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Der Kranichbestand litt diesen Sommer unter der anhaltenden Trockenheit.

© Stefan Sauer

Kranichbestand in Brandenburg: Schlechtes Jahr für die Kraniche

Wenig Nachwuchs nach trockenem Sommer.

Criewen/Linum - Beate Blahy und Eberhard Henne sind besorgt. Die beiden Naturschützer aus der Uckermark sind bekennende Kranichfans, engagiert in der Brandenburger AG Kranichschutz. Die anhaltende Trockenheit habe der größten europäischen Vogelart in diesem Jahr stark zugesetzt, beobachteten beide. Kraniche bevorzugen Nist- und Schlafplätze im flachen Wasser, um sich vor Feinden wie Fuchs, Wildschwein oder Marderhund zu schützen. Doch viele der angestammten Quartiere sind ausgetrocknet.

„Die Reproduktion der Tiere sinkt, weil das Wasser fehlt“, sagt Henne, der von einer ähnlichen Situation in Mecklenburg-Vorpommern berichtet. Weil die Bedingungen nicht stimmten, hätten viele Kraniche erst gar nicht gebrütet, die Gelege seien von anderen Tieren geplündert worden. „Auf 100 erwachsene Kraniche kommen normalerweise zehn Jungvögel. In diesem Jahr waren es nur zwei bis drei“, sagt Blahy. Beide Naturschützer betreuen seit 2003 ein etwa 25 Quadratkilometer großes Monitoring-Gebiet in der Uckermark. Im vergangenen Jahr hätten dort 28 Kranich-Brutpaare noch 19 Küken groß gezogen, in diesem Jahr seien es noch fünf Jungvögel gewesen.

Sorgen macht sich auch Norbert Schneeweiss von der Naturschutzstation Rhinluch (Ostprignitz-Ruppin), die den größten Brandenburger Kranichrastplatz im Linumer Bruch betreut. Auch er bestätigt einen Brutrückgang bei den Schreitvögeln. „Überall fehlt das Wasser. Wir haben keine Reserven, die wir in das Teichland und vor allem auf die Rastflächen pumpen könnten“, sagt er. Halte die Trockenheit an, so könnte das beeindruckende Naturschauspiel von Tausenden rastenden Kranichen auf ihrem Zwischenstopp in Richtung Süden im Linumer Bruch bald der Vergangenheit angehören. „Die Vögel werden sich sichere Rastplätze an der Ostsee und in Niedersachsen suchen und damit aus Brandenburg abwandern“, befürchtet Schneeweiss.

Dirk Treichel, Leiter der Nationalparkverwaltung Unteres Odertal (Uckermark), schaut durch ein Fernglas und hält Ausschau nach Kranichen.
Dirk Treichel, Leiter der Nationalparkverwaltung Unteres Odertal (Uckermark), schaut durch ein Fernglas und hält Ausschau nach Kranichen.

© Patrick Pleul

Weniger dramatisch sieht es Dirk Treichel, Leiter der Nationalparkverwaltung Unteres Odertal (Uckermark). 50 Brutpaare gebe es im Nationalpark entlang der unteren Oder. Auch der Rastplatz der Zugvögel im Norden des Parks am Staffelder Polder sei mit 2500 Kranichen bereits gut gefüllt. Ab dem 27. September veranstaltet die Nationalparkverwaltung wieder die Kranichwoche mit täglichen Führungen. „Da sehe ich derzeit überhaupt keine Gefahr, dass unsere Gäste keine Kraniche zu Gesicht bekommen“, sagt Treichel. (dpa)

Jeanette Bederke

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