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Im vorigen Jahr sind bei 14 Millionen Kontrollen der BVG und der S-Bahn zusammen rund 542.000 Fahrgäste ohne gültiges Ticket erwischt worden.

© imago/Jürgen Ritter

US-Amerikaner wirft BVG Diskriminierung vor: Kontrolleure sollen Opernsänger rassistisch beleidigt und verletzt haben

Neue Vorwürfe gegen Fahrkartenkontrolleure: Ein Amerikaner hat die BVG verklagt – nach dem Antidiskriminierungsgesetz.

Ein aus den USA stammender Opernsänger hat die BVG verklagt, weil Fahrkartenkontrolleure ihn verletzt und rassistisch diskriminiert haben sollen. Das berichtete am Sonntag die britische Zeitung "The Guardian". Demnach berufe sich der Schwarze Jeremy Osborne bei seiner Klage auf das Antidiskriminierungsgesetz, das seit 2020 in Berlin gilt.

Laut "Guardian" soll Osborne im Oktober 2020 bei einer Kontrolle in einem Zug der U2 rassistisch beleidigt worden sein. Die Situation sei eskaliert, nachdem Osborne von den Kontrolleuren die Dienstausweise sehen wollte. Auf dem Bahnsteig soll einer der Kontrolleure Osborne dann auf eine Metallbank geschubst haben.

Ein BVG-Sprecher konnte am Sonntag auf Anfrage den Vorfall nicht kommentieren. Ob es am Montag eine Stellungnahme geben werde, sagte der Sprecher nicht. In der Vergangenheit hatte die BVG ähnliche Anfragen stets unbeantwortet gelassen, mit der Begründung, dass es um laufende Verfahren gehe.

Die BVG fühlt sich nicht für das Vorgehen einer fremden Sicherheitsfirma verantwortlich

Laut "Guardian" ist es das erste Mal, dass die BVG auf Grundlage des Antidiskriminierungsgesetzes verklagt worden ist. Die BVG habe den Anwälten des Sängers geantwortet, dass sie nicht für das Vorgehen einer privaten Sicherheitsfirma verantwortlich sei.

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Er habe den Jahresausweis "sehr langsam" gezeigt

Dem "Guardian" zufolge hat die BVG mitgeteilt, dass der Fahrgast die Kontrolleure provoziert habe, indem er seinen Jahresausweis „sehr langsam“ gezeigt habe. Die türkischstämmigen Kontrolleure habe er als „Ausländer“ bezeichnet. 

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Dies habe der 35-jährige Osborne dementiert, berichtet die Zeitung. Der erst im April bei Osbornes Anwalt eingegangene Bericht des im Auftrag der BVG tätigen Unternehmens decke sich nur teilweise mit dem der später eingeschalteten Polizei.

Mehrfach wurden ähnliche Fälle durch soziale Medien bekannt

In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Berichte von gewalttätigen Kontrolleuren bei BVG und S-Bahn gegeben. Mehrfach wurden diese durch Berichte der Opfer in sozialen Medien bekannt.

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In einem drastischen Fall wurde ein nigerianisch-amerikanischen Künstler im Dezember 2020 von Kontrolleuren schwer verletzt, laut eigenen Angaben erlitt er unter anderem eine lebensbedrohliche Perforation der Lunge. Laut Guardian soll es sich bei den beteiligten Kontrolleuren um Mitarbeiter desselben Subunternehmens wie im Falle Osbornes handeln.

Im Februar 2022 hatte die Amerikanerin Juju Kim der BVG vorgeworfen, ihr einen Finger gebrochen zu haben, ebenfalls bei einer Ticketkontrolle.

Im März warf der 32-jährige Ssaman Mardi Kontrolleuren der S-Bahn vor, ihn beleidigt und geschlagen zu haben. 2018 war durch einen Bericht im Tagesspiegel bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft in sieben Fällen Anklage gegen zehn Mitarbeiter eines für die S-Bahn tätigen Privatunternehmens erhoben hatte. Die Vorwürfe: Gewalttaten, Betrugs- und Beleidigungsdelikte.

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