rund 34 Prozent mehr Versicherte wegen einer Abhängigkeit, Entzugserscheinungen, eines akuten Rausches oder psychischer Probleme aufgrund von Alkohol ärztlich behandelt als noch zehn Jahre zuvor. In Berlin liegt der Anstieg bei 28,8 Prozent, in Brandenburg sogar bei 49,8 Prozent.

Den größten Anstieg mit rund 67 Prozent zeigt die Studie in Thüringen, das geringste Plus von etwa 10 Prozent in Hamburg. Grundlage für die Studie waren Daten von 1,6 Millionen Versicherten der Krankenkasse, rund 28 000 davon hatten laut ärztlicher Diagnose Probleme mit Alkohol oder Ähnlichem. Im ersten Corona-Jahr 2020 haben laut einer Hochrechnung der KKH rund 1,3 Millionen Menschen in Deutschland einen exzessiven Alkoholkonsum an den Tag gelegt, doppelt so viele Männer wie Frauen.

Vergleicht man die Daten von 2020 mit denen von 2019, dem Jahr direkt vor der Pandemie, so ist beim Rauschtrinken allerdings noch keine große Veränderung zu sehen. Welchen Einfluss Corona auf den Alkoholkonsum in der Bevölkerung hat, werde sich erst in einigen Jahren zeigen, teilte die Krankenkasse mit. Das liege daran, dass es oft lange dauert, bis sich Menschen ein Alkoholproblem eingestehen und deshalb einen Arzt aufsuchen.

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Eine von der KKH beauftragte Online-Umfrage aus dem Jahr 2020 deutet allerdings darauf hin, dass die Zahlen weiter steigen könnten. Darin hatte fast ein Viertel der regelmäßigen Alkoholkonsumenten zugegeben, seit der Pandemie häufiger zur Flasche zu greifen. Außerdem seien viele Hilfsangebote wegen der Krise vorübergehend eingestellt worden, was zu vermehrten Rückfällen führen könne.

Der Drogennotdienst in Berlin ist rund um die Uhr telefonisch zu erreichen

Für Menschen mit einem Alkoholproblem gibt es mehrere Hotlines und telefonische Beratungsstellen. Der Drogennotdienst in Berlin ist unter der Telefonnummer 030-19237 rund um die Uhr zum Ortstarif aus dem deutschen Festnetz zu erreichen.

Die Sucht- und Drogen-Hotline (bundesweit) ist unter der Telefonnummer 01806-313031 rund um die Uhr zu erreichen, ein Anruf kostet 20 Cent pro Minute aus dem deutschen Festnetz.

Das Infotelefon zur Suchtvorbeugung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat die Telefonnummer 0221-892031. Montag bis Donnerstag ist dort von 10 bis 22 Uhr ein Ansprechpartner zu erreichen, Freitag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr (für das Telefonat fallen vom Anbieter abhängige Kosten an).

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